Kocher sagte, es sei ihm nicht darum gegangen, Menschen etwas wegzunehmen, und wiederholte, dass Menschen mit Betreuungspflichten – also vor allem Mütter und generell Frauen – und solche mit Gesundheitseinschränkungen nicht von eventuellen Verschlechterungen bei der Teilzeit betroffen sein sollen. Bei diesen Gruppen solle die steuerliche Begünstigung von Teilzeit erhalten bleiben.
Der Minister verwies auf die demografische Entwicklung. Viele würden in den nächsten Jahren in Pension gehen, gleichzeitig bräuchten Unternehmen mehr Arbeitskräfte. Es gebe jetzt schon eine „große Knappheit“, und beim „nächsten Aufschwung wird diese noch stärker werden“.
Vollzeit attraktiver machen
Wichtig sei es, dass Menschen mehr arbeiten können, wenn sie es wollen, und dass es auch finanziell attraktiver werde. Es gebe immer mehr Leute, die freiwillig Teilzeit arbeiten. Hier sei es auch wichtiger, Hindernisse zu beseitigen. Dazu gehöre ein rascher Ausbau der Kinderbetreuung. Das sei „natürlich“ die Aufgabe der Politik, aber auch von Unternehmen. Bund, Länder, Gemeinden und Firmen müssten hier enger zusammenarbeiten.
ÖVP-Arbeitsminister Kocher zu Teilzeitarbeit
ÖVP-Arbeitsminister Martin Kocher war zu Gast im Studio und sprach über Teilzeitarbeit in Österreich. Mit seiner Andeutung zur möglichen Kürzung von Sozialleistungen für Teilzeitbeschäftigte hatte er eine politische und gesellschaftliche Debatte ausgelöst.
Hoffen auf „faktenbasierte Debatte“
Kocher räumte ein, dass er „nicht die Lösung sofort“ parat habe. Er hoffe nun auf eine „faktenbasierte Debatte, wie wir die Gesellschaft gestalten wollen“.
In den letzten Jahrzehnten sei Teilzeit von den Abgaben her bewusst begünstigt worden. Man habe vor allem Frauen, die gar nicht gearbeitet hätten, damit in den Arbeitsmarkt bringen wollen. Das sei wichtig und erfolgreich gewesen – aber nun brauche es einfach mehr Vollzeittätigkeit.
Vor allem bei künftigen Maßnahmen
Eine bereits eingesetzte Arbeitsgruppe, gemeinsam mit Sozial- und Finanzministerium, beschäftige sich vor allem mit Arbeiten im Alter und dazugehörigen Aspekten, weniger mit Teilzeit. Aber dieses Thema sollte man wohl noch hineinnehmen, so Kocher. Einen Grund für eine weitere Steuerreform wollte Kocher zunächst nicht sehen, aber man könne etwa über Abgaben diskutieren.
Im Zentrum: Vollzeit, Teilzeit, Freizeit – Wie viel Arbeit muss sein?
Es gibt kaum eine Branche, die nicht Arbeitskräfte sucht. Muss man die Arbeitszeit neu aufteilen, damit man mehr Personal findet? Der Trend auf dem Arbeitsmarkt geht zunehmend in Richtung Teilzeit. In Österreich ist Teilzeit so beliebt wie in kaum einem anderen europäischen Land. Die Aufforderung des ÖVP-Arbeits- und -Wirtschaftsministers Martin Kocher nach mehr Vollzeit sorgte jüngst für heftige Diskussionen.
Kocher betonte dabei, dass er da vor allem an künftige Leistungen denke. Bei diesen müsse immer der Aspekt Vollzeit bzw. Teilzeit mitbedacht werden – in anderen Worten: Vollzeit soll bevorzugt werden. Das sei einfach nötig, um das Sozialsystem in seiner bestehenden Qualität aufrechterhalten zu können.