Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne)
APA/Hans Punz
Stufenplan

„2,5-G“ kommt schneller

Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) geht davon aus, dass schon sehr bald die Stufe von 400 mit CoV-Patienten und -Patientinnen belegten Intensivbetten erreicht wird. Dann könnten zeitgleich Stufe zwei und drei des Stufenplans in Kraft treten, so Mückstein. Antigen-Tests gelten dann etwa nicht mehr für Restaurants und Fitnesscenter.

Wo derzeit „3-G“ (geimpft, getestet, genesen) gelte, etwa in Restaurants, Fitnesscentern und in Kultureinrichtungen, würden Antigen-Tests („3-G“) mit Erreichen der Stufe drei nicht mehr akzeptiert werden, sagte Mückstein gegenüber Ö1. Nur mehr PCR-Tests („2,5-G“) gelten dann für den Zutritt. Das könnte schon Ende kommender Woche, Anfang übernächster Woche mit Erreichen von 400 belegten Intensivbetten unverzüglich in Kraft treten.

Der kürzlich erweiterte Stufenplan der Bundesregierung sieht vor, dass ab 400 belegten Intensivbetten Antigen-Tests nicht mehr als Testnachweis gelten, Ungeimpfte müssen dann einen PCR-Test vorlegen. Diese Maßnahme in Stufe drei tritt ohne Wartefrist in Kraft. Stufe zwei, in der nur noch Geimpfte und Genesene in der Nachgastronomie Zutritt haben und Antigen-Tests mit Selbstabnahme („Wohnzimmertests“) nicht mehr akzeptiert werden, wird erst eine Woche nach Erreichen der 300-Betten-Schwelle aktiviert. Wenn nun die Marke von 400 belegten Intensivbetten binnen dieser Woche Wartefrist erreicht wird, treten beide Stufen gleichzeitig in Kraft.

Mit Stand Samstag (9.30 Uhr) lagen österreichweit 273 Covid-19-Patienten und -patientinnen auf Intensivstationen, 1.406 Personen sind in Behandlung im Krankenhaus. Von Gesundheits- und Innenministerium 6.102 wurden neu registrierte Coronavirus-Fälle innerhalb der letzten 24 Stunden (Stand 9.30 Uhr) gemeldet. Die 7-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in den abgelaufenen sieben Tagen je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner, lag am Freitag (Stand 14 Uhr) laut Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) bei 317,0.

„2,5“ kommt auch am Arbeitsplatz

„2,5-G“ gelte in weiterer Folge auch für den Arbeitsplatz, wo ab Montag Personen ebenfalls geimpft, genesen oder getestet sein müssen, mit einer Übergangsfrist bis 15. November. Zur Umsetzung der „2,5-G-Regel“ am Arbeitsplatz gebe es noch weitere Gespräche mit den Sozialpartnern, hieß es aus Regierungskreisen am Abend, anlässlich Mücksteins Ankündigung von „2,5“ in der ZIB.

CoV: Verschärfungen im Überblick

Heute wurde mit mehr als 5.800 CoV-Neuinfektionen ein neuer Höchststand in diesem Jahr erreicht. Einige Bundesländer kündigen nun Verschärfungen an. Auf den Schulbetrieb werden diese aber keine Auswirkung haben.

PCR-Tests im gesamten Handel

Eine Herausforderung dürfte die breite Verfügbarkeit von PCR-Tests sein: Dazu hieß es am Samstag aus dem Wirtschaftsministerium, dass PCR-Gurgeltests ab sofort im gesamten allgemeinen Handel ausgegeben werden dürfen. Wirtschaftsministerin Margarethe Schramböck (ÖVP) habe, in Abstimmung mit dem Gesundheitsministerium, eine entsprechende Änderung der Freien Medizinprodukte-Verordnung veranlasst. ein möglichst niederschwelliges Testangebot sei entscheidend, so das Ministerium weiter. Gerade im ländlichen Raum seien mehr Abgabestellen nötig, wurde Schramböck zitiert.

Die Novelle der Verordnung regelt laut Presseaussendung, dass der Handel mit gewissen Medizinprodukten auch von anderen als dem reglementierten Medizinproduktehandel durchgeführt werden darf. Damit können die Gurgeltests vom allgemeinen Handel frei gehandelt werden wie etwa auch Fieberthermometer. Bisher war schon die Abgabe in Drogerien möglich.

Hochkarätiger Aufruf zu mehr Impfungen

SPÖ-Chefin und Ärztin Pamela Rendi-Wagner appellierte unterdessen am Samstag gemeinsam mit einer hochkarätigen Experten- und Expertinnenrunde an die Bevölkerung, sich impfen zu lassen. Man müsse die Impfrate in einem „nationalen Kraftakt“ auf über 80 Prozent steigern, um auf Restriktionen verzichten zu können. Studien würden zeigen, dass es durchaus möglich wäre, 15 bis 17 Prozent an „Zögerlichen“ zu erreichen, würde man Interessierte besser aufklären und niederschwellige Impfmöglichkeiten anbieten. „Resignation kann keine Option sein“, sagte Rendi-Wagner und rief zu einer Impfwoche auf.

Rendi-Wagner fordert zum Impfen auf

SPÖ-Bundesparteivorsitzende Rendi-Wagner ruft im Rahmen der „Aktion 80 Prozent“ mit Vertretern der Gesundheitsbranche die Bevölkerung auf, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen.

