Iran: Schülerinnen schließen sich Protesten an

In einem beispiellosen Schritt haben sich im Iran gestern Schulmädchen den Protesten, bei denen laut NGOs bereits über hundert Menschen getötet worden sind, angeschlossen, wie die BBC schreibt. Videos, die laut BCC von ihr verifiziert wurden, zeigen Jugendliche und junge Frauen in Schuluniformen. Sie schwenkten dabei ihre Kopftücher und riefen Slogans gegen die geistlichen Autoritäten, so die BBC weiter. Die Slogans sollen dieselben gewesen sein, die auch bei den größeren Protesten der letzten zwei Wochen zu hören waren.

In der Zweimillionenstadt Karadsch wurden Mädchen ohne Hijab gefilmt, wie sie einen Mann, offenbar ein Beamter, aus der Schule trieben. Sie riefen laut der BBC-Übersetzung des Videos „Schande über Dich“ und warfen scheinbar leere Wasserflaschen auf den Mann, bis er sich zurückzog.

Proteste von Schülerinnen wurden laut BBC heute auch aus der Hauptstadt Teheran und den Städten Sanandadsch und Saqqez in der Provinz Kurdistan gemeldet.

Mittelfinger für Ajatollahs

Einige Schülerinnen ließen sich auch dabei von hinten fotografieren, wie sie mit unbedeckten Köpfen Porträts von Ajatollah Ali Chamenei und dem Gründer der Islamischen Republik, Ajatollah Chomeini, im Klassenzimmer ihren Mittelfinger entgegenstreckten.

Tod einer jungen Frau als Auslöser

Die Proteste im Iran waren durch den Tod der 22-jährigen Mahsa Amini ausgelöst worden. Die junge Kurdin wurde am 13. September in Teheran von der Sittenpolizei festgenommen, offenbar weil sie das islamische Kopftuch nicht den Regeln entsprechend trug. Amini brach nach ihrer Festnahme unter ungeklärten Umständen auf der Polizeiwache zusammen und wurde drei Tage später im Krankenhaus für tot erklärt. Nach Angaben von Aktivisten soll sie von der Polizei geschlagen und deshalb gestorben sein. Aminis Eltern reichten eine Klage gegen die Polizei ein.

Der Druck auf den Iran wird von innen und außen stärker. Immer mehr Staaten solidarisieren sich mit den Demonstrierenden, gleichzeitig wird die Ausweitung der Sanktionen gegen das Regime in Teheran gefordert.

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