Testprobe in einem Labor in den Niederlanden
APA/AFP/ANP/Koen Van Weel
Niederlande

Omikron in älteren Proben nachgewiesen

In den Niederlanden ist die neue Omikron-Variante des Coronavirus schon deutlich früher aufgetreten als bisher vermutet. Wie das niederländische Institut für öffentliche Gesundheit (RIVM) am Dienstag mitteilte, wurde die Variante in Testproben nachgewiesen, die auf den 19. und 23. November datiert sind. Südafrika hatte die Entdeckung der neuen Variante am 24. November offiziell bekanntgegeben.

Die niederländischen Behörden waren bisher davon ausgegangen, dass es sich bei 14 Reisenden aus Südafrika um die ersten Infizierten mit der Omikron-Variante handelte. Diese waren am Freitag in zwei Flugzeugen aus Südafrika auf dem Flughafen Schiphol angekommen.

Noch sei unklar, ob sich die am 19. und 23. November getesteten Infizierten ebenfalls im Süden Afrikas aufgehalten hatten, erklärte das RIVM. Die Betroffenen seien informiert worden, die Behörden kümmerten sich um eine Nachverfolgung ihrer Kontakte.

Hinweis auf früheres Auftreten auch in Portugal

Anzeichen dafür, dass die Variante mit der wissenschaftlichen Bezeichnung B.1.1.529 schon länger in Europa kursiert, gab es auch zuvor schon: In Portugal wurde die Mutation bei 13 Spielern und Betreuern des Fußballerstligisten Belenenses nachgewiesen.

Verteidiger Thibang Cafu Phete war kürzlich nach seinem internationalen Einsatz aus Südafrika zu seinem Verein zurückgekehrt. Er war für die Nationalmannschaft am 14. November gegen Ghana angetreten. Wie ein Clubsprecher am Montag sagte, sind sämtliche Spieler, Betreuer und Offizielle derzeit in Isolation. Einige wenige würden leichte Symptome, „aber nichts Ernstes“ verspüren.

Kein Reisebezug bei schottischen Fällen

Ebenfalls schon länger könnte das Virus in Schottland im Umlauf sein. Dort wurden sechs Fälle nachgewiesen. Dabei dürften einmal vier und einmal zwei Fälle zusammenhängen – allerdings bestehe kein Zusammenhang zu Reisen ins südliche Afrika, erklärte die Regionalregierung am Montag.

Deshalb sei von ersten Übertragungen innerhalb Schottlands auszugehen, sagte der stellvertretende Regierungschef John Swinney der BBC. „Das stellt uns bei der Eindämmung der Ausbreitung natürlich vor zusätzliche Herausforderungen.“ Die bisherigen drei bestätigten Fälle in Großbritannien waren in England entdeckt worden.

WHO stuft Risiko als „sehr hoch“ ein

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft die neue Coronavirus-Variante als „besorgniserregend“ ein und warnt vor einem „sehr hohen“ weltweiten Risiko. Ein starker Anstieg der Infektionsfälle könnte schwerwiegende Folgen haben, warnte die Organisation. In Südafrika rechneten Experten bereits mit explodierenden Fallzahlen.

Nach Angaben südafrikanischer Wissenschaftlerinnen und Wisschenschaftler könnte die Variante wegen der ungewöhnlich vielen Mutationen noch ansteckender als die weltweit grassierende Delta-Variante sein – und die Impfstoffe weniger wirksam machen. Die WHO wies auf die vielen noch bestehenden Unsicherheiten zur Übertragbarkeit und Gefährlichkeit der neuen Virusvariante hin. „Bisher wurden keine Todesfälle im Zusammenhang mit der Omikron-Variante gemeldet“, betonte die Organisation.

Grafik zur Impfrate nach Kontinenten
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: ourworldindata.com

Erster Hinweis kam aus Botsuana

Dass man aktuell weltweit Fälle er neuen Variante findet, kann auch daran liegen, dass man erst seit Kurzem weiß, wonach man suchen muss: Erste Hinweise auf die Omikron-Variante kamen nach Wissenschaftlerangaben aus dem afrikanischen Staat Botsuana. Bei einer Pressekonferenz des südafrikanischen Gesundheitsministeriums sagte die Wissenschaftlerin Anne von Gottberg vom südafrikanischen Nationalen Institut für Ansteckende Krankheiten (NICD) am Montag in Johannesburg: „Botsuana hat als Erstes eine der Sequenzen identifiziert.“ Südafrika habe dann weitere Untersuchungen vorgenommen.

Botsuanas Gesundheitsministerium hatte in einer Stellungnahme Ende vergangener Woche betont, bei den ersten Verdachtsfällen habe es sich um vier ausländische Diplomaten gehandelt, deren Nationalität aber nicht genannt wurde. Das könnte neue Spekulationen über den Ursprung des Virus aufwerfen. Wissenschaftler vermuten, dass die Omikron-Mutation in Immunschwäche-Patienten entstanden sein könnte – mehr dazu in science.ORF.at.

Ministeriumssprecherin Shirley Mukamambo bestätigte am Montag der dpa, dass das Quartett am 11. November positiv getestet wurde. Die Analyse der Ergebnisse ergab am 22. November den Hinweis auf eine neue Virusvariante, die schließlich am 24. November als B 1.1.529 bekanntgemacht wurde.

Fälle in etlichen Ländern

Mittlerweile sind in etlichen Ländern Fälle der Variante aufgetaucht. Neben Österreich, Großbritannien, Portugal und den Niederlanden meldeten in Europa auch Dänemark, Belgien, Tschechien, Deutschland und Italien Fälle. Auch Schweden und Spanien meldeten am Montag Fälle, einen Verdachtsfall gibt es in der Schweiz.