Polnischer Leopard-Panzer während einer Übung
Reuters/Kacper Pempel
Deutsche Kampfpanzer

Kiew kündigt Leopard-Training in Polen an

Dem ukrainischen Verteidigungsminister Olexij Resnikow zufolge werden ukrainische Streitkräfte in Polen auf Leopard-2-Kampfpanzern trainieren. „Wir werden damit anfangen und dann weitermachen“, zitiert ihn der ukrainischsprachige US-Sender „Voice of America“. Resnikow bezeichnet die Entwicklung der Ausbildung als Durchbruch und führt den Erfolg auf die Bemühungen Polens zurück. Ob es auch grünes Licht für die Lieferung der deutschen Kampfpanzer in die Ukraine gibt, bleibt aber weiter offen.

Das Thema stand am Freitag im Zentrum eines hochrangigen Treffens auf dem deutschen Luftwaffenstützpunkt Ramstein. Resnikow zeigte sich danach betont optimistisch, dass es hier bald eine Zusage aus Deutschland geben könnte. Auf Twitter postete Resnikow ein Foto, auf dem er selbst mit dem neuen deutschen Verteidigungsminister Boris Pistorius zu sehen ist.

In seinem Post dankte er unter anderem der deutschen Regierung für die militärische Hilfe und schrieb außerdem: „Wir hatten ein offenes Gespräch über Leopard 2. Fortsetzung folgt.“ Neben Polen hätten ukrainischen Medienberichten zufolge auch weitere Staaten zugestimmt, die Ausbildung ukrainischer Soldaten an den Leopard-2-Panzern zu beginnen.

Ukraine-Gipfel: Leopard-Frage bleibt ungelöst

Das Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe im deutschen Ramstein am Freitag hat Kiew weitere umfangreiche Zusagen über militärische Hilfe gebracht. Die aus ukrainischer Sicht aktuell vielleicht wichtigste Frage blieb allerdings wieder offen: die Lieferung deutscher Leopard-Kampfpanzer.

Die Ukraine fordert seit geraumer Zeit die Lieferung von Kampfpanzern. Dabei geht es insbesondere um den Leopard 2. Unter anderem Polen hat seine Bereitschaft zur Lieferung erklärt. Da die Panzer aber aus deutscher Produktion stammen, muss Deutschland einer Weitergabe zustimmen. Das ist bisher nicht erfolgt, auch auf dem Treffen westlicher Verbündeter auf dem Luftwaffenstützpunkt in Ramstein wurde dazu keine Entscheidung gefällt.

Selenskyj: „Keine Alternative“

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zeigte sich am Freitag in seiner abendlichen Videobotschaft dennoch davon überzeugt, dass er die Panzer erhalten wird. Er habe bei den Gesprächen viel Verständnis für die Erfordernisse der von Russland angegriffenen Ukraine gehört, sagte Selenskyj. „Wir werden kämpfen müssen um die Lieferung moderner Panzer, aber mit jedem Tag machen wir es noch offenkundiger, dass es keine Alternative gibt zu der Entscheidung für Panzer.“

Selenskyj sagte, notwendig seien auch Raketen mit größeren Reichweiten, um ukrainische Gebiete zu befreien. Nicht alles, worüber in Ramstein gesprochen wurde, sei für die Öffentlichkeit bestimmt, meinte Selenskyj. Unterm Strich aber stehe eine Stärkung des ukrainischen Widerstandes gegen die russische Aggression.

„Denkt schneller nach“

Kritik an der zögerlichen Haltung in Sachen Leopard-Panzer kommt indes vom ukrainischen Politberater Mychailo Podoljak. Die „globale Unentschlossenheit“ in dieser Frage „tötet mehr unserer Leute“, teilte der auch für das Präsidialamt in Kiew tätige Podoljak via Twitter mit. Mit Blick auf Erklärungen Deutschlands und anderer Länder, die Lieferung von Kampfpanzern müsse noch geprüft werden, schloss Podoljak seine Botschaft mit den Worten: „Denkt schneller nach.“

Metsola drängt auf „gemeinsames Vorgehen“

EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola geht unterdessen davon aus, dass die Ukraine auch Leopard-2-Panzer zur Unterstützung im Krieg gegen Russland erhalten wird. Beim Treffen der westlichen Verbündeten auf dem US-Stützpunkt Ramstein „wurden weitere wichtige Zusagen gemacht, und ich bleibe auch im Hinblick auf die Panzer optimistisch, da dies der logische nächste Schritt ist“, zitiert das „Handelsblatt“ die Malteserin.

Die Leopard-2-Panzer stünden deshalb im Zentrum der Debatte, „weil es viele davon gibt, weil sie relativ leicht zu warten sind, weil viele europäische Länder sie haben und weil die Ukraine sie einfach braucht“. Es sei gut, dass sich die Bündnispartner in Ramstein auf neue Waffenlieferungen verständigt hätten. „Was wir jedoch dringend brauchen, sind Führungsstärke, Einigkeit und ein gemeinsames Vorgehen bei der Lieferung von Leopard-2-Panzern.“

„Ukraine bekommt alle Hilfe, die sie braucht“

„Die Ukraine wird alle Hilfe bekommen, die sie braucht“, sagte unterdessen US-Präsident Joe Biden auf die Frage von Journalisten in Washington, ob er Polens Absicht unterstütze, der Ukraine Leopard-Kampfpanzer zur Verfügung zu stellen. Ein ranghoher US-Regierungsvertreter, der namentlich nicht genannt werden will, bekräftigte derweil, dass die USA an ihrer Haltung festhielten, keine Abrams-Kampfpanzer an die Ukraine zu senden.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin lobte Deutschland trotz des Zögerns mit Blick auf eine Lieferung von Leopard-2-Kampfpanzern an die Ukraine als verlässlichen Partner. „Ja, sie sind ein zuverlässiger Verbündeter. Das sind sie schon seit sehr, sehr langer Zeit“, sagte Austin am Freitag in Ramstein nach dem Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin und ukrainischer Amtskollege Oleksiy Reznikov in Ramstein
Reuters/Wolfgang Rattay
Austin und Resnikow beim Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe am Freitag in Ramstein

„Wir drängen niemanden“

Die US-Regierung betonte, dass jedes Land souveräne Entscheidungen treffe, was die Lieferung von Waffen angehe. „Wir drängen niemanden zu etwas und lassen uns auch von niemandem zu etwas drängen“, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, am Freitag in Washington.

Geht es nach US-Verteidigungsminister Austin, sei für einen militärischen Erfolg der Ukraine zudem nicht ein einzelnes Waffensystem entscheidend. Die Ukrainer hätten ein Paket mit großen militärischen Fähigkeiten bekommen – darunter seien Schützenpanzer aus den USA und anderen Ländern. Wenn diese Mittel richtig eingesetzt würden, könnten sie zum Erfolg führen.