Die Polizei führt Covid-Ausreisekontrollen durch
APA/Barbara Gindl
Rasanter CoV-Anstieg

Weitere Länder setzen auf Verschärfungen

Oberösterreich führt bei der 7-Tage-Inzidenz, bei der Zahl der Neuinfektionen, und es hat die geringste Impfquote in Österreich. Nach der Steiermark und Tirol zieht nun auch Oberösterreich daraus Konsequenzen und beschloss verschärfte CoV-Maßnahmen für Ungeimpfte. Am Abend wurde bekannt, dass auch Kärnten strengere Regeln einführen wird.

Zunächst kündigten Tirol und Oberösterreich am Freitag an, dass ab 8. November für die Nachtgastronomie und Veranstaltungen mit mehr als 500 Personen künftig die „2-G-Regel“ gelten soll – also geimpft oder genesen. Wenn der Bund seine Maßnahmen vorzieht, werde man diese in Oberösterreich selbstverständlich anpassen, hieß es aus Linz. „Die Gesundheit der Bevölkerung hat oberste Priorität“, sagte Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP).

Eine Überlastung der Spitalskapazitäten und ein Lockdown müssten verhindert werden – mehr dazu in ooe.ORF.at. Spitalskapazitäten für Covid-19-Fälle wurden bereits aufgestockt. Schon ab Freitag müssen in Oberösterreich im Handel und in Kultureinrichtungen, in denen keine „3-G-Regel“ gilt, verpflichtend FFP2-Masken getragen werden. Wie bereits in Braunau und Freistadt werden nun mit Gmunden in einem weiteren Bezirk in Oberösterreich Ausreisekontrollen notwendig. Die gemittelte 7-Tage-Inzidenz liegt hier bei 610,2 und damit über der durch den Hochinzidenzerlass für die Impfquote von 60,6 Prozent maßgeblichen Grenze von 600 – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Sechs Länder mit eigenen Vorgaben

Die FFP2-Maskenpflicht im Handel führt auch Tirol wieder ein, allerdings erst ab dem 8. November. Im medizinischen Bereich wie in Pflegeheimen, Krankenhäusern und Ordinationen gilt dann die „2,5-G-Regel“ – geimpft, genesen oder PCR-getest. Antigen-Tests werden dann nicht mehr akzeptiert – mehr dazu in tirol.ORF.at. In ihrer Empfehlung vom Donnerstag plädierte die Ampelkommission in Innenräumen für eine bundeseinheitliche FFP2-Regelung.

Bisher etablierten sechs Länder unabhängig von den Bundesvorgaben eigene Regeln – darunter eben auch Oberösterreich, Kärnten und Tirol. Als erstes hatte Wien strengere Maßnahmen verordnet, die Steiermark kündigte am Mittwoch strengere Regeln für Ungeimpfte ab 8. November an. In Salzburg ist bereits eine FFP2-Maskenpflicht etabliert. Geplant ist, wie bereits in Wien, die Antigen-Tests durch die verlässlicheren PCR-Tests zu ersetzen.

Grafik zu den CoV-Maßnahmen in den Bundesländern
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Nach einer Sitzung des Koordinationsgremiums beschloss Freitagabend auch Kärnten, strengere Maßnahmen zu setzen. Bereits ab 4. November sollen etwa die „2-G-Regel“ für die Nachtgastronomie und Veranstaltungen über 500 Personen kommen sowie eine FFP2-Maskenpflicht im Handel – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Hoteliers für Ende von Ampel

Trotz der rasant steigenden Zahlen fordern die Hoteliers angesichts von Stornierungen ein Ende der CoV-Ampel. Das wöchentliche Signal sei für den Tourismus mit Blick auf die herannahende Wintersaison fatal, sagte Walter Veit, Vizepräsident der Österreichischen Hoteliersvereinigung, in Salzburg – mehr dazu in salzburg.ORF.at. Die rote Ampel führe laut Branche jedes Mal zu einer Stornowelle. Gleichzeitig forderte Veit eine schnellere Einführung der „2-G-Regel“.

