Mann vor Credit-Suisse-Logo
Reuters/Tyrone Siu
Credit Suisse

Nach Übernahme droht Jobkahlschlag

Die Notübernahme der Schweizer Großbank Credit Suisse (CS) durch die UBS könnte einem Medienbericht zufolge Zehntausende Stellen kosten. Es sei zwar noch zu früh, um zu beziffern, wie viele Stellen gestrichen würden, hieß es in einem Bericht der „Financial Times“ am Dienstag. Bis zu ein Drittel der 120.000 Stellen der fusionierten Großbank könnte aber betroffen sein.

Das Schweizer Geschäft und die Investmentbank der Credit Suisse, die zusammen mehr als 30.000 Personen beschäftigen, dürften die Hauptlast des Abbaus tragen. In der Schweiz gebe es viele Überschneidungen zwischen den beiden Instituten, so die „Financial Times“.

Wie die Finanznachrichtenagentur Bloomberg berichtet, würden internationale Headhunter bereits von massenhaften Anfragen von Credit-Suisse-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern berichten, die sich nach neuen Stellen umsehen würden. UBS-Chef Ralph Hamers, der das fusionierte Unternehmen als CEO leiten wird, äußerte sich zunächst nicht zu geplanten personellen Veränderungen.

UBS-CEO weist auf aufrechtes Konkurrenzverhältnis hin

Er informierte die Belegschaft der beiden Unternehmen einem Bloomberg-Bericht zufolge jedoch am Montag, dass die Mitarbeitenden der beiden fusionierten Großbanken einander vorerst noch als Konkurrenten begegnen sollen.

Bis zum Abschluss der Transaktion seien keine geschäftlichen Angelegenheiten mit Credit-Suisse-Mitarbeitenden zu besprechen oder Maßnahmen zu ergreifen, „die als ein Schritt in Richtung einer Zusammenlegung der Geschäfte interpretiert werden könnten“, heißt es laut Bloomberg in einem Memo an 74.000 UBS-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter.

Schweizer Regierung friert Boni ein

Am Dienstag fror die Schweizer Regierung Bonuszahlungen der Credit Suisse vorläufig ein. „Der Bundesrat hat zur Kenntnis genommen, dass das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) mittels Verfügung an die Credit Suisse gewisse variable Vergütungen an ihre Mitarbeitenden vorläufig sistiert“, teilte die Regierung mit.

Das betreffe bereits zugesicherte, aber aufgeschobene Vergütungen für die Geschäftsjahre bis 2022 wie etwa Aktienansprüche. Die Regierung will zudem weitere Maßnahmen zu den variablen Vergütungen für die Geschäftsjahre bis 2022 und darüber hinaus prüfen.

Noch Sonntagabend hatte die Schweizer Finanzministerin Karin Keller-Sutter gesagt, dass der Bund kein Bonusverbot verhängen könne, weil es sich nicht um eine Bankenrettung durch den Staat, sondern um eine private Übernahme handle. Später korrigierte sie: Zumindest das Management der geretteten CS könne wohl nicht mit Boni rechnen. „Gegenüber dem CS-Management gibt es natürlich Maßnahmen“, sagte die Ministerin im SRF-Radio. Es sei Aufgabe der Finanzmarktaufsicht (FINMA), ein Bonusverbot auszusprechen. „Davon ist schon auszugehen“, sagte Keller-Sutter.

2022 höchster Verlust seit Finanzkrise

Die Bank hatte 2022 einen Verlust von 7,3 Milliarden Franken verzeichnet, das war ihr höchster Verlust seit der Finanzkrise 2008. Die Zeitung „Tages-Anzeiger“ hatte aus den Geschäftsberichten errechnet, dass die Bank seit 2013 kumuliert 3,2 Milliarden Franken Verlust erwirtschaftet hat. Im gleichen Zeitraum steckten die Topmanager 32 Milliarden Franken an Boni ein.

Colm Kelleher und Karin Keller-Sutter
APA/AFP/Keystone/Peter Klaunzer
UBS-Verwaltungspräsident Colm Kelleher und die Schweizer Finanzministerin Keller-Sutter durchleben unruhige Tage

In den vergangenen Jahren ist die Bonussumme aber geschrumpft: Waren 2020 noch insgesamt 2,9 Milliarden Franken ausbezahlt worden, waren es 2021 noch zwei Milliarden Franken. Für vergangenes Jahr fasst der Bonustopf der CS-Gruppe noch eine Milliarde. Die Geschäftsleitung hat wie angekündigt angesichts des horrenden Geschäftsjahres auf die variable Vergütung verzichtet.

Bankiervereinigung fürchtet keinen Reputationsschaden

Die Schweizerische Bankiervereinigung befürchtet wegen der Notübernahme keinen nachhaltigen Schaden für den Ruf des Landes als globalen Finanzplatz. „Dieses Ergebnis gefällt niemandem, und es wirft eindeutig Fragen auf“, sagte der Präsident des Branchenverbandes, Marcel Rohner, am Dienstag. Er glaube aber nicht, dass das Vertrauen in die Bankexpertise der Schweiz zerstört wurde.

Die Finanzbranche sei in der Lage gewesen, durch eine sehr effektive Zusammenarbeit zwischen Regulierungsbehörden, Aufsichtsbehörden, öffentlichen Stellen und den beteiligten Banken ein großes Problem eines bedeutenden Spielers zu lösen. „Angesichts des Ausmaßes des Problems und der Ernsthaftigkeit der Krise war dies meines Erachtens eindeutig ein Zeichen der Stärke und nicht der Schwäche“, sagte Rohner.

Staatshilfen bis zu Drittel des Schweizer BIP

Die UBS und die CS könnten im Rahmen ihres Zusammenschlusses auf Gelder von Staat und Notenbank von bis zu rund 260 Mrd. Franken (263,75 Mrd. Euro) zugreifen. Der von der Regierung orchestrierte Deal, in dem die größte Schweizer Bank ihre schwer angeschlagene Rivalin erwirbt, beinhaltet umfangreich öffentliche Unterstützungen, die sich auf etwa ein Drittel des Schweizer Bruttoinlandsprodukts (BIP) summieren könnten. Das geht aus Dokumenten hervor, die die Bedingungen der Transaktion darlegen.

UBS übernimmt die CS für drei Milliarden Franken und steht zusätzlich für Verluste von bis zu fünf Milliarden Franken gerade. In Summe greifen die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die Regierung der Rettungsaktion mit bis zu 259 Milliarden Franken unter die Arme: Bis zu 200 Milliarden Franken stellt die SNB in Form von Liquiditätshilfedarlehen zur Verfügung, die je zur Hälfte durch vorrangige Ansprüche im Fall eines Konkurses und eine Ausfallsgarantie des Bundes besichert sind.

OeNB-Gouverneur zur Pleite der Credit Suisse

Der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Robert Holzmann, beantwortet in der ZIB2 Fragen zu Absturz und Rettung der Credit Suisse.

Zudem hat die CS in der vergangenen Woche bereits rund 50 Milliarden Franken Kredite von der Notenbank in Anspruch genommen, für die Sicherheiten hinterlegt wurden. Schließlich sicherte die Regierung der UBS zudem eine Garantie von neun Milliarden Franken zu.