Medien: Bundeswehr-Evakuierung aus Kabul endet heute

Die deutsche Bundeswehr will Medienberichten zufolge ihre Luftbrücke aus Kabul schon heute beenden. Dann solle der letzte Militärtransporter vom Typ A400M aus der afghanischen Hauptstadt abheben, berichtete der „Spiegel“ (Onlineausgabe).

Auch „Bild“ berichtete, Deutschland beende seine Evakuierungsmission bereits vier Tage vor dem Truppenabzug der USA. Insgesamt sollten heute vier Airbus A400M mit Evakuierten und deutschen Soldaten von Kabul aus ins usbekische Taschkent fliegen. Unter den Soldaten seien auch Fallschirmjäger und KSK-Soldaten sowie zwei Spezialkräftehubschrauber.

Regierung: Können Berichte nicht bestätigen

In Taschkent würden sie der letzten Planung zufolge von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, dem Generalinspekteur der Bundeswehr, Eberhard Zorn, und der Wehrbeauftragten des Bundestages, Eva Högl, empfangen. Gemeinsam mit den Soldaten solle es dann morgen nach Deutschland gehen. Die Maschinen würden zum Fliegerhorst der Bundeswehr nach Wunstorf in Niedersachen fliegen.

In Kreisen der deutschen Bundesregierung hieß es, man könne die Berichte nicht bestätigen. Eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums sagte, es handle sich um operative Details, zu denen sie sich aus Sicherheitsgründen nicht äußern könne.

Das Zeitfenster für Evakuierungen schließe sich nach Worten von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer. Es werde auch deshalb kleiner, „weil die Bedrohungslage sehr konkret mit Blick auf terroristische Anschläge auf die, die evakuiert werden sollen, aber auch auf die Soldatinnen und Soldaten, größer wird“, so die CDU-Politikerin im ZDF-„heute journal“.

Wie groß dieses Fenster sei, „darüber möchte ich nicht spekulieren, weil es auch die Arbeit, die immer noch unvermindert weitergeht, um so viele Menschen wie möglich auf die Flieger zu bekommen, weiter erschwert.“

Merkel für Verhandlungen mit Taliban

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) räumte zuvor Fehleinschätzungen der internationalen Gemeinschaft zur Entwicklung in Afghanistan ein. „Klar ist: Die Taliban sind jetzt Realität in Afghanistan“, sagte Merkel in einer Regierungserklärung im Bundestag. „Diese neue Realität ist bitter.“ Ihre Regierung werde sich aber nicht scheuen, Gespräche mit den radikalislamischen Taliban zu führen. Die Taliban versprachen indes, Afghanen auch nach dem US-Truppenabzug ausreisen zu lassen.

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Blinken: Wohl noch maximal 1.500 US-Bürger in Afghanistan

Nach Einschätzung der US-Regierung könnten sich noch bis zu 1.500 amerikanische Staatsbürger in Afghanistan aufhalten. 500 davon seien bereits mit konkreten Anweisungen zu ihrer baldigen Evakuierung versorgt worden, sagte US-Außenminister Antony Blinken in Washington.

Regierungsmitarbeiter versuchten derzeit weiter intensiv, die übrigen maximal 1.000 Personen zu kontaktieren – mehrfach am Tag, auf diversen Kanälen. Wahrscheinlich sei die Zahl niedriger, möglicherweise „signifikant“ niedriger, sagte Blinken. Die US-Regierung will auch nach dem 31. August US-Amerikaner und Afghanen bei der Ausreise aus Afghanistan unterstützen.