Menschen sitzen an einem Spirngbrunnen und kühlen ihre Füße.
ORF.at/Christian Öser
Stöhnen unter der Hitze

Bisher heißester Tag in Österreich

Mit Temperaturen von bis zu 37,5 Grad war Donnerstag der bisher heißeste Tag des Jahres, die kurze Hitzewelle hat damit ihren Höhepunkt erreicht. Während der Osten mit der extremen Hitze zu kämpfen hatte, zeigte sich im Westen ein ganz anderes Bild: Dort wurden nicht einmal 20 Grad erreicht. Nach der Hitze drohen nun Unwetter.

Am Donnerstagnachmittag wurden im niederösterreichischen Bad Deutsch-Altenburg laut der ORF-Wetterredaktion 37,5 Grad gemessen – der bisherige Extremwert dieses Sommers. Bei der letzten Hitzewelle lag der bisherige Höchstwert bei 35,4 Grad – gemessen am 28. Juni, ebenfalls in Bad Deutsch-Altenburg. Auch an anderen Messtationen wurden am Donnerstag neue Höchstwerte erreicht: In der Wiener Innenstadt stieg die Temperatur auf 37,1 Grad, auch in Podersdorf beim Neusiedlersee (Burgenland) wurden 37,1 Grad gemessen.

Im Westen zeigte sich hingegen ein ganz anderes Bild: Dort gab es schon untertags erste Gewitter etwa über Vorarlberg, am Nachmittag gab es auch schon Wolken in Salzburg und Oberkärnten. Während in Wien und Niederösterreich die Hitze drückend war, hatte es in Bregenz lediglich 17, in Innsbruck knappe 19 Grad.

Unwetter setzen Hitzewelle kurzfristiges Ende

Auf die Hitze folgten Unwetter. Schon am frühen Abend zogen heftige Gewitter von Bayern aus in Richtung Innviertel. Auch im Süden und Westen gewitterte es im Laufe des Abends teils kräftig. Der Wind zog ordentlich an, im Vorfeld wurden Geschwindigkeiten um die 100 km/h erwartet. Auch mit neuen Schäden muss wohl mancherorts gerechnet werden.

Der Freitag gibt sich dann kurz deutlich kühler: Stellenweise wird es noch kräftig regnen, im Laufe des Tages ist aber auch mit ein paar Sonnenstunden zu rechnen. Vom Lienzer Becken bis zum Südburgenland wird sich die Sonne am längsten zeigen – es ist aber auch mit einigen Gewittern zu rechnen.

Wochenende wieder heiß

Am Wochenende wird es dann wieder sehr warm: Am Samstag liegen die Höchstwerte zwischen 25 und 31 Grad. Am Sonntag wechseln Wolken und Sonne, von Westen her ziehen auch ein paar kräftige Regenschauer durch. Die Höchstwerte liegen zwischen 20 und 28 Grad – im Osten wird es mit bis zu 31 Grad noch ein bisschen wärmer. In der kommenden Woche wird es dann wieder richtig heiß: Am Montag steigen die Temperaturen auf bis zu 34 Grad, am Dienstag wird es hingegen deutlich unbeständiger.

Zwei Personen beim baden an der alten Donau.
APA/Herbert Pfarrhofer
Nicht alle konnten bei der enormen Hitze ins kühle Nass ausweichen

Grüne Politiker warnen vor Klimakrise

Vor dem Höhepunkt der aktuellen Hitzewelle haben Umweltministerin Leonore Gewessler und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (beide Grüne) bei einem Medientermin auf dem Wiener Heldenplatz vor den Auswirkungen des extremen Wetters auf Menschen gewarnt. „Es ist fast so, als würde uns die Klimakrise sagen wollen: ‚So schaut es aus, wenn ihr nichts tut‘“, kommentierte Gewessler die bisherigen Extreme im Jahr 2021.

Drastische Beispiele zu den Folgen der Hitze für ältere Menschen führte der Intensivmediziner und Internist Moritz Haugk an: Während ein Hitzekollaps, etwa in Form leichter Schwindelgefühle beim Aufstehen, auch jüngere Personen betreffen kann, könne das für Ältere tödlich enden. Spitäler und Pflegewohnhäuser müssen sich in Zukunft auf schwere Folgen der zunehmenden Hitze vorbereiten.

Mehr als ein „Wohlfühlproblem“

„Wenn wir es nicht schaffen, dann haben wir in Europa 100.000 jährlich, die an Hitze sterben“, warnte Gewessler – und schon jetzt seien besonders Menschen aus sozial schwachen Schichten von der Hitze betroffen wie auch Menschen mit Vorerkrankungen und jene im hohen Alter. Mit finanziellen Folgen für das heimische Gesundheitssystem: „Schon jetzt haben wir Kosten von bis zu 2,3 Milliarden Euro jährlich durch die Erderhitzung.“

Die Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb von der Universität für Bodenkultur sagte, der vom Menschen gemachte Klimawandel sei eine Tatsache, „das hat nichts mit Ideologie zu tun“. Der Klimawandel werde für das Gesundheitssystem bis 2050 Kosten von bis zu sechs Milliarden bringen, da gehe es nicht mehr um ein „Wohlfühlproblem“.

Hitzefrei auf Baustellen gefordert

Die Arbeitnehmervertretungen fordern indes eine gesetzliche Verankerung der Hitzefrei-Regelung auf Baustellen: Ab 32,5 Grad Celsius im Schatten können Bauverantwortliche hitzefrei geben – dann werden die Kosten für die Entgeltfortzahlung von der Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungskasse (BUAK) refundiert.

Bild zeigt Arbeiter auf einer Baustelle in Wien.
ORF.at/Christian Öser
Für Bauarbeiter stellt die Hitze eine enorme Belastung dar

Im letzten „Hitzesommer“ 2019 habe aber nur rund die Hälfte der Unternehmen die Regelung genutzt, hieß es von AK und Gewerkschaft Bau-Holz (GBH). Es gebe vernünftige Unternehmen und es gebe unvernünftige Unternehmen, sagte GBH-Chef Josef Muchitsch. Die Hitzefrei-Regelung sei eine Vereinbarung der Bau-Sozialpartner und für „schwer arbeitende Menschen am Bau im wahrsten Sinne des Wortes überlebenswichtig“. Die Regelung sei klar und einfach umzusetzen. Sollte es nicht zu einer besseren Nutzung kommen, „dann brauchen wir gesetzliche Regelungen“, so Muchitsch.

Die steigenden Hitzestunden als Folge der Klimakrise würden für Baustellenarbeiter eine enorme Belastung bedeuten, so AK-Präsidentin Renate Anderl. Sie forderte die Baufirmen zusätzlich auf, ihren Beschäftigen ausreichend Trinkwasser und Sonnenschutz zur Verfügung zu stellen.