Jane Fonda mit dem Cecil B. DeMille Award
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Golden Globes

Jane Fonda liest Hollywood die Leviten

Die 78. Golden Globes sind vergeben – und die Hauptpreise sind an das Roadmovie „Nomadland“ und die Satire „Borat Subsequent“ gegangen. Die pandemiebedingt großteils virtuelle Show stahl wohl Jane Fonda allen anderen. Nach Bekanntwerden der Tatsache, dass in der Globes-Jury keine einzige schwarze Person vertreten ist, las sie der Filmindustrie ob deren mangelnder Diversität die Leviten.

Die Schauspielerin und Aktivistin, die mit dem Cecil-B.-DeMille-Preis ausgezeichnet wurde, ging in ihrer Rede, die sie auf der Bühne hielt, direkt auf die heftige Kontroverse um fehlende Diversität ein, die die Globes derzeit erschüttert. Fonda sagte, es gehe beim Film ums Erzählen von Geschichten, und diese seien so wirkmächtig, weil sie es möglich machten, die Wahrnehmung der Menschen zu ändern.

„Aber da gibt es eine Geschichte über uns in der Branche, die wir aus Angst nicht sehen oder hören wollten. Es ist die Geschichte, wen wir respektieren und ins Rampenlicht stellen und wen wir ausschalten. Es geht darum, wer einen Platz am Tisch angeboten bekommt und wen wir nicht in den Raum lassen, wo die Entscheidungen gefällt werden. Es betrifft also uns alle – inklusive jener, die entscheiden, wer einen Job bekommt und welcher Film gedreht wird und wer einen Preis gewinnt.“

„Realität anerkennen“

Fonda appellierte an alle, gemeinsam dafür zu kämpfen, dass „alle nach oben kommen und alle Geschichten eine Chance haben, gesehen und gehört zu werden“. Das bedeute ja nur, die Realität anzuerkennen, „auf der Höhe der Zeit“ mit der sich entwickelnden Diversität zu sein. Kunst habe schließlich „immer den Weg nach vorne aufgezeigt“. „Also, lasst uns Anführer sein. Okay?“

Die 83-Jährige wurde als erst 17. Frau seit 1953 mit dem Cecil-B.-DeMille-Preis für ihren „außerordentlichen Beitrag“ zur Unterhaltungsindustrie geehrt.

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„Nomadland“-Regisseurin Chloe Zhao
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„Nomadland“-Regisseurin Chloe Zhao ist erst die zweite Frau, die den Regiepreis bei den Globes erhielt. Barbra Streisand war 1984 die Erste. Zhao ist zudem die erste Asiatin, die den Preis erhielt.
Das Schauspielerpaar Sacha Baron Cohen und Isla Fisher
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Sasha Baron Cohen und seine Frau, Schauspielerin Isla Fisher, bei der virtuellen Preisverleihung
Freude der Golden-Globe-Gewinnerin Andra Day
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Andra Day freut sich über den Preis als beste Schauspielerin in einem Filmdrama für ihre Rolle in „The United States vs. Billie Holiday“
Renee Zellweger gibt Chadwick Boseman als besten Schauspieler in einem Filmdrama bekannt
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Chadwick Boseman wurde postum mit der Auszeichnung des besten Schauspielers in einem Filmdrama gekürt
Schauspielerin Rosamund Pike
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Rosamund Pike wurde als beste Schauspielerin in der Kategorie „Filmkomödie“ für ihre Rolle als Betrügerin in der Thriller-Satire „I Care a Lot“ ausgezeichnet.
Jane Fonda mit dem Cecil B. DeMille Award
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Jane Fonda hält ihre Ehrung in die Höhe – und rechnete dann, wenn auch freundlich, mit der Filmindustrie ab
Schauspieler Daniel Kaluuya freut sich über seinen Golden-Globe-Gewinn
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Daniel Kaluuya („Judas and the Black Messiah“) wurde zum besten Nebendarsteller gekürt
Golden-Globe-Gewinnerin Jodie Foster küsst ihre Frau Alexandra Hedison
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Jodie Foster (mit ihrer Frau Alexandra Hedison) wurde für ihre Rolle in „The Mauritanian“ als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet
Schauspielerin Anya Taylor-Joy
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Anya Taylor-Joy wurde für ihre Rolle in der Miniserie „The Queen’s Gambit“ als beste Schauspielerin ausgezeichnet
Regisseur Lee Isaac Chung mit seiner Tochter
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„Minari“-Regisseur Lee Isaac Chung freute sich mit seiner Tochter über den Preis für den besten fremdsprachigen Film
Schauspieler Jason Sudeikis
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Jason Sudeikis, nicht in Abendrobe wie die anderen Kandidatinnen und Kandidaten, wurde zum besten männlichen Schauspieler in einer Komödienserie für seine Rolle in „Ted Lasso“ gekürt
Schauspieler Josh O’Connor
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Die TV-Serie „The Crown“ wurd als bestes Seriendrama ausgezeichnet – und holte auch mehrere Darstellerpreise, so etwa Josh O’Connor für seine Darstellung von Prinz Charles
Schauspielerin Emma Corrin
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Emma Corrin wurde für ihre Darstellung der Prinzessin Diana als beste Seriendarstellerin ausgezeichnet
Schauspielerin Gillian Anderson
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Und Gillian Anderson erhielt für ihre Verkörperung von Margaret Thatcher in „The Crown“ den Preis für die beste TV-Nebendarstellerin