Aus der „3-G“-Regel am Arbeitsplatz, die ab 1. November gilt, soll laut Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) bereits Mitte November „2,5-G“ werden – also geimpft, genesen oder PCR-getestet. „Das heißt, auch hier werden wir mit der 14-tägigen Übergangsfrist, wo noch alternativ FFP2-Masken akzeptiert werden, ab 15. November eine ‚2,5-G‘-Regelung am Arbeitsplatz machen“, sagte Mückstein Freitagabend in der ZIB.

CoV: Verschärfungen im Überblick

Heute wurde mit mehr als 5.800 CoV-Neuinfektionen ein neuer Höchststand in diesem Jahr erreicht. Einige Bundesländer kündigen nun Verschärfungen an. Auf den Schulbetrieb werden diese aber keine Auswirkung haben.

Zur Umsetzung der „2,5-G-Regel“ am Arbeitsplatz gebe es noch weitere Gespräche mit den Sozialpartnern, hieß es aus Regierungskreisen am Abend.

Fast 6.000 Neuinfektionen am Freitag

Ein Abflachen der stetig steigenden CoV-Neuinfektionen ist derzeit nicht in Sicht. Am Freitag wurde mit 5.861 Neuinfektionen in den vergangenen 24 Stunden ein neuer Jahreshöchstwert gemeldet – die meisten davon in Ober- und Niederösterreich. Mehr als 5.000 neue Fälle pro Tag hatte es zuletzt in der zweiten Welle im November 2020 gegeben. Außerdem kamen allein in der vergangenen Woche 100 Todesfälle hinzu.

Im Krankenhaus lagen am Freitag bereits 1.370 Personen, das sind um 81 mehr als am Donnerstag. 280 Schwerkranke werden auf Intensivstationen betreut – um 15 mehr als am Vortag. Innerhalb einer Woche kamen 56 Covid-19-Patienten in intensivmedizinischer Betreuung hinzu, was einer Zunahme von 25 Prozent entspricht.

Am Freitag mussten auch wieder deutlich mehr CoV-Patienten und -Patientinnen in Spitälern behandelt werden. Die 7-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in den abgelaufenen sieben Tagen je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner, liegt laut Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) bei 317 (Stand: Freitag, 14.00 Uhr).

Brief für Ungeimpfte

62,5 Prozent der Bevölkerung sind vollständig geimpft – im Vergleich mit Westeuropa ein unterdurchschnittlicher Wert. Um die Durchimpfungsquote anzukurbeln, sollen nicht geimpfte Menschen einen Brief von der Sozialversicherung erhalten, mit dem sie über ihr erhöhtes Risiko eines schweren Covid-19-Verlaufs bei einer Infektion informiert werden. Im Gesundheitsausschuss des Nationalrats stimmten am Donnerstag alle Fraktionen außer der FPÖ einem entsprechenden Regierungsantrag zu. Laut einem Bericht des Ö1-Mittagsjournals wird der Brief aber nicht vor Dezember versendet werden können.

Auffrischungsimpfung „wichtigste Maßnahme“

Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) deutete außerdem an, dass es eine Empfehlung der Auffrischungsimpfung bereits sechs Monate nach dem zweiten Stich für alle Geimpfte geben werde. Diese Empfehlung gilt bereits für Personen ab 65 Jahren, Risikogruppen und mit AstraZeneca geimpfte Personen.

Lungenfacharzt Lamprecht zur CoV-Lage

Bernd Lamprecht, Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde vom Kepler Klinikum Linz, spricht dazu über die aktuelle CoV-Situation, über die Impfrate und über die angekündigten neuen CoV-Verschärfungen.

Als „wichtigste Maßnahme“ derzeit bezeichnete Bernd Lamprecht, Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde am Kepler Universitätsklinikum Linz, die Auffrischungsimpfungen. Da müsse man einen Zahn zulegen, sagte er Freitagabend im ZIB2-Interview, denn es seien viele Ältere und chronisch Kranke durch die abnehmende Immunität der Impfung ungeschützt.