BioNTech Werk in Marburg, Deutschland
APA/AFP/Thomas Lohnes
Grünes Licht von EMA

Mehr Impfstoffproduktion in Europa

Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hat am Freitag zwei Produktionsstandorten von CoV-Impfstoffen in Deutschland und den Niederlanden die offizielle Zulassung erteilt. Das Werk in Marburg produziert den Impfstoff von Pfizer und Biontech. Die Firma Halix im niederländischen Leiden stellt das Präparat von AstraZeneca her. Zudem wurden die Transportvorschriften für das Biontech-Vakzin vereinfacht.

Mit der Entscheidung könnten nun auch Engpässe bei der Bereitstellung des AstraZeneca-Impfstoffs kurzfristig erleichtert werden, da die vorproduzierten Impfdosen schnell ausgeliefert werden könnten. Beide Firmen haben bisher schon produziert, durften aber ohne EMA-Zulassung nicht ausliefern. Unbekannt ist, wie groß die Vorräte sind.

Aus dem Marburger Werk sollen die ersten dort produzierten Impfstoffe bereits in den nächsten Tagen zur Abfüllung nach Belgien transportiert werden. Wie das Mainzer Unternehmen am Freitag mitteilte, müssen die Impfstoffe schließlich noch etikettiert und verpackt werden.

Nach diesen letzten Arbeitsschritten, die im Pfizer-Werk in Puurs erfolgen, sind dann noch einmal abschließende Qualitätsprüfungen angesetzt, unter anderem durch das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) und die firmeneigene Kontrolle. Die Auslieferung der ersten in Marburg hergestellten Impfstoffe an die Impfzentren wird für die zweite April-Hälfte anvisiert.

Brüssel hofft auf Aufholen von Rückständen

EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides begrüßte die Zulassung der beiden Werke und hofft, dass wenigstens ein Teil der Lieferrückstände von AstraZeneca wettgemacht werden kann. „Wir erwarten jetzt, dass die Impfstoffe, die in diesem Werk hergestellt werden, in den nächsten Tagen an die EU-Mitgliedsstaaten ausgeliefert werden, als Teil der vertraglichen Verpflichtung und der Zusagen von AstraZeneca an die Bürger Europas“, erklärte die Kommissarin in Brüssel. Einige EU-Staaten sind von den „enttäuschenden Lieferkürzungen“ des britisch-schwedischen Herstellers besonders stark betroffen.

Unklar, wer den Impfstoff bekommt

Das Unternehmen hatte wiederholt seine Zusagen gekürzt und nun bis zum 30. März 30 Millionen Dosen versprochen, ausgeliefert wurden aber erst 17 Millionen. Unklar ist aber, ob die von Halix produzierten Impfdosen auch an die EU geliefert werden oder ob sie für Großbritannien vorgesehen sind.

Geht es nach der Kommission,wird die gesamte Produktion zunächst in die EU-Länder geliefert werden. Denn in der EU produzierter Impfstoff von AstraZeneca soll vorerst nicht aus Europa herausgebracht werden dürfen. Diese Regelung soll nach Angaben von EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton so lange gelten, bis der Pharmakonzern seine Liefervereinbarungen erfüllt. Alle anderen Lieferanten machten ihre Sache gut, betonte er. Mit AstraZeneca habe die EU aber ein Problem. Das Unternehmen hat wegen Produktionsverzögerungen seine Lieferungen drastisch reduziert.

Halix produziert bereits seit Wochen den Impfstoff, hatte aber erst kürzlich bei der EMA die Zulassung für die EU beantragt. Bisher war für die Produktion von AstraZeneca in der EU nur ein Werk in Belgien offiziell zugelassen. Der Impfstoff wird auch in den USA und in Großbritannien hergestellt.

Biontech-Vakzin: Weniger starke Kühlung

Eine nicht unwesentliche Erleichterung für das Impfen der europäischen Bevölkerung stellt eine weitere Entscheidung der EMA vom Freitag dar: Demzufolge darf der Biontech-Impfstoff künftig vorübergehend auch bei weniger tiefen Temperaturen gelagert werden. Das ermöglicht auch das Impfen durch Hausärztinnen und Hausärzte, da dafür keine speziellen Gefrierschränke mehr nötig sind. Wie die EMA am Freitag mitteilte, kann der Impfstoff bis zu zwei Wochen lang bei Temperaturen zwischen minus 25 und minus 15 Grad gelagert werden und damit in üblichen pharmazeutischen Gefrierschränken etwa in Apotheken.

Bisher war für den Impfstoff eine dauerhafte Lagerung in Spezialgefrierschränken bei zwischen minus 90 und minus 60 Grad vorgeschrieben, was den Einsatz bei Hausärzten und in armen Ländern verhinderte.

Biontech: Wichtiger Schritt

Biontech-Chef Ugur Sahin erklärte, die Zulassung sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu dem Ziel, den Impfstoff Menschen in der ganzen Welt zugänglich zu machen. Sie komme „genau zum richtigen Zeitpunkt, da die Regierungen nun mehr Flexibilität haben, um von Impfungen in Impfzentren zu einer dezentraleren Verteilung der Impfstoffe durch lokale Ärzte und Allgemeinmediziner überzugehen, um unseren Weg aus der Pandemie zu beschleunigen“.