Ein Mann an einer Sprühnebelstation
Reuters/Jennifer Gauthier
46,6 Grad

Historische Hitzewelle in Kanada und USA

Der Westen Kanadas und der Nordwesten der USA werden von einer extremen Hitzewelle heimgesucht. In der Ortschaft Lytton (British Columbia) wurde am Sonntag die Rekordtemperatur von 46,6 Grad Celsius gemessen. Das ist der höchste Wert, der seit Messbeginn in Kanada verzeichnet wurde, wie das Umweltministerium des Landes mitteilte. Auch der US-Wetterdienst warnte vor „gefährlicher Hitze“.

Temperaturen von über 40 Grad wurden am Wochenende in ganz British Columbia gemessen. Das Umweltministerium gab sich wegen der extremen Hitze alarmiert. Das Ausnahmewetter werde die ganze Woche über andauern, hieß es. Es ist um zehn bis 15 Grad wärmer als normal, stellenweise fällt die Abweichung zum Klimamittel noch höher aus.

Der kanadische Klimatologe David Phillips sagte gegenüber dem TV-Sender CTV, dass Hitzerekorde in Kanada aktuell nicht gebrochen, sondern „zerschmettert und pulverisiert“ werden. In Teilen Kanadas sei es aktuell heißer als in Dubai, so Philipps. Er sah die Möglichkeit, dass bald die Marke von 47 Grad gesprengt werden könnte.

Menschen baden in einer Fontäne in Portland, USA
Reuters/Maranie Staab
Die Menschen suchen Abkühlung, wo es nur geht

Bereits in den vergangenen Tagen fielen reihenweise Temperaturrekorde. Mit den 46,6 Grad in Lytton wurde der nationale Rekord Kanadas von 45 Grad aus dem Juli 1947 gebrochen. Selbst in den Northwest Territories – jenem Bundesstaat, der bis in die Arktis reicht – wurden 38 Grad erreicht. Das Gebiet liegt in einer geografischen Breite ähnlich wie Helsinki.

Wetterbestimmend ist laut der ORF-Wetterredaktion dabei ein kräftiges Hochdruckgebiet von außergewöhnlicher Größe: Es reicht von den Subtropen Mexikos über die Rocky Mountains bis Alaska, das entspricht einer Ausdehnung von rund 5.000 Kilometern. Tiefdruckgebiete mit kühlerer Luft bleiben vorerst über dem Ostpazifik bzw. den östlichen Provinzen Kanadas. Damit dauert die Hitze vorläufig an. Erst im Laufe der Woche wird das Hoch schwächer, und vom Pazifik kommt etwas kühlere Luft herein, die extreme Hitze geht dann zu Ende.

Hitzequartiere eingerichtet

Doch vorläufig warnten die Behörden die Bevölkerung vor den extremen Wetterverhältnissen. Es gab einen Ansturm auf Klimageräte und Ventilatoren, deren Betrieb schlug sich auch in erhöhtem Stromverbrauch nieder. In manchen Orten wurden Hitzequartiere zum Schutz der Bevölkerung errichtet, an öffentlichen Orten soll Trinkwasser in Flaschen zur Verfügung gestellt werden.

Rettungskräfte helfen einem hitzegeplagten Mann
AP/Nathan Howard
Die Hitze wird für viele zur gesundheitlichen Belastung

Eine ähnliche Warnung vor einer „gefährlichen Hitzewelle“ veröffentlichte der nationale Wetterdienst der USA für die nordwestlichen Bundesstaaten Washington und Oregon. Für Montag wurde dort eine Rekordhitze in den Großstädten Seattle und Portland erwartet. In Portland wurden am Sonntag 43,3 Grad gemessen, und die Hitze steigert sich auch hier weiter. Gerechnet wurde mit „einer der extremsten und längsten Hitzewellen“ in der Geschichte des Nordwestens.

CoV-Restriktionen gelockert

In Oregon wurden laut BBC die Coronavirus-Restriktionen gelockert, damit mehr Menschen Freibäder und klimatisierte Einkaufscenter besuchen können. In Seattle wurde hingegen ein Freibad geschlossen, weil bei diesem „gefährliche Temperaturen“ erreicht wurden.

Auch Coronavirus-Impfzentren mussten den Betrieb einstellen. Zum großen Problem wird die Hitze dem Bericht zufolge auch für Landwirtinnen und Landwirte: Die Hitze beeinträchtigt nicht nur die Pflanzen, auch die Feldarbeit wird zur kaum bewältigbaren Herausforderung.

Der kanadische Meteorologe Jeff Berardelli sagte in CBS, dass die Temperaturen „sogar für einen Meteorologen unglaublich“ seien, es handle sich um eine „verrückte Wetterlage“ und ein außergewöhnliches Ereignis. Er verwies dabei auch auf die Klimakrise. Diese mache „das Unmögliche nicht nur möglich, sondern auch wahrscheinlich“.