Im Bild die Schauspielerin Frances McDormand in einer Szene aus dem Film „Nomadland.“
AP/Searchlight Pictures
Oscars

Erstmals zwei Regisseurinnen nominiert

Zum ersten Mal in der Geschichte der Oscars haben heuer zwei Frauen Chancen auf den Sieg in der Regiekategorie. Chloe Zhao geht mit dem Drama „Nomadland“ ins Rennen, Emerald Fennell wurde für „Promising Young Woman“ nominiert. Gesamtfavorit mit zehn Nominierungen ist David Finchers Drama „Mank“ über das Hollywood der 1930er und den Filmklassiker „Citizen Kane“ – ein weiterer Coup für Netflix.

Alle drei Filme rittern auch um die Königskategorie „Bester Film“. Zu den weiteren Nominierten in dieser Sparte gehören das Drama „Minari – Wo wir Wurzeln schlagen“ über eine koreanisch-amerikanische Familie, der Justizthriller „The Trial of the Chicago 7“, das Musikdrama „Sound of Metal“, das Familiendrama „The Father“ und „Judas and the Black Messiah“ über die Black-Panther-Bewegung in den 1960ern.

Die Nominierung von Zhao und Fennell markiert heuer eine Premiere bei den Oscars, denen Kritik an mangelnder Diversität in den vergangenen Jahren zunehmend zugesetzt hatte: Noch nie waren zwei Frauen in der Regiekategorie nominiert, ohnehin gab es bis dato erst fünf nominierte Regisseurinnen. Kathryn Bigelow („Tödliches Kommando – The Hurt Locker“, 2010) ist die einzige oscarprämierte Regisseurin.

Bild zeigt Schauspielerin Carey Mulligan in einer Szene des Films „Promising Young Woman.“
AP/Focus Features
Ebenfalls nominiert: Carey Mulligan in „Promising Young Woman“

Die in Peking geborene Zhao und die Britin Fennell gelten durchaus als Favoritinnen, sie konnten für ihre Filme bereits reichlich Preise und Nominierungen verbuchen. Zhao gewann für „Nomadland“ etwa bereits den Golden Globe für die beste Regie und den Goldenen Löwen beim Filmfestival in Venedig. Neben den beiden Frauen können sich Thomas Vinterberg („Der Rausch“) und Lee Isaac Chung mit „Minari“ Hoffnungen machen. Nominiert ist auch Kultregisseur Fincher.

Finchers Netflix-Drama vorn dabei

Finchers Werk „Mank“ über die Entstehung des Filmklassikers „Citizen Kane“ ist mit zehn Nominierungen ohnehin der große Favorit. Auch Gary Oldman in der Hauptrolle des titelgebenden Drehbuchautors Herman J. Mankiewicz hat durch „Mank“ Chancen auf einen Preis in der Kategorie des besten männlichen Darstellers. Mit ihm rittern Riz Ahmed für „Sound of Metal“, Anthony Hopkins für „The Father“, Steven Yeun für „Minari – Wo wir Wurzeln schlagen“ um den Preis. Postum nominiert wurde der im vorigen August an Krebs gestorbene „Black Panther“-Star Chadwick Boseman in „Ma Rainey’s Black Bottom“.

Bild zeigt Amanda Seyfried und Gary Oldman in einer Szene des Films „Mank.“
AP/Netflix
Amanda Seyfried und Gary Oldman im Favoriten „Mank“

In der Riege der Hauptdarstellerinnen könnte Frances McDormand ebenfalls für „Nomadland“ den Preis mit nach Hause nehmen. Auch für Carey Mulligan in „Promising Young Woman“ gibt es Chancen, ebenso für Viola Davis („Ma Rainey’s Black Bottom“). Es ist Davis’ vierte Nominierung für einen Schauspiel-Oscar, das macht sie zur am öftesten nominierten schwarzen Schauspielerin. Nominiert sind weiters Andra Day („The United States vs. Billie Holiday“) und Vanessa Kirby („Pieces of a Woman“).

Als beste Nebendarstellerin gehen Maria Bakalova („Borat Anschluss Moviefilm“), Glenn Close („Hillbilly Elegy“), Olivia Colman („The Father“), Amanda Seyfried („Mank“) und Yuh-Jung Youn („Minari – Wo wir Wurzeln schlagen“) ins Rennen. Als bester Nebendarsteller haben unter anderen Sacha Baron Cohen für „The Trial of the Chicago 7“ und Daniel Kaluuya für „Judas and the Black Messiah“ Chancen.

Ein wenig Österreich

In der Kategorie des Auslandsoscars gehört Vinterbergs „Der Rausch“ zu den Favoriten. Hier gibt es auch einen Hauch Österreich: Ins Rennen geht mit einer österreichischen Koproduktion Jasmila Zbanics Kriegsdrama „Quo vadis, Aida?“ Der vom ORF kofinanzierte Spielfilm erzählt von Aida, die als Übersetzerin für die UNO in der Kleinstadt Srebrenica tätig ist und im Zuge politischer Verhandlungen nach der Machtübernahme durch die serbische Armee fatale Informationen mit grausamen Auswirkungen übersetzen muss. Allerdings wurde der Film nicht von Österreich, sondern von Bosnien und Herzegowina eingereicht.

Schauspielerin Jasna Duricic in einer Szene aus dem Film „Quo vadis, Aida?“
Viennale
Die internationale Koproduktion „Quo Vadis, Aida?“ mit Jasna Djuricic in der Hauptrolle thematisiert Srebrenica

Wegen der Pandemie ist es auch für die Oscars ein Ausnahmejahr – auch was die geringe Auswahl der Filme anbelangt. Vielfach wurden Starttermine großer Produktionen verschoben oder diese auf Streamingplattformen veröffentlicht. Dementsprechend stark ist dieser Bereich auch vertreten. Netflix kommt auf 35 Nominierungen und führt damit die Reihung der Studios an. Disney brachte es auf 15 Nennungen, Amazon-Studios schafften mit zwölf Nominierungen das bisher beste Ergebnis für das Unternehmen.

Aufgrund des Virus wurde zudem die 93. Ausgabe der Preisverleihung vom 28. Februar auf den 25. April verschoben und auf mehrere Orte verteilt. Doch zumindest ein Teil der Gala soll wie üblich im Dolby Theatre in Hollywood stattfinden.