Die Schauspielerin und Aktivistin, die mit dem Cecil-B.-DeMille-Preis ausgezeichnet wurde, ging in ihrer Rede, die sie auf der Bühne hielt, direkt auf die heftige Kontroverse um fehlende Diversität ein, die die Globes derzeit erschüttert. Fonda sagte, es gehe beim Film ums Erzählen von Geschichten, und diese seien so wirkmächtig, weil sie es möglich machten, die Wahrnehmung der Menschen zu ändern.
„Aber da gibt es eine Geschichte über uns in der Branche, die wir aus Angst nicht sehen oder hören wollten. Es ist die Geschichte, wen wir respektieren und ins Rampenlicht stellen und wen wir ausschalten. Es geht darum, wer einen Platz am Tisch angeboten bekommt und wen wir nicht in den Raum lassen, wo die Entscheidungen gefällt werden. Es betrifft also uns alle – inklusive jener, die entscheiden, wer einen Job bekommt und welcher Film gedreht wird und wer einen Preis gewinnt.“
„Realität anerkennen“
Fonda appellierte an alle, gemeinsam dafür zu kämpfen, dass „alle nach oben kommen und alle Geschichten eine Chance haben, gesehen und gehört zu werden“. Das bedeute ja nur, die Realität anzuerkennen, „auf der Höhe der Zeit“ mit der sich entwickelnden Diversität zu sein. Kunst habe schließlich „immer den Weg nach vorne aufgezeigt“. „Also, lasst uns Anführer sein. Okay?“
Die 83-Jährige wurde als erst 17. Frau seit 1953 mit dem Cecil-B.-DeMille-Preis für ihren „außerordentlichen Beitrag“ zur Unterhaltungsindustrie geehrt.
Kritik an „kosmetischen Ankündigungen“
Der Verband der Auslandsjournalisten ging während der Show nur in einem kurzen Statement auf die jüngsten Vorwürfe ein und kündigte an, die Zusammensetzung der Jury ändern zu wollen. Tina Tchen, Leiterin der Bewegung Time’s Up gegen Diskriminierung von Frauen, kritisierte unmittelbar danach in einem Schreiben die Reaktion des Verbands der Auslandspresse als „kosmetisch“ und forderte weitgehende Reformen.
„Betrug von Big Red Carpet“
Auch das Moderatorenduo, die Komikerinnen Tina Frey und Amy Poehler, in New York und Los Angeles jeweils auf der Bühne stehend, machte die Causa zum Thema. Sie scherzten, dass Preise wie die Globes „alle ein Betrug von Big Red Carpet sind, um mehr Teppiche zu verkaufen“, in Anspielung auf Big Oil, Big Tobacco und Big Tech, die mit ihrer Vormacht selbst die Rahmenbedingungen bestimmten und bestimmen. Fey betonte weiters: „Der Punkt ist, dass selbst bei dämlichen Sachen Inklusivität wichtig ist, und es gibt keine schwarzen Mitglieder im Verband. Ich verstehe, HFPA, dass ihr vielleicht die Mitteilung nicht bekommen habt, weil euer Arbeitsplatz im hinteren Eck eines französischen McDonald’s ist. Aber ihr müsst das ändern.“
Der Abend selbst verlief dann – abgesehen von kleineren technischen Problemen – weitgehend reibungslos. Die Golden Globes, nach den Oscars Hollywoods wichtigste Filmpreise, wurden in Beverly Hills und New York zum 78. Mal vergeben. Wegen der Coronavirus-Pandemie lief die Gala diesmal weitgehend virtuell ab, die Nominierten wurden von Standorten in aller Welt zugeschaltet.
Golden Globes vergeben
Die Komödie „Borat Subsequent Moviefilm“ des britischen Komikers Sacha Baron Cohen und das Roadmovie „Nomadland“ von Regisseurin Chloe Zhao sind die diesjährigen Sieger der Golden Globes.
Zwei klare Sieger
Das Roadmovie „Nomadland“ von Regisseurin Chloe Zhao gewann den Golden Globe als bestes Filmdrama. Zhao holte auch die Regietrophäe – erst als zweite Frau in der langen Geschichte der Golden Globes.
In der Komödiensparte siegte die bissige Satire „Borat Subsequent Moviefilm“ mit dem britischen Komiker Sacha Baron Cohen, der auch den Globe als bester Hauptdarsteller in einer Komödie erhielt. Wie schon 2006 war der Brite durch die USA gereist, kam mit Menschen ins Gespräch und verwickelte sie in mitunter komische oder auch entlarvende Situationen. Sein erster „Borat“-Auftritt hatte ihm ebenfalls die Trophäe eingebracht.
Andra Day beste Schauspielerin
US-Schauspielerin und -Sängerin Andra Day (36), die in „The United States vs. Billie Holiday“ die Jazz-Sängerin Billie Holiday verkörpert, wurde zur besten Dramadarstellerin gekürt. In der Männerriege wurde Chadwick Boseman postum für seine letzte Rolle in dem Jazz-Drama „Ma Rainey’s Black Bottom“ ausgezeichnet. Boseman war im vergangenen August im Alter von 43 Jahren an Krebs gestorben.
In der Kategorie „Bester nicht englischsprachiger Film“ gewann das Familiendrama „Minari“ von US-Regisseur Lee Isaac Chung (42), der darin seine eigenen Erfahrungen als Kind koreanischer Einwanderer im ländlichen US-Staat Arkansas einbringt. Mit „Minari“, hauptsächlich in koreanischer Sprache gedreht, waren unter anderem Filme aus Italien, Frankreich und Dänemark im Rennen.
Über die Auszeichnungen des Verbands der Auslandspresse (HFPA) in 25 Film- und Fernsehkategorien entscheiden nur knapp 90 internationale Journalisten, die seit Langem in Hollywood arbeiten. Bei den Oscars stimmen über 9.000 Filmschaffende ab. Die Academy Awards sollen Ende April vergeben werden.