Oder: Ölsperren sollen Fischkadaver aufhalten

Im Zusammenhang mit dem Fischsterben in der Oder sollen im Stettiner Haff Ölsperren eine größere Ausbreitung von möglichen Fischkadavern verhindern. Das haben die Umweltminister Polens und Deutschlands sowie der deutschen Bundesländer Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern vereinbart, wie ein Sprecher des Umweltministeriums von Mecklenburg-Vorpommern heute sagte. Die Wasseruntersuchungen dauern indes an.

tote Fische werden mit Netz aus Fluss entfernt
Reuters/Annegret Hilse

„Es kann noch mehrere Tage dauern, bis wir alle Stoffe, die wir für möglich halten, dann auch durchgecheckt haben“, sagte Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) im RBB-Inforadio. „Das Landeslabor ist da eifrig dabei.“ Hinweise aus Polen, dass der hochgiftige Stoff Mesitylen in die Oder gelangt sei, hätten sich für Brandenburg nicht bestätigt, sagte Vogel.

Inzwischen gebe es Breitbanduntersuchungen des Wassers. „Und was die Fische betrifft, da geht es in erster Linie darum herauszufinden, ob in ihnen Schwermetalle gefunden wurden“, sagte der Landesumweltminister. „Von polnischer Seite wird signalisiert, dass sie keine Schwermetalle und insbesondere auch kein Quecksilber in den Fischen gefunden haben, was ja auch beruhigt.“

„Mehr als nur eine Ursache“

Die Polen fahndeten jetzt nach 300 Stoffen. „Sie haben angegeben, dass sie jetzt auch gezielt nach Insektiziden im Wasser und in den Fischen suchen“, sagte Vogel. „Von unserer Seite wird natürlich auch vom Landeslabor und von anderen beteiligten Laboren untersucht, was auch nur zu untersuchen ist.“

Nach Einschätzung des Landesumweltministers gibt es mehr als nur eine Ursache für das Fischsterben. Die Dürre und die geringe Wasserführung hätten ziemlich sicher einen Anteil daran. Tatsächlich sei das gesamte Ökosystem der Oder geschädigt. „Deswegen denken wir, dass wir auch nicht eine Katastrophe haben, die innerhalb von einem halben Jahr durch Wiederbesiedlung mit Fischen gelöst werden kann.“

Gemeinsame Aufklärung angestrebt

Deutschland und Polen wollen das Fischsterben in der Oder nach den Versäumnissen der vergangenen Tage gemeinsam aufklären, rätseln aber weiter über die Ursache. Bei Laboruntersuchungen von verendeten Fischen aus dem Fluss sind nach Angaben von Polens Regierung bisher keine toxischen Substanzen entdeckt worden.

Die Fische seien auf Quecksilber und andere Schwermetalle untersucht worden, sagte Polens Umweltministerin Anna Moskwa gestern in Stettin bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der deutschen Umweltministerin Steffi Lemke.

Schadensminimierung als Ziel

In den kommenden Stunden würden die Proben der Fische auf weitere 300 schädliche Stoffe untersucht, darunter auch auf Pestizide. Zudem sollen Fischleichen seziert und das Verhalten der Fische kurz vor ihrem Verenden untersucht werden. Festgestellt worden sei bisher ein erhöhter Sauerstoffgehalt in dem Fluss.

Lemke sagte, man habe lösungsorientiert diskutiert und „gute und gemeinsame Schritte“ vereinbart. Dazu zählen insbesondere Verbesserungen bei den Informationsketten. Hier habe es in den vergangenen Tagen Versäumnisse gegeben.

Ziel sei nun die Schadensminimierung, die Information und der Schutz der Bevölkerung sowie die Identifizierung des Verursachers. „Es ist klar, dass wir uns einer wirklich schlimmen Umweltkatastrophe gegenübersehen“, sagte die Ministerin. Die mittel- und langfristigen Auswirkungen seien noch nicht absehbar.

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