Passagiere am Flughafen Wien-Schwechat
APA/Robert Jaeger
Flugausfälle, Coronavirus

Unsicherheiten vor Urlaubssaison

Im dritten Sommer der Pandemie sind internationale Reisebeschränkungen großteils Geschichte. Eine Rekordurlaubssaison zeichnet sich ab – doch neben erneut steigenden CoV-Infektionszahlen werden vor allem Flugreisende in den kommenden Monaten Geduld brauchen. Oftmals kurzfristige Ausfälle und Verschiebungen sind wegen der anhaltend angespannten Personalsituation an der Tagesordnung.

Mit Deutschland und Italien haben Anfang Juni die beiden letzten österreichischen Nachbarländer die 3-G-Pflicht bei der Einreise aufgehoben, für die Ein- bzw. Rückreise nach Österreich wird seit 16. Mai kein 3-G-Nachweis mehr benötigt. Die EU-Inzidenzkarte gleicht wieder einmal einem Fleckerlteppich, nicht, weil die Inzidenzen so auseinandergehen – vielmehr, weil zunehmend Länder aufgrund fehlender Testzahlen keine Daten mehr liefern.

Dort, wo noch getestet wird, ist der Trend jedoch eindeutig steigend. Dass die Sommerinfektionswelle mit der Ausbreitung der Omikron-Untervariante BA.5 kommt, davon sind sämtliche Experten überzeugt, unklar ist im Moment noch, ob es dadurch auch zu neuen Maßnahmen kommt.

Flughäfen mit Passagieraufkommen überfordert

Dass vor allem Flugreisen heuer wieder unkompliziert sein könnten wie früher, zeichnet sich jedenfalls nicht ab. Einen diesbezüglich ersten Vorgeschmack auf die Sommersaison gab es Ende April in den niederländischen Frühjahrsferien, als der Amsterdamer Flughafen nur knapp einem Kollaps entging. Als Resultat teilten die Flughafenbetreiber mit, dass die Zahl der Flüge und Passagiere in den Sommermonaten reduziert werde, eine Maßnahme, die auch der Flughafen London-Gatwick bereits angekündigt hatte.

Am Montag schloss sich der größte Londoner Flughafen, Heathrow, an und rief die Fluggesellschaften auf, zehn Prozent ihrer Verbindungen für den Tag zu streichen. Grund sind Probleme bei der Gepäckabwicklung, die auch an technischen Ursachen liegen sollen, wie die BBC berichtete. Ende der vergangenen Woche waren Bilder von Gepäckbergen aufgetaucht, die sich am Flughafen stapelten. Von den Streichungen waren dem Bericht zufolge am Montag rund 5.000 Passagiere betroffen.

Branche rechnet mit schwarzen Zahlen schon 2023

Die Passagierzahlen waren 2020 wegen der Pandemie eingebrochen, und einige Firmen der Branche mussten Insolvenz anmelden. Schon für 2023 sollten branchenweit wieder schwarze Zahlen am Horizont sein, sagte der Generaldirektor des Weltluftfahrtverbands IATA, Willie Walsh, bei der Generalversammlung am Montag in Doha.

Zwar erholt sich der Sektor derzeit mit Blick auf das anstehende Sommergeschäft und höhere Flugpreise – allerdings warten neue Probleme wie ein eklatanter Personalmangel und damit verbundenes Chaos auf Flughäfen auf die Branche. Außerdem müssen Fluggäste mit Streiks der Airlines wegen Forderungen nach höheren Löhnen rechnen.

In Europa gingen durch die Pandemie in der Luftfahrt 600.000 Arbeitsplätze verloren, weltweit wurden 2,3 Millionen Jobs gestrichen. Die Bodendienste seien am stärksten davon betroffen, erklärte der Industrieverband Air Transport Action Group. Viele Arbeitnehmer haben sich Alternativen zu den Jobs gesucht, die mit Schichtdienst verbunden sind und körperlich harte Arbeit etwa in der Gepäckabfertigung bedeuten.

