Grafik zeigt Impffortschritt in Österreich
Grafik: ORF.at ; Quelle: BMSGPK/Statistik Austria
Impffortschritt

Städtische Bezirke auf der Überholspur

Das Tempo der CoV-Impfkampagne ist in den vergangenen Wochen in Österreich gesunken. Allerdings gibt es deutliche regionale Unterschiede, wie eine Datenauswertung von ORF.at zeigt. Gerade städtische Bezirke sind in Sachen Impffortschritt wieder auf der Überholspur.

Mit einer Quote von 47,8 Prozent vollständig geimpften Bewohnerinnen und Bewohnern ist Favoriten Schlusslicht in Wien. Anders sieht es beim Impftempo aus. ORF.at hat die Zunahme bei den Erstimpfungen seit Ende Juli genauer unter die Lupe genommen. Dabei zeigt sich, dass der zehnte Wiener Gemeindebezirk im Moment die höchsten Zuwachsraten aller österreichischen Bezirke verzeichnet. Zwischen 28. Juli und 25. August stieg die Zahl der Erstimpfungen um 6,81 Prozent.

Hinter Favoriten folgen Wien-Simmering, Wien-Rudolfsheim-Fünfhaus und Wien-Brigittenau, wo das Impftempo zunimmt, die allerdings allesamt eine verhältnismäßig niedrige Rate an Vollgeimpften haben. Mit 6.976 Erstimpfungen lag Wien-Favoriten, auch was den Zuwachs in absoluten Zahlen betrifft, im Österreich-Vergleich auf Rang eins. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Graz (6.054 Erstimpfungen) und Wien-Donaustadt (4.930).

Zuwachs an Erstimpfungen in den politischen Bezirken in Prozent vom 28.7. bis 25.8.2021.

Auf der anderen Seite stehen Bezirke mit geringer Dynamik. Das trifft auf viele oberösterreichische und niederösterreichische Bezirke zu. Allerdings hat Niederösterreich nach dem Burgenland bundesweit die höchste Rate an vollständig Geimpften, während Oberösterreich hier Schlusslicht ist.

Urlaubsende und CoV-Ausbrüche

Einer der Gründe für die unterschiedlichen Geschwindigkeiten könnte in der Altersstruktur liegen. In städtischen Bereichen leben tendenziell jüngere Menschen, von denen viele noch nicht geimpft sind. Neben den Wiener Bezirken hat das Impftempo auch in Graz, Linz und Wiener Neustadt (Niederösterreich) angezogen. Das könnte darauf hindeuten, dass jüngere Generationen derzeit verstärkt Impfangebote annehmen.

Ein Blick auf die Auswertung legt zudem nahe, dass der Impffortschritt dort hoch ist, wo es in der Vergangenheit zu größeren CoV-Ausbrüchen kam. Das träfe sowohl auf Wiener Neustadt zu als auch auf den Salzburger Bezirk Tamsweg und Scheibbs in Niederösterreich.

Zudem rückt das Ende der Sommerferien näher und mit ihnen die Urlaubszeit. Viele könnten noch die Gelegenheit nutzen, sich vor Schul- und Unistart impfen zu lassen. Und: Seit genügend Impfstoff in Österreich verfügbar ist, haben die Bundesländer ihre niederschwelligen Impfangebote ausgeweitet und Sonderaktionen wie Impfbusse und Impfungen ohne Voranmeldung in Einkaufszentren gestartet. In städtischen Gebieten können damit tendenziell mehr Menschen in kürzerer Zeit erreicht werden, als es auf dem Land der Fall ist.

Experte rät zu rascher Impfung

Der Infektiologe Marton Szell rät jedenfalls, das breite Impfangebot anzunehmen. „Jetzt ist wirklich der letzte Moment, sich die Impfung abzuholen, um in vier bis fünf Wochen einen ausreichenden Schutz zu haben“, sagte Szell gegenüber ORF.at.

Im Fall des Biontech-Pfizer-Impfstoffes brauche man zwei Impfungen im Abstand von 21 Tagen, „und dann muss man noch zwei Wochen dazurechnen, bis die volle Immunität da ist“, so der Infektiologe, der Mitglied des Nationalen Impfgremiums (NIG) ist. Das bedeute, das Menschen, die sich jetzt impfen lassen, erst in fünf Wochen einen ausreichenden Schutz haben. Bis dahin wird die 7-Tage-Inzidenz Prognosen zufolge deutlich steigen. „Deshalb ist es wichtig, jetzt zu starten und nicht noch weiter zu überlegen“, so Szell.

Verschärfungen an Impfrate gekoppelt

Bedeutend wird die Durchimpfungsrate in den Gemeinden künftig auch hinsichtlich regionaler Verschärfungen der Coronavirus-Maßnahmen. Ein dementsprechender „Erlass für Hochrisikogebiete“ von Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) ging am Donnerstag an die Landeshauptleute und tritt mit Freitag in Kraft.

Der neue Erlass ersetzt den bisherigen „Hochinzidenzerlass“. Künftig werden bei der Einstufung eines Bezirks als Hochrisikogebiet neben der 7-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner auch die Durchimpfungsrate des jeweiligen Bezirks sowie der ICU-Belag (Intensiv Care Unit – Intensivbetten, Anm.) des betreffenden Bundeslandes berücksichtigt.