„Es ist zutiefst bedauerlich, dass dies in einer Zeit der nationalen Trauer geschehen ist“, sagte ein Sprecher Johnsons am Freitag. Downing Street 10 habe sich auf offiziellem Weg beim Palast entschuldigt.
Johnson steht bereits wegen Verstößen gegen die CoV-Regeln während des ersten Lockdowns im Mai 2020 schwer unter Druck und entschuldigte sich am Mittwoch vor dem Parlament für das Fehlverhalten. Nun kam heraus, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Büros von Regierungschef Johnson weitere Feiern abgehalten haben – während des CoV-Lockdowns und am Vorabend der Beerdigung von Königin Elizabeths Ehemann Philip im April 2021.
Medien: Johnson war selbst nicht dabei
Einem Bericht der Zeitung „Daily Telegraph“ zufolge kamen die Mitarbeiter Johnsons zu zwei Partys zusammen, um den Abschied von zwei Mitgliedern des Teams des Regierungschefs zu feiern. Laut dem „Telegraph“ nahm Johnson nicht an Partys am 16. April teil und hielt sich in seinem offiziellen Landsitz Chequers auf.
Alkohol in größeren Mengen
Philips Beerdigung fand nur im engsten Familienkreis statt. Damals waren aufgrund der Pandemie nur Treffen von 30 Menschen zugelassen. Dem „Telegraph“ zufolge muss es bei den Feiern im April 2021 ausgelassen zugegangen sein. Mitarbeiter sollen in einem nahe gelegenen Supermarkt größere Mengen Alkohol gekauft haben, Musik sei über einen Laptop abgespielt worden, und eine Schaukel von Johnsons Sohn sei zu Bruch gegangen.
Am Tag nach den Partys in der Downing Street nahm die Queen in der St. George’s Chapel Abschied von ihrem Mann, mit dem sie 73 Jahre lang verheiratet gewesen war. Wegen der CoV-Beschränkungen, die von Johnsons Team grob missachtet wurden, saß sie alleine in einer Bankreihe der Kirche. Die Bilder der trauernden und allein auf einer Bank in der Kapelle von Schloss Windsor sitzenden Königin hatten im April Menschen in der ganzen Welt gerührt.
„Es ist Zeit, die Bühne zu verlassen“
Aufgrund der aufgeflogenen Partys steckt Johnson in einer der schwersten Krisen seiner Amtszeit. Diese wird bereits von mehreren anderen Skandalen überschattet, etwa der Verwendung von Spenden bei der Renovierung von Johnsons Dienstsitz. Während die Opposition längst seinen Rücktritt fordert, rücken inzwischen auch zunehmend Mitglieder der Konservativen Partei von Johnson ab, aus Furcht, sie könnten stellvertretend von ihren Wählern abgestraft werden.
„Leider ist die Position des Premierministers unhaltbar geworden“, sagte der konservative Abgeordnete Andrew Bridgen, ein ehemaliger Johnson-Unterstützer. „Die Zeit ist reif, die Bühne zu verlassen.“ Längst ist die Nachfolgedebatte innerhalb der Torys angelaufen.