Getränke in einem Supermarkt
ORF.at/Roland Winkler
Ab 2025

25 Cent Pfand auf Plastikflaschen und Dosen

Lang debattiert, nun beschlossen: Ab 2025 wird auf Plastikflaschen und Aludosen ein Pfand in der Höhe von 25 Cent eingehoben. Dieser Betrag ist, wie Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) am Donnerstag bei einer Pressekonferenz sagte, „hoch genug, um einen Anreiz zu schaffen, aber nicht zu hoch“.

Konsumenten und Konsumentinnen können ab dem Stichtag das Pfandgut bei jedem Verkäufer dieser Produkte zurückgeben. „So schützen wir unsere Natur und sorgen dafür, dass Plastikflaschen und Dosen fachgerecht recycelt werden“, so Gewessler.

Die grundsätzliche Einführung eines Pfandes auf Plastikflaschen und Dosen wurde bereits bei der Novelle des Abfallwirtschaftsgesetzes (AWG) vor rund einem Jahr beschlossen. Allerdings mussten Details – vor allem die Höhe des Pfandes – erst in Arbeitsgruppen zwischen Herstellern, Händlern und dem Umweltministerium herausgearbeitet werden.

Robert Nagele , Leonore Gewessler und Philipp Bodzenta
APA/Florian Wieser
Mit dem Pfand „schützen wir unsere Natur“, sagt Gewessler

Milchprodukte ausgenommen

Geeinigt hat man sich letztlich auf ein Pfand von 25 Cent auf alle Plastikflaschen von 0,1 bis drei Liter und alle Aludosen, das vom Konsumenten beim Kauf bezahlt und bei der Rückgabe erstattet wird. Ausgenommen davon sind aus hygienischen Gründen Milchprodukte und Milchmischgetränke.

Prinzipiell kann das Pfandgut bei jedem Geschäft zurückgegeben werden, das entsprechende Produkte anbietet. Für kleine Geschäfte gibt es aber Ausnahmen: Diese müssen nur Flaschen und Getränke in verkaufsüblicher Menge annehmen bzw. nur Produkte, die sie auch tatsächlich verkaufen. Sprich: Eine Bäckerei, die nur 0,5-Liter-Plastikflaschen verkauft, muss auch nur diese zurücknehmen.

Getränke in einem Supermarkt
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25 Cent, die beim Kauf der Flaschen und Dosen bezahlt und beim Zurückgeben erstattet werden

Eigene Rückgabestellen

Daneben soll es an stark frequentierten Plätzen wie Bahnhöfen Rückgabestellen geben. Dem Handel bleibt bis 2025 Zeit, entsprechende Umbauarbeiten abzuschließen und Rücknahmeautomaten zu besorgen. Während die großen Handelsketten die Kosten dafür vorerst selbst übernehmen müssen, gibt es für kleinere Geschäfte einen Fördertopf der EU in der Höhe von 80 Millionen Euro.

Robert Nagele, Vorstand des Trägervereins Einwegpfand sowie der Billa AG, begrüßte die Einführung des Pfandes als „nachhaltigen Beitrag zur Plastikreduktion für eine lebenswerte Zukunft“. Er plädierte aber auch für weitere Gespräche über eine generelle Förderung für die sehr kostenintensiven Umbauarbeiten.

Getränke in einem Supermarkt
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Fachgerechtes Recyceln soll durch das Pfand besser werden

Getränkeproduzenten für Sammlung verpflichtet

Das Pfandsystem wird von einer zentralen Stelle von Vertreterinnen und Vertretern des Trägerveins Einwegpfand betrieben. Das Klimaschutzministerium hat umfassende Mitwirkungs- und Kontrollrechte. „Die Getränkeproduzenten sind als Inverkehrsetzer ihrer Verpackungen die Verpflichteten für die Sammlung“, sagte Philipp Bodzenta, ebenfalls Vorstand im Trägerverein Einwegpfand und Director Public Affairs bei Coca-Cola.

Und weiter: „Mit der Einführung eines Pfandsystems können wir dieser Verantwortung noch besser gerecht werden, da wir dadurch größere Mengen in besserer Qualität sammeln können und damit PET und Aluminium als Wertstoffe einfacher im Kreislauf halten“, so Bodzenta.

Müll in einem Sammelbehälter
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Lob und Kritik

NEOS zeigte sich erfreut, „wenngleich das alles sehr spät kommt“, wie Umweltsprecher Michael Bernhard sagte. Es würden zudem noch entscheidende Details fehlen, etwa wie kleine Geschäfte unterstützt werden sollen. FPÖ-Umweltsprecher Walter Rauch sah in dem Pfand den „nächsten Belastungshammer“.

Umweltschutz-NGOs begrüßten die Einführung grundsätzlich. „Leider kommt es mit 2025 sehr spät, Österreich hinkt damit im europäischen Vergleich hinterher“ sagte Greenpeace-Sprecher Herwig Schuster. Anna Leitner, Sprecherin für Ressourcen bei Global 2000, urgierte, dass parallel das Mehrwegsystem weiter vorangetrieben wird.

Jürgen Streitner, Leiter der Abteilung für Umwelt- und Energiepolitik in der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), betonte, dass das Augenmerk nun auf einer raschen und praktikablen Umsetzung liegen müsse. „Dabei darf keinesfalls auf die besonderen Bedürfnisse von Kleinst- und Kleinabgebern von Getränken, etwa in der Gastronomie sowie auch in anderen Branchen wie Bäckern, Fleischern und Konditoren, vergessen werden“, so Streitner.

Ähnlich äußerte sich der Handelsverband: Entscheidend sei, „dass der gesamte Lebensmitteleinzelhandel und die mehr als 6.700 selbstständigen Kaufleute und die betroffenen Non-Food-Händler im Land bei der Umsetzung bestmöglich unterstützt werden“, so Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. Er sprach bei der Umsetzung zwar von einer „großen Herausforderung“, zeigte sich aber zuversichtlich.

50.000 Tonnen Getränkeverpackungen

Der Einführung des Pfandes ging eine jahrelange Diskussion voraus. Zuletzt sprachen sich auch die meisten Supermärkte und Diskonter für ein entsprechendes System aus. Druck gab es auch vonseiten der EU, die eine Sammelquote von 90 Prozent bis 2029 vorschreibt. Laut Altstoff Recycling Austria (ARA) gibt es im Gewerbeabfall 50.000 Tonnen Kunststoffverpackungen in hochwertiger Qualität.