Es war der erste Besuch Putins auf der annektierten ukrainischen Halbinsel seit Beginn der russischen Militäroffensive am 24. Februar. „Wladimir Putin ist über die Krim-Brücke gefahren, die nach der Explosion im Oktober repariert wurde“, erklärte der Kreml. Vizeregierungschef Marat Chusnullin habe auf dem Beifahrersitz den Staatschef über den Fortgang der Reparaturarbeiten informiert.
„Wir fahren auf der rechten Seite“, sagte Putin in den Aufnahmen. „Die linke Seite der Brücke ist, soweit ich weiß, funktionstüchtig, aber sie muss noch fertiggestellt werden“, sagte der Präsident. „Sie hat noch ein wenig gelitten, wir müssen sie in einen idealen Zustand bringen.“ Putin ging auch über Teile der Brücke, um Abschnitte zu besichtigen, an denen die Schäden der Explosion noch sichtbar sind.

Explosion knapp nach Putins Geburtstag
Die 19 Kilometer lange Brücke gilt als Vorzeigeinfrastrukturprojekt: Putin hatte teilweise selbst für Finanzierung gesorgt und die Brücke 2018 persönlich eingeweiht, der Bauunternehmer war sein Jugendfreund Arkadi Rotenberg. Und die Explosion ereignete sich nur Stunden nach Putins 70. Geburtstag am 7. Oktober. Der Besuch gilt wohl auch als Signal an die Bevölkerung auf der Krim: Nachdem sich dort Explosionen auf Militärbasen ereignet hatten, flohen viele Menschen, vor allem auch Russen von der Halbinsel. Jetzt sei die Lage wieder sicher, soll die Autofahrt wohl vermitteln.
Putin fährt mit Auto über Krim-Brücke
Der Kreml veröffentlichte Videoaufnahmen, die Russlands Präsidenten Wladimir Putin zeigen, wie er am Steuer eines Mercedes die im Oktober teilweise zerstörte Brücke zur Halbinsel Krim überquert. Die Explosion damals war als persönlicher Rückschlag für Putin gewertet worden.
Zuletzt hatte Putin das russische Bombardement der Infrastruktur der Ukraine zudem als „unvermeidliche“ Antwort Moskaus auf die Angriffe der Ukraine bezeichnet – und dabei die Krim-Brücke ausdrücklich erwähnt.
Wieder russische Raketen auf die Ukraine
So griff Russland am Montag die Ukraine erneut schwer mit Raketen an. Ukrainische Behörden sprachen am Montag davon, dass 60 der abgefeuerten 70 Raketen abfangen worden seien. In der südlichen Region Saporischschja seien aber zwei Menschen durch den Beschuss getötet worden, teilten die Behörden mit. Mehrere Häuser seien dort zerstört worden. In der nördlichen Region Sumy fiel nach einem Raketeneinschlag der Strom aus, wie ein Energieversorger erklärte. In der gesamten Ukraine wurde Luftalarm ausgelöst. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, Schutzräume aufzusuchen.
Auch in Kiew war den Angaben zufolge die Luftabwehr im Einsatz. Dort seien dabei neun der zehn anfliegenden Raketen abgefangen worden, teilten die Behörden mit. Die Hauptstadt mit rund drei Millionen Einwohnern blieb deshalb offenbar von schweren Schäden verschont. Der Gouverneur der Region Kiew erklärte allerdings, dass 40 Prozent der Einwohner der Region ohne Strom seien, nachdem eine nicht näher bezeichnete Infrastruktureinrichtung getroffen worden war.
UNO-Menschenrechtskommissar im Schutzraum
UNO-Menschenrechtskommissar Volker Türk, der gerade Kiew besuchte, schrieb auf dem Kurznachrichtendienst Twitter, er habe ein Treffen in einem Schutzraum fortführen müssen. „Unglaublich, dass das in Kiew fast täglich passiert“, führte er aus.
Zuletzt hatte Russland immer wieder gezielt die Energie- und Wasserversorgung in der Ukraine mit Raketen attackiert, nachdem sich die russischen Bodentruppen aus einigen besetzten Gebieten hatten zurückziehen müssen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj berichtete in einem Video, die Reparatur der Schäden sei bereits angelaufen. Zugleich versicherte er: „Unser Volk gibt niemals auf.“ Nach militärischen Rückschlägen hat Moskau seit Oktober achtmal schwer mit Raketen die ukrainische Energieinfrastruktur beschossen. Große Teile des Landes haben nur noch stundenweise Strom.
Explosionen auf russischen Militärbasen
Den erneuten Raketenangriffe auf das Nachbarland waren in der Nacht Explosionen auf zwei Luftwaffenstützpunkten in Russland vorausgegangen, die beide Hunderte von Kilometern von der Ukraine entfernt sind. Einer davon, der Stützpunkt Engels in der Region Saratow rund 730 südlich von Moskau, beherbergt Bombenflugzeuge, die zu den strategischen Nuklearstreitkräften Russlands gehören. Drei Menschen wurden getötet, als ein Tankwagen auf dem Luftwaffenstützpunkt in Rjasan, 185 km (115 Meilen) südöstlich von Moskau, explodierte, wie die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA berichtete.
Russland machte die Ukraine für die Angriffe verantwortlich. Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte am Montagabend: „Am Morgen des 5. Dezember hat das Kiewer Regime versucht, mit reaktiven Drohnen aus sowjetischer Produktion die Militärflugplätze Djagiljewo im Gebiet Rjasan und Engels im Gebiet Saratow zu attackieren, um russische Langstreckenflugzeuge außer Gefecht zu setzen.“ Zuvor hatte Kiew bereits eine Beteiligung angedeutet.
Russische Raketenteile in Moldawien gefunden
Die Regierung der ehemaligen Sowjetrepublik Moldawien äußerte sich unterdessen zurückhaltend zu einem gefundenen Raketenteil auf eigenem Staatsgebiet in der Nähe der ukrainischen Grenze. „Mir wurde mitgeteilt, dass die Grenzer den Teil einer Rakete bei Briceni gefunden haben“, sagte Regierungschefin Natalia Gavrilita am Montag örtlichen Medien zufolge. Das Gebiet an der Fundstelle, nur wenige Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt, sei abgesperrt worden. Der Vorfall werde von den Behörden untersucht.