Auto beim Tanken
ORF.at/Zita Klimek
Schnellschätzung

Inflation auf höchstem Wert seit 1981

So wie bereits in den Monaten zuvor geht die Teuerungskurve auch im März weiter steil nach oben. Laut einer am Freitag veröffentlichten Schnellschätzung rechnet die Statistik Austria im Vergleich zum Vorjahresmonat mit einer Teuerung von 6,8 Prozent – „so hoch war die Inflation zuletzt im November 1981“.

Gegenüber dem Vormonat Februar erhöhte sich der Verbraucherpreisindex (VPI) voraussichtlich um 2,0 Prozent. Im Februar hatte die Inflationsrate noch 5,9 Prozent betragen. „Neuerliche Anstiege bei Treibstoff- und Energiepreisen heizten die Inflation weiter an“, wie Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas per Aussendung weiter miteilte.

Die für Euro-Zone-Vergleiche ermittelte harmonisierte Inflationsrate (HVPI) lag im März 2022 im Vergleich zum Vorjahresmonat bei 6,7 Prozent, geht aus den Berechnungen der Statistik Austria im Rahmen einer vorläufigen Schnellschätzung hervor. Gegenüber dem Vormonat Februar betrug die Teuerung der ersten Erhebung zufolge 2,3 Prozent.

Grafik zur Inflationsentwicklung in Österreich
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: Statistik Austria

Inflation im Euro-Raum so hoch wie nie

Eine erste Schätzung gibt es auch vom europäischen Statistiskamt Eurostat. Diesen Berechnungen zufolge stiegen die Verbraucherpreise im Euro-Raum im Jahresvergleich um 7,5 Prozent. So hoch war die Inflationsrate seit Einführung der Gemeinschaftswährung im Jahr 1999 noch nie. Analysten wurden von der Stärke des Preissprungs überrascht.

Seit dem vergangenen Sommer hat sich die Teuerung kontinuierlich verstärkt, wobei zuletzt bereits Rekordwerte erreicht wurden. Im Monatsvergleich stiegen die Verbraucherpreise im März um 2,5 Prozent. Auch hier fiel der Preissprung deutlich stärker als erwartet aus.

Deutlich über EZB-Inflationsziel

Getrieben wurde die Teuerung einmal mehr durch einen extrem starken Anstieg der Preise für Energie, die sich zum Vorjahresmonat um 44,7 Prozent verteuerte. Lebens- und Genussmittel waren im März 5,0 Prozent teurer als vor einem Jahr. Ohne Energie, Lebens- und Genussmittel stieg die Kernrate der Verbraucherpreise im März auf 3,0 Prozent nach 2,7 Prozent im Vormonat. Die Kerninflation ist weniger schwankungsanfällig und wird daher von vielen Ökonomen als verlässliches Maß für den Inflationstrend angesehen.

Das mittelfristige Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent wird damit bereits um mehr als das Dreifache überschritten. An den Märkten wird mittlerweile fest mit mindestens einer Leitzinserhöhung in diesem Jahr gerechnet.

SPÖ: Vorschläge längst auf dem Tisch

SPÖ-Vizeklubchef Jörg Leichtfried wetterte angesichts der hohen Teuerung erneut gegen die Mietrichtwertanhebung mit April. Auch für andere Bereiche der Teuerung lägen rasch umsetzbare, wirksame Vorschläge wie Preisobergrenzen und Steuersenkungen längst auf dem Tisch, so Leichtfried in einer Aussendung. Dass der Finanzminister in einem Interview den Verzicht auf ordentliche Lohnabschlüsse und damit Reallohnkürzungen fordere, sei ein Skandal.

FPÖ: „Nächster Teuerungsbock“

FPÖ-Obmann Herbert Kickl warf der SPÖ indes vor, sie sei „der nächste Teuerungsbock“, der sich „als Gärtner aufspielt“. Die Kritik sei „ein doppelbödiges und leicht durchschaubares Schauspiel“, die SPÖ sei immer vorne mit dabei, wenn es darum gehe, die Preise in die Höhe zu treiben. FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch warf ÖVP und Grünen vor, sie würden durch das Festhalten an der CO2-Bepreisung die Inflation zusätzlich befeuern.

Eine Reaktion auf den Inflationsanstieg kam auch von Österreichs Pensionistenvertreter. Diese sind zwar recht erfreut über die bisherigen Maßnahmen gegen die Teuerung, wollen aber mehr. So forderte die Spitze des überparteilichen Seniorenrats am Freitag die Regierung auf, nicht nur einkommensschwache ältere Menschen zu unterstützen. Geschehen könnte das durch die Erhöhung der Pensionistenabsetzbeträge, schlug Ingrid Korosec (ÖVP) in einer Pressekonferenz vor. Peter Kostelka (SPÖ) denkt wiederum an eine Zwischenerhöhung der Pensionen.