weißer Ballon
AP/Larry Mayer
Laut China vom Weg abgekommen

Costa Rica meldet Sichtung von Ballon

Nach dem Abschuss eines mutmaßlichen chinesischen Spionageballons durch die USA setzt ein weiterer Ballon über Lateinamerika offenbar seine Reise fort. Nach Kolumbien und Venezuela wurde auch aus Costa Rica berichtet, dass ein chinesischer Ballon gesichtet worden sei. Das Außenministerium des mittelamerikanischen Landes teilte am Montag (Ortszeit) mit, die chinesische Botschaft in San Jose habe den Vorfall bedauert.

Der Ballon diene ausschließlich wissenschaftlichen Zwecken, habe die Botschaft gesagt. Er sei wegen der Wetterverhältnisse und aufgrund mangelnder Steuerungsfähigkeit von seiner ursprünglich geplanten Route abgekommen. Nach dem Zwischenfall mit dem ersten Ballon über den USA hatte am Vortag bereits das Außenministerium in Peking eingeräumt, dass ein zweiter „ziviler“ Ballon bei einem „Flugversuch“ auf Abwege gekommen sei und über Lateinamerika fliege.

Ob es sich bei dem nun über Costa Rica gesichteten Objekt um denselben Ballon handelt, der am Freitag von Kolumbien gemeldet wurde, ist unklar. China betont bisher, dass es sich nur um zwei verirrte Forschungsballons handle. Am Samstag hatte das US-Militär einen zuvor tagelang im Luftraum der Vereinigten Staaten beobachteten chinesischen Beobachtungsballon vor der Küste des US-Bundesstaates South Carolina über dem Atlantik abgeschossen.

Ballon über Costa Rica gesichtet

Nach dem Abschuss eines mutmaßlichen chinesischen Spionageballons durch die USA ist nun ein weiterer Ballon über Costa Rica gesichtet worden.

Weißes Haus: Luftraum verteidigt

Die USA hätten nach Angaben des Weißen Hauses im Einklang mit internationalem Recht gehandelt und mit dem Ballonabschuss nur den Luftraum und das Land verteidigt. Von US-Seite wurde zuletzt zudem der Vorwurf untermauert, dass es sich um einen Spionageballon gehandelt habe.

Nach Angaben des Kommunikationsdirektors des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, seien bereits während des Überflugs des Ballons über die USA Maßnahmen ergriffen worden, um dessen Spionagefähigkeiten zu beschränken. Laut Kirby haben die USA auch „Geheimdienstinformationen“ aus dem Ballon: „Wir analysieren derzeit noch die Informationen, die wir von dem Ballon entnehmen konnten, bevor wir ihn abgeschossen haben.“

Biden verteidigte Vorgangsweise

Der Überflug des Ballons über die USA hatte in den vergangenen Tagen für Aufsehen, Empörung und neue Spannungen zwischen Washington und Peking gesorgt. US-Präsident Joe Biden ließ den Ballon schließlich am Samstag an der US-Ostküste über dem Atlantik von einem Kampfflugzeug abschießen, als sich der Ballon nicht mehr über dem Festland befand. Jetzt läuft die Bergung der Trümmer.

Abschuss des vermeintlichen chinesischen Spionageballons
Reuters/Randall Hill
Nach tagelanger Beobachtung schossen die USA den Ballon am Samstag ab

Auch Biden verteidigte am Montag erneut die Vorgangsweise – und wies zugleich vor allem von Republikanern erhobene Vorwürfe zurück, dass der Abschuss zu spät erfolgt sei. „In dem Moment, wo er von Kanada in die Vereinigten Staaten kam, habe ich dem Verteidigungsministerium gesagt, dass ich ihn abgeschossen haben will, sobald es angemessen ist“, so Biden.

„Überreaktion“

Peking kritisierte die Vorgangsweise als „offensichtliche Überreaktion“. Washington warf China vor, mit dem Ballon Militäreinrichtungen ausspionieren zu wollen. Peking sprach dagegen von einem zivilen Forschungsballon, der durch die Westwinddrift und wegen unzureichender Navigationsmöglichkeiten weit vom Kurs abgekommen sei.

Während in China die Kritik an den USA unvermindert anhielt, will die US-Regierung eine Verschärfung der Spannungen zwischen beiden Ländern vermeiden. „Es gibt keinen Grund dafür, dass sich die Spannungen in unseren bilateralen Beziehungen zu einer Art Konflikt auswachsen“, sagte Kirby.

China-Reise von Blinken geplatzt

Nach Auftauchen des Ballons hatte Außenminister Antony Blinken seine Reise nach Peking abgesagt. Es wäre die erste Visite eines US-Außenministers in China seit mehr als vier Jahren gewesen. Beide Seiten hatten vorher ihr Interesse zu erkennen gegeben, mit den Gesprächen von Blinken in Peking das angeschlagene Verhältnis zu stabilisieren.

„Schlaglicht auf Inkompetenz der USA“

China stellte sich jetzt als Opfer der innenpolitischen Auseinandersetzung in den USA dar. Der Abschuss habe die Ballonaffäre nicht beendet, da US-Politiker ihre Rhetorik zu einer „Bedrohung durch China“ fortsetzten und die politische Auseinandersetzung zwischen Republikanern und Demokraten anfachten – ungeachtet der Auswirkungen auf die Beziehungen zu China, beklagte die vom Parteiorgan „Volkszeitung“ herausgegebene „Global Times“.

„Einen Unfall durch höhere Gewalt in eine Farce umzuwandeln wirft ein Schlaglicht auf die Inkompetenz der USA, mit einer Krise umzugehen“, kommentierte das Blatt, das auch als englischsprachiges Propagandainstrument benutzt wird.

Zuvor hatte Vizeaußenminister Xie Feng gesagt, die USA hätten mit dem Abschuss die Bemühungen und Fortschritte auf beiden Seiten, die Beziehungen seit dem Treffen von Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping und Biden im November zu stabilisieren, „ernsthaft beeinträchtigt und beschädigt“. Xie wird als neuer chinesischer Botschafter in Washington gehandelt.

Rückgabe von Trümmerteilen ausgeschlossen

Nach dem Abschuss des Ballons über den USA läuft vor der Küste South Carolinas die Bergung der Trümmerteile. Am Montag wurden weitere Details zu dem Flugobjekt bekannt. Der Ballon sei rund 61 Meter hoch gewesen und habe vermutlich so viel wie ein kleines Linienflugzeug gewogen, sagte der Befehlshaber des Nördlichen Kommandos der Vereinigten Staaten, Glen VanHerck.

Das Trümmerfeld habe eine ungefähre Größe von 1.500 mal 1.500 Metern, sagte VanHerck. Aufgrund des Seegangs seien die Arbeiten unter Wasser zunächst erschwert worden. Der Einsatz finde in rund 15 Meter Tiefe statt.

Die Ermittler wollen so viel wie möglich bergen – auch um die Geräte an Bord auszuwerten. Eine Rückgabe der Trümmerteile an Peking ist nach Angaben aus dem Weißen Haus nicht geplant, so Kirby: „Ich weiß von keiner Absicht und keinen Plänen, es zurückzugeben.“

„Gehört nicht den USA“

Die Regierung in Peking werde die legitimen Interessen und Rechte der chinesischen Seite hochhalten, sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Mao Ning, am Dienstag: „Das Luftschiff gehört nicht den USA.“