Personen in Winterkleidung stoßen mit Alkohol an
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„1-G-Regel“

Gastro bei Verschärfungen gespalten

Die sich zuspitzende Pandemielage facht die Debatte über Verschärfungen nach dem Sommer an. Während Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Montag einen Fünfpunkteplan für den Herbst in den Raum stellte, wird in der Gastronomie und Hotellerie vor allem der Vorschlag von Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) diskutiert, bei Apres-Ski „1-G“ einzuführen. Dieser stößt in der Branche auf Lob und Kritik.

Gegenüber Ö1 betonte am Montag etwa die Obfrau der Tiroler Hoteliervereinigung, Barbara Winkler, dass „3-G“ „wunderbar“ funktioniere. Sie warnte vor einem „extremen Umsatzrückgang“, sollte „1-G“ eingeführt werden. Außerdem müsse man erst genügend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden, die geimpft sind.

Sie sprach sich stattdessen für eine erweiterte Infokampagne aus. Auch die Politik müsse über die Vorteile des Impfens sprechen. Laut Winkler sind sehr viele Mitarbeiter ängstlich. Ihnen müsse die Impfangst genommen werden. Ganz ähnlich ist auch die Position ihres Salzburger Kollegen, Walter Veit – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Nachgastro klar gegen „1-G“

Stefan Ratzenberger vom Verband der Nachtgastronomie sprach sich überhaupt „klar“ gegen die von Mückstein vorgeschlagene Verschärfung aus. Der Wintertourismus funktioniere nicht nur wegen des Pistenbesuchs, sondern gerade auch aufgrund von Apres-Ski, so Ratzenberger. Da brauche es österreichweit einheitliche Regeln, man müsse auf die Impfung setzen und darüber hinaus PCR-Tests „endlich“ bundesweit ausrollen. Die Nachtgastronomie habe das nun „selber in die Hand genommen“, um nicht auf das Gesundheitsministerium „angewiesen“ zu sein, so Ratzenberger.

Der Nachtgastronom sprach sich zugleich dafür aus, die „2-G-Regel“ (geimpft oder PCR-getestet), die derzeit für die Nachtgastronomie gilt, auf alle Bereiche auszuweiten, bei denen derzeit der Zugang auch mit „3-G“ möglich ist. In allen derzeit kursierenden Vorschlägen werden die Genesenen nicht berücksichtigt, was in der Vergangenheit bereits für Empörung bei den Betroffenen sorgte.

Intensive Debatte in der Branche

Als österreichweite Stimme betonte Susanne Kraus-Winkler, Obfrau Hotellerie in der Wirtschaftskammer, dass sie sich „1-G“ vorstellen könne. Mücksteins Vorschlag liege nun auf dem Tisch, in der Branche werde über Apres-Ski als „sensibles Thema“ bereits intensiv diskutiert. Laut Kraus-Winkler, die ein erhöhtes Risiko der Ansteckung wie bei der Nachtgastronomie sieht, ist die Mehrheitsmeinung, dass „1-G“ notfalls immer noch besser sei, als gar nicht offen halten zu können.

Experte unterstützt Forderung nach „1-G“

Der Mikrobiologe Michael Wagner von der Universität Wien sprach sich unterdessen für die „1-G-Regel“ in Clubs und bei Events aus. Wagner hält sie besonders in Innenräumen für sinnvoll, weil Infektionen hauptsächlich dort stattfinden: „Dort macht es einfach Sinn, möglichst streng zu sein. Auch bei Veranstaltungen, wo sich viele Menschen treffen, also Großveranstaltungen“ – mehr dazu in wien.ORF.at.

Regierung berät am Mittwoch

Nach dem Vorstoß von Mückstein am Sonntag hieß es am Montagabend aus dem Bundeskanzleramt, dass man auf einen Fünfpunkteplan für den Herbst setze. Einer der Punkte könnte sich auch auf die „1-G“-Debatte beziehen. In einem Statement des Kanzleramts heißt es: „Wenn Schutzmaßnahmen nötig sind, dann nicht mehr flächendeckend, sondern für Ungeimpfte.“ Am Montag hieß es aus dem Kanzleramt gegenüber der APA, dass alle Details aber noch am Mittwoch bei den geplanten Beratungen mit den Landeshauptleuten abgestimmt und dann präsentiert werden.

Nach Mücksteins Vorstoß signalisierte Kurz, der sich zuletzt eher zurückhaltend gegenüber neuen Maßnahmen gezeigt hatte, am Sonntag bei diesem Punkt sanfte Bereitschaft: Bevor es zu einer Überlastung des Gesundheitssystems komme, werde man selbstverständlich reagieren. Und dann sei der Zugang klar: „Bevor wir die Nachtgastronomie ganz schließen und keiner hin kann, ist es mir noch lieber, nur Geimpfte dürfen hingehen“, so der Kanzler am Sonntag.

Die niederösterreichische Ärztekammer drängte derweils jedenfalls auf deutliche Verschärfungen für Ungeimpfte. Alle, die sich bisher noch nicht impfen ließen, sollten „so viele Einschränkungen wie möglich brauchen“ – mehr dazu in noe.ORF.at.