Vor allem beim Bodenpersonal, also den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an den Schaltern, bei den Sicherheitskontrollen und im Vorfeld droht ein Engpass, da auf dem Arbeitsmarkt keine Kräfte mehr zu finden sind. Bemerkbar macht sich das für Passsagierinnen und Passagiere etwa bei der Kofferabgabe im Flughafen – lange Wartezeiten sind europaweit keine Seltenheit, Reisende sollten daher auf jeden Fall genug Zeit einplanen.

Reisende in Salzburg hängen geblieben

In Österreich sehen sich der Flughafen Wien und die AUA gut gerüstet für die reisestärksten Monate des Jahres. Dennoch könnte es auch in Wien zu Verspätungen und Flugausfällen kommen, vor allem weil sich Probleme in anderen Airports auf andere Destinationen übertragen. Auf dem Flughafen Salzburg fielen am Wochenende mehrere Flüge der Lufthansa-Tochtergesellschaft Eurowings aus. Bis zu 500 Menschen mussten dadurch Sonntagfrüh auf dem Boden bleiben – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

„In Wien gelang es uns und unseren Partnern – insbesondere durch das Instrument der Kurzarbeit –, möglichst viel Personal in Beschäftigung zu halten, das jetzt wieder im vollen Einsatz steht. Auf vielen anderen Airports, die wir auch bedienen, ist das aber nicht so“, so AUA-Sprecherin Sophie Matkovits auf APA-Anfrage. Die AUA wird im Sommer wieder mit all ihren Flugzeugen im Einsatz sein.

„Wir haben uns zusammen mit unseren Partnern am Standort Wien bestmöglich für den Hochsommer und die Feriensaison vorbereitet und auch über 150 neue Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter eingestellt“, so die Sprecherin. Aus aktueller Sicht sei ein stabiler Flugbetrieb möglich, jedoch seien für einen reibungslosen Flugbetrieb nicht alleine die Airlines zuständig. Es sei das Zusammenspiel aller Partner im In- und Ausland nötig – mehr dazu in wien.ORF.at.

Flughafen Wien fühlt sich gut gerüstet

Auch der Flughafen Wien betonte, für den Sommer gut aufgestellt zu sein. „Mit einem Personalstand von 80 Prozent vom Vor-Pandemie-Jahr 2019 kann der Airport das aktuelle und zu erwartende Passagieraufkommen gut abdecken“, sagte Flughafensprecher Peter Kleemann. Das Passagieraufkommen liege derzeit bei etwa 70 Prozent des Vorkrisenniveaus und werde auch im Sommer trotz Reisehochsaison nicht die Rekordwerte von 2019 erreichen.

Nicht beeinflussen könne der Flughafen, wie sich die Situation an anderen Flughafenstandorten darstellt. Auch die Reisenden selbst könnten wenig tun, um Ärger zu vermeiden. Der Wiener Airport empfiehlt, den Flugstatus zu checken und an starken Reisetagen mehr Zeit als sonst für den Abflug einzuplanen, wie Kleemann sagte – mehr dazu in noe.ORF.at.

In Frankfurt sollen über den Sommer deshalb rund 100 Mitarbeiter aus der Verwaltung und sogar der Vorstand am Schalter oder im Vorfeld aushelfen. Die AUA-Mutter Lufthansa hat angekündigt, im Juli 900 Flüge in München und Frankfurt zu streichen.

In Deutschland ist laut „Handelsblatt“ vor allem der Flughafen Düsseldorf betroffen. Derzeit komme es „punktuell zu Wartezeiten an Luftsicherheitskontrollen“; neben Düsseldorf gebe es in geringerer Ausprägung auch an den Standorten Hannover, Frankfurt, Köln und dem Berliner Flughafen BER eine Wartezeit von über 30 Minuten.