Gastherme
ORF.at/Zita Klimek
Umfrage

Für Mehrheit hat Erdgas ausgespielt

Die Menschen in Österreich stehen Erdgas zunehmend negativ gegenüber. Fast zwei Drittel sehen den Einsatz des fossilien Energieträgers kritisch. Gerade wenn es um das Heizen geht, würde die überwiegende Mehrheit nicht noch einmal auf Gas setzen. Doch zugleich erscheint den meisten ein Umstieg in naher Zukunft als unrealistisch, wie eine von Greenpeace und Mutter Erde in Auftrag gegebene Studie zeigt.

Was die Klimakrise bisher nur teilweise bewirkt hat, haben nun der russische Angriffskrieg in der Ukraine sowie die daraus folgenden Verwerfungen auf dem Energiemarkt vollbracht: Die Stimmung im Hinblick auf fossilies Gas ist in Österreich gekippt. 2.000 Menschen zwischen 16 und 69 Jahren hat das Meinungsforschungsinstitut Integral im April befragt. 63 Prozent der Befragten gaben an, sie stünden dem Energieträger kritisch gegenüber. Bei einem Drittel hat sich die Einschätzung nach persönlichen Angaben in den vergangenen Jahren zum Negativen verändert.

Als fossiler Brennstoff trägt Erdgas beträchtlich zur menschengemachten Klimaerwärmung bei. Darüber hinaus ist Methan – der Hauptbestandteil von Erdgas – für sich selbst ein noch deutlich stärkeres Treibhausgas als CO2. Es kann bei Produktion und Transport von Erdgas ebenfalls in die Atmosphäre entweichen.

Klimakrise nur an dritter Stelle

Dennoch nannten die Befragten nicht die Klimakrise als Hauptgrund, warum sie Erdgas kritisch gegenüber stünden. Vielmehr ist es die Herkunft aus undemokratischen Ländern, die von 62 Prozent als kritischter Punkt genannt wurde. Danach kam der Sorgefaktor Kosten (49 Prozent) und erst dann die Folgen für Klima und Umwelt (42 Prozent). Allerdings zeigen sich Unterschiede zwischen den Generationen. Für jüngere Menschen ist der Klimaaspekt deutlich wichtiger als für die älteren.

Einig ist sich die überwiegende Mehrheit jedenfalls darin, dass es mit dem Umstieg jetzt schnell gehen sollte. 89 Prozent der Befragten wünschen sich ein hohes Tempo, und fast genauso viele (84 Prozent) sehen hierfür die Bundesländer in der Verantwortung.

Unterschiede zwischen Bundesländern

Spannend sind allerdings die teils beträchtlichen regionalen Unterschiede. Besonders kritisch gegenüber Erdgas positionierten sich Menschen in der Steiermark und Kärnten. Rund drei Viertel der Befragten aus diesen Bundesländern sehen den Energieträger negativ. In Niederösterreich und Tirol hat fast die Hälfte ein positives Bild.

Mit den in dem Bundesland verwendeten Heizungsystemen lässt sich das allerdings schwerlich in Verbindung bringen. Zwar hat Niederösterreich mit rund 28 Prozent den verhältnismäßig zweithöchsten Anteil an Gasheizungen in Österreich. In Tirol heizen aber nur rund zehn Prozente der Haushalte mit Gas. Dafür sind dort noch besonders viele Ölheizungen in Betrieb.

Über 90 Prozent wollen nicht noch einmal auf Erdgas setzen

Von den Menschen, die derzeit mit Gas heizen, würde sich laut der Umfrage jedenfalls nur ein sehr kleiner Teil wieder für eine Gasheizung entscheiden. Nur neun Prozent bejahten diese Frage. Geht es um einen zeitnahen Umstieg, sieht das Bild allerdings aus: Nur ein Drittel der Immobilienbesitzerinnen und -besitzer hielt es für wahrscheinlich, die eigene Heizung in den kommenden drei Jahren gegen eine alternatives System zu tauschen.

Vor allem die Sorge vor den damit verbundenen Kosten lässt fast 40 Prozent zögern. Knapp ein Fünftel moniert überdies zu geringe Förderungen beziehungsweise fehlende Informationen dazu. Und rund ein Drittel gab an, erst vor kurzem die Heizung getauscht zu haben.

Für Greenpeace zeigten die Ergebnisse „überdeutlich, wie die völlig verfehlten politischen Rahmensetzung der letzten Jahre die Menschen in die Abhängigkeit von Gasheizungen gezwungen haben“. Die Regierung müsse nun „das Ende fossiler Heizsysteme bis 2040 gesetzlich verankern, die Fördersysteme ausbauen und einfach zugänglich machen“, so Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace in Österreich.