Es gelte, vor allem jüngere und mittlere Alterskohorten, bildungsferne Schichten und Menschen direkt anzusprechen, die die klassischen Medien nicht verfolgen, sagte Virologin Heidemarie Holzmann, die diese Gruppen in einer Studie der Universität Wien als unterdurchschnittlich geimpft identifiziert hat. Dabei müssten Mythen bekämpft werden, so gebe es etwa weiterhin keinen Hinweis, dass die Impfung unfruchtbar machen könnte.

Der Infektiologe Christoph Wenisch sprach Tennisstar Dominic Thiem direkt an und lud ihn ein, sich selbst an Ort und Stelle in seinem Spital in Wien-Favoriten ein Bild zu machen, wie es den Infizierten gehe. Teilweise müssten so viele Menschen künstlich beatmet werden, dass der Sauerstoffdruck im Haus ständig überprüft werden müsse, schilderte Wenisch. Er selbst könne keine Tipps fürs Tennisspielen geben, umgekehrt sei diese Zurückhaltung auch bei nicht ausreichendem Infostand über das Coronavirus sinnvoll.

„Studien nicht nur lesen, auch vertrauen“

Als Vorbild nannte Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeresz Israel. Dort sehe man „schwarz auf weiß, dass eine Rate von über 80 Prozent Durchimpfung Maßnahmen und Restriktionen unnötig werden lassen“. Er forderte erneut alle Ungeimpften auf, sich bei Fragen und Unsicherheiten an Ärzte des Vertrauens zu wenden. Er halte viel von zielgruppengerechter Aufklärung und dem Verteilen von Factsheets zum Thema.

„Die Impfung wirkt, seit Jänner impfen wir weltweit Milliarden an Dosen und wir haben gute Daten hinsichtlich der Sicherheit und der Wirksamkeit“, sagte auch die Leiterin des Nationalen Impfgremiums (NIG), Ursula Wiedermann-Schmidt. Sie verwies auf eine aktuelle schottische Studie, die zeigte, dass das Risiko Geimpfter, an einer CoV-Infektion zu sterben, 60-fach niedriger ist als das Ungeimpfter. „Es gilt aber, Studien nicht nur zu lesen, sondern ihnen auch zu vertrauen“, mahnte die Expertin.

Bundesländer verschärfen Maßnahmen

Mit Ausnahme von Vorarlberg und dem Burgenland kündigten mittlerweile alle Bundesländer eine Verschärfung ihrer regionalen Maßnahmen an. Als Erstes hatte Wien strengere Maßnahmen verordnet, die Steiermark kündigte am Mittwoch strengere Regeln für Ungeimpfte ab 8. November an. In Salzburg ist bereits eine FFP2-Maskenpflicht etabliert. Nun zogen auch Oberösterreich, Kärnten und Tirol nach. Geplant ist, wie bereits in Wien, die Antigen-Tests durch die verlässlicheren PCR-Tests zu ersetzen. Niederösterreich folgte am Samstag dieser Vorgangsweise und kündigte ebenfalls Verschärfungen der Coronavirus-Maßnahmen an – mehr dazu in noe.ORF.at.

Über Verschärfungen wird auch in Vorarlberg nachgedacht. Man sei aufgrund der aktuellen Entwicklung in Alarmbereitschaft, sagte Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP). Anfang kommender Woche soll die Lage erneut beurteilt werden – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at. In Kärnten unterstützt unterdessen das Bundesheer das Land beim Contact-Tracing – mehr dazu kaernten.ORF.at

Trotz der rasant steigenden Zahlen fordern die Hoteliers angesichts von Stornierungen ein Ende der CoV-Ampel. Das wöchentliche Signal sei für den Tourismus mit Blick auf die herannahende Wintersaison fatal, sagte Walter Veit, Vizepräsident der Österreichischen Hoteliersvereinigung, in Salzburg – mehr dazu in salzburg.ORF.at. Die rote Ampel führe laut Branche jedes Mal zu einer Stornowelle. Gleichzeitig forderte Veit eine schnellere Einführung der „2-G-Regel“.

Brief für Ungeimpfte

62,5 Prozent der Bevölkerung sind vollständig geimpft – im Vergleich mit Westeuropa ein unterdurchschnittlicher Wert. Um die Durchimpfungsquote anzukurbeln, sollen nicht geimpfte Menschen einen Brief von der Sozialversicherung erhalten, mit dem sie über ihr erhöhtes Risiko eines schweren Covid-19-Verlaufs bei einer Infektion informiert werden. Im Gesundheitsausschuss des Nationalrats stimmten am Donnerstag alle Fraktionen außer der FPÖ einem entsprechenden Regierungsantrag zu. Laut einem Bericht des Ö1-Mittagsjournals wird der Brief aber nicht vor Dezember versendet werden können.

Auffrischungsimpfung „wichtigste Maßnahme“

Gesundheitsminister Mückstein deutete außerdem an, dass es eine Empfehlung der Auffrischungsimpfung bereits sechs Monate nach dem zweiten Stich für alle Geimpfte geben werde. Diese Empfehlung gilt bereits für Personen ab 65 Jahren, Risikogruppen und mit AstraZeneca geimpfte Personen.

Lungenfacharzt Lamprecht zur CoV-Lage

Bernd Lamprecht, Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde vom Kepler Klinikum Linz, spricht dazu über die aktuelle CoV-Situation, über die Impfrate und über die angekündigten neuen CoV-Verschärfungen.

Als „wichtigste Maßnahme“ derzeit bezeichnete Bernd Lamprecht, Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde am Kepler Universitätsklinikum Linz, die Auffrischungsimpfungen. Da müsse man einen Zahn zulegen, sagte er Freitagabend im ZIB2-Interview, denn es seien viele Ältere und chronisch Kranke durch die abnehmende Immunität der Impfung ungeschützt.