Kritik an „kosmetischen Ankündigungen“

Der Verband der Auslandsjournalisten ging während der Show nur in einem kurzen Statement auf die jüngsten Vorwürfe ein und kündigte an, die Zusammensetzung der Jury ändern zu wollen. Tina Tchen, Leiterin der Bewegung Time’s Up gegen Diskriminierung von Frauen, kritisierte unmittelbar danach in einem Schreiben die Reaktion des Verbands der Auslandspresse als „kosmetisch“ und forderte weitgehende Reformen.

„Betrug von Big Red Carpet“

Auch das Moderatorenduo, die Komikerinnen Tina Frey und Amy Poehler, in New York und Los Angeles jeweils auf der Bühne stehend, machte die Causa zum Thema. Sie scherzten, dass Preise wie die Globes „alle ein Betrug von Big Red Carpet sind, um mehr Teppiche zu verkaufen“, in Anspielung auf Big Oil, Big Tobacco und Big Tech, die mit ihrer Vormacht selbst die Rahmenbedingungen bestimmten und bestimmen. Fey betonte weiters: „Der Punkt ist, dass selbst bei dämlichen Sachen Inklusivität wichtig ist, und es gibt keine schwarzen Mitglieder im Verband. Ich verstehe, HFPA, dass ihr vielleicht die Mitteilung nicht bekommen habt, weil euer Arbeitsplatz im hinteren Eck eines französischen McDonald’s ist. Aber ihr müsst das ändern.“

Der Abend selbst verlief dann – abgesehen von kleineren technischen Problemen – weitgehend reibungslos. Die Golden Globes, nach den Oscars Hollywoods wichtigste Filmpreise, wurden in Beverly Hills und New York zum 78. Mal vergeben. Wegen der Coronavirus-Pandemie lief die Gala diesmal weitgehend virtuell ab, die Nominierten wurden von Standorten in aller Welt zugeschaltet.

Golden Globes vergeben

Die Komödie „Borat Subsequent Moviefilm“ des britischen Komikers Sacha Baron Cohen und das Roadmovie „Nomadland“ von Regisseurin Chloe Zhao sind die diesjährigen Sieger der Golden Globes.

Zwei klare Sieger

Das Roadmovie „Nomadland“ von Regisseurin Chloe Zhao gewann den Golden Globe als bestes Filmdrama. Zhao holte auch die Regietrophäe – erst als zweite Frau in der langen Geschichte der Golden Globes.

In der Komödiensparte siegte die bissige Satire „Borat Subsequent Moviefilm“ mit dem britischen Komiker Sacha Baron Cohen, der auch den Globe als bester Hauptdarsteller in einer Komödie erhielt. Wie schon 2006 war der Brite durch die USA gereist, kam mit Menschen ins Gespräch und verwickelte sie in mitunter komische oder auch entlarvende Situationen. Sein erster „Borat“-Auftritt hatte ihm ebenfalls die Trophäe eingebracht.

Andra Day beste Schauspielerin

US-Schauspielerin und -Sängerin Andra Day (36), die in „The United States vs. Billie Holiday“ die Jazz-Sängerin Billie Holiday verkörpert, wurde zur besten Dramadarstellerin gekürt. In der Männerriege wurde Chadwick Boseman postum für seine letzte Rolle in dem Jazz-Drama „Ma Rainey’s Black Bottom“ ausgezeichnet. Boseman war im vergangenen August im Alter von 43 Jahren an Krebs gestorben.

In der Kategorie „Bester nicht englischsprachiger Film“ gewann das Familiendrama „Minari“ von US-Regisseur Lee Isaac Chung (42), der darin seine eigenen Erfahrungen als Kind koreanischer Einwanderer im ländlichen US-Staat Arkansas einbringt. Mit „Minari“, hauptsächlich in koreanischer Sprache gedreht, waren unter anderem Filme aus Italien, Frankreich und Dänemark im Rennen.

Über die Auszeichnungen des Verbands der Auslandspresse (HFPA) in 25 Film- und Fernsehkategorien entscheiden nur knapp 90 internationale Journalisten, die seit Langem in Hollywood arbeiten. Bei den Oscars stimmen über 9.000 Filmschaffende ab. Die Academy Awards sollen Ende April vergeben werden.