Pflaster nach einer Impfung
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Impfpflicht ab Februar

SPÖ und NEOS an Bord, FPÖ dagegen

Das Gesetz zur geplanten Impfpflicht wird von SPÖ und NEOS mitgetragen, wenn auch nicht mit voller Begeisterung. SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner sprach am Sonntag von einem „praktikablen Entwurf“, forderte aber noch Klarstellungen. NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger betonte, sie unterstütze, wie eine Mehrheit der NEOS-Abgeordneten, die Impfpflicht. Kritik kam von der FPÖ.

Rendi-Wagner betonte nach der Vorstellung des Gesetzesentwurfes durch die Bundesregierung am Sonntag, keiner habe sich die Impfpflicht „gewünscht“. „Aber sie ist leider notwendig geworden, um die Durchimpfungsrate anzuheben.“ Das Ziel müsse immer der Schutz der Gesundheit und der Schutz des Lebens sein. Es gehe darum, „einen weiteren Lockdown im Herbst zu verhindern“, sagte sie in einer Aussendung.

Die SPÖ-Vorsitzende, aber auch Vizeklubchef und Verfassungssprecher Jörg Leichtfried sowie SPÖ-Gesundheitssprecher Philip Kucher betonten, dass der vorliegende Gesetzesentwurf gegenüber dem Begutachtungsentwurf „wesentliche Verbesserungen“ enthalte, die die SPÖ in Verhandlungen erreicht habe.

Verfassungsmäßigkeit „zentraler Punkt“

„Die laufende Überprüfung der Verfassungsmäßigkeit war hier ein ganz zentraler Punkt“, so Rendi-Wagner. Der Entwurf werde „vorbehaltlich der letzten Prüfung und in Kombination mit positiven Impfanreizen von der SPÖ unterstützt“. Bis zur Plenarsitzung am Donnerstag seien noch Klarstellungen bei den offenen Fragen wie Arbeitsrecht und Impfanreize notwendig, betonte sie.

Kucher sagte, die Impfpflicht sei „wegen des desaströsen Krisenmanagements der Regierung“ notwendig geworden. Klar sein müsse, dass die Impfpflicht keine Auswirkungen auf Arbeits- und Sozialrecht hat, so Leichtfried: „Am Arbeitsplatz muss weiter 3-G gelten.“ Wichtig sei der SPÖ auch gewesen, dass bei den Strafen Einkommens- und Vermögensverhältnisse berücksichtigt werden, und es keine Umwandlung in Ersatzfreiheitsstrafen gibt.

NEOS: Impfungen „Schlüssel zur Freiheit“

NEOS-Chefin Meinl-Reisinger sagte, alle eine das Ziel, „dass wir die Pandemie endlich vollständig überwinden, dass wir alle Freiheiten wieder bekommen“. Und insgesamt dürfe man keine Sorgen mehr haben, dass das Gesundheitssystem an die Überlastungsgrenze stößt. Das schaffe man nur mit der Impfung, denn nur ausreichende Impfungen seien „der Schlüssel zur Freiheit“.

Zum vorliegenden Entwurf sagte die NEOS-Chefin, dieser habe sich auf den letzten Metern – nach intensiven Verhandlungen – „nicht zuletzt durch unsere Initiative“ noch deutlich verbessert. Dazu zähle vor allem, dass die Impfpflicht erst ab 18 Jahren gilt.

Wohl mit Blick auch auf parteiinterne Kritiker an dem Vorhaben betonte sie, dass es „unterschiedliche Wege und Positionen“ gebe, wie die Impfquote erhöht werden könne. Dennoch sei eine Impfpflicht „meines Erachtens aber sehr wohl gerade aus der Freiheit heraus begründbar“, sagte sie. Denn Lockdowns samt Ausgangsbeschränkungen für alle seien „massive Eingriffe in die Grund- und Freiheitsrechte und dürfen nicht mehr vorkommen“.

Impfpflicht: Analyse zu den Hintergründen

Rund um die Impfpflicht gab es von verschiedenen Seiten Kritik. Wie ein Kompromiss zwischen Regierung und den Oppositionsparteien SPÖ und NEOS gefunden werden konnte, berichtet ORF-Reporter Julian Paschinger aus dem Bundeskanzleramt.

FPÖ: „Tiefpunkt im aktuellen Regierungschaos“

Scharfe Kritik kam erwartungsgemäß von der FPÖ. „Das heute präsentierte Impfpflichtgesetz ist der vorläufige Tiefpunkt im aktuellen Regierungschaos und läutet auch die letzte Runde dieser schwarz-grünen Bundesregierung ein“, sagte FPÖ-Chef Herbert Kickl in einer Aussendung. Er sprach von „offensichtlich verfassungswidrigen Methoden, mit denen Nehammer, Mückstein und Co. die Menschen in die Nadel treiben wollen“.

Die „mutigen Proteste“ bei den Kundgebungen wie auch die „fast 200.000 Einsprüche im Begutachtungsverfahren“ hätten Wirkung gezeigt, meinte Kickl. „Es wird keinen Impfzwang für Minderjährige geben und auch bei den Strafen dürfte gegenüber den ursprünglichen Plänen Zurückhaltung angesagt sein.“ Die Regierung „und ihre oppositionellen Anhängsel befinden sich im Rückzugsgefecht“, sagte er.

Die FPÖ werde weiterhin ihre gesamte politische Kraft darauf verwenden, „dieses Unrechtsgesetz komplett zu Fall zu bringen und sicherzustellen, dass niemand in Österreich bestraft wird, weil er sich gegen die Impfung entschieden hat“.

Mikl-Leitner: „Richtiges Instrument“

„Es ist wichtig für alle Menschen, die in unserem Land leben, dieses Virus nachhaltig zurückzudrängen", sagte am Sonntag Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). „Die Impfpflicht ist laut Expertinnen und Experten ein richtiges und wichtiges Instrument dafür. Denn die Schutzimpfung ist das beste Mittel, um Menschen vor schweren Erkrankungen zu schützen“ – mehr dazu in noe.ORF.at.

Auch vom steirischen Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) kam Zustimmung: „Die Impfpflicht ist notwendig, damit wir alle wieder unsere Freiheit zurückbekommen“, erklärte er. Angesichts von Ängsten und Sorgen in der Bevölkerung sei es wichtig, „dass Information und Aufklärung über die Impfung im Gesetz, das wohl eher zu spät als zu früh kommt, entsprechend berücksichtigt wurden“.

Wirtschaftskammer erfreut

Erfreut gab sich die Wirtschaftskammer: Impfen sei „nachweislich der beste und einzig wirksame Schutz vor Hospitalisierung und Intensivbehandlung“, so WKÖ-Präsident Harald Mahrer und Generalsekretär Karlheinz Kopf. Sie sahen ihre Vorschläge aufgegriffen – unter anderem zeigte man sich von der Eingangsphase angetan, die den noch Ungeimpften Zeit gibt, die Impfung nachholen zu können.