Credit Suisse Hauptquartier
Reuters/Denis Balibouse
Saudi National Bank

Chef von Credit-Suisse-Großaktionär geht

Der Absturz der Credit Suisse (CS) schlägt weiter Wellen und spielt auch eine möglicherweise zentrale Rolle beim nun erfolgten Rücktritt von Ammar al-Chudairi als Verwaltungsratschef der Saudi National Bank (SNB). Die Bank mit Sitz in Riad wurde erst vor wenigen Monaten im Rahmen einer CS-Kapitalerhöhung größte Aktionärin der schon damals kriselnden Schweizer Großbank – deren Niedergang Chudairi zumindest beschleunigt haben dürfte.

Chudairi sorgte Mitte März, nachdem er gegenüber Bloomberg TV eine weitere Kapitalspritze für die Credit Suisse ausschloss, jedenfalls für reichlich Schlagzeilen. Die Credit-Suisse-Aktien gingen unmittelbar nach Chudairis Aussage mit einem Minus von weit über 20 Prozent aus dem Handel. Am selben Tag leitete die Schweizer Regierung Notfallmaßnahmen ein. Nur wenige Tage später folgte das Aus der Credit Suisse – konkret wurde am darauffolgenden Wochenende die Übernahme der Bank durch die Konkurrentin UBS besiegelt.

Auch wenn nicht bei der Schweizer Bank selbst, sondern bei ihrem größten Aktionär, gibt es laut Bloomberg mit Chudairis Rücktritt im CS-Debakel nun auch erstmals personelle Konsequenzen. Beim Verwaltungsrat der saudischen Bank ist von einem Rücktritt „aus persönlichen Gründen“ die Rede. Die Bank lässt somit offen, ob der Rücktritt mit seinen Äußerungen zur Beteiligung der SNB an der CS zusammenhängt.

Eine Milliarde Verlust

Für die größte saudische Bank kommt das Engagement bei der CS gleichzeitig einem finanziellen Fiasko gleich. Gegenüber dem US-Sender CNBC bezifferte die SNB ihren bei der CS erlittenen Verlust mit rund 80 Prozent. Dennoch erwarte man bei der Bank „keine Auswirkungen“ auf die Wachstumspläne für das laufende Geschäftsjahr, wie CNBC mit Verweis auf SNB-Angaben weiter berichtet.

Die Saudi National Bank hatte Ende 2022 für 5,5 Milliarden Riyals (1,46 Mrd. Dollar) fast 9,9 Prozent der Credit-Suisse-Anteile gekauft. Bis vergangene Woche summierte sich der Verlust auf über eine Milliarde Dollar. Anfang des Monats hatte Chudairi zu Reuters gesagt, dass die Bank derzeit keine internationalen Zukäufe anpeile und sich stattdessen auf ihr saudisches Geschäft konzentrieren wolle.

Berichte über Fünf-Milliarden-Angebot

Am Sonntag vor der UBS-Übernahme soll sich die Saudi National Bank gemeldet haben. Sie wollte die CS vor dem finanziellen Kollaps retten. Sie soll den Vorschlag gemacht haben, ungefähr fünf Milliarden US-Dollar einzuschießen. Damit wären die Aktionäre der Credit Suisse geschützt gewesen, berichtet das Wall Street Journal. Die Zeitung beruft sich auf einen Insider. Dieser behauptete, die Schweizer Regierung habe die Offerte abgelehnt. Denn die Saudi-Gruppe wollte die gleiche staatliche Garantie, wie sie die UBS nun bekommen hat.

Die 1953 als National Commercial Bank gegründete Saudi National Bank gilt als größte Bank in der arabischen Welt. Größter Anteilseigner der an der Börse notierenden Bank ist mit rund 37 Prozent der vom Königshaus kontrollierte saudische Staatsfonds (Public Investment Fund, PIF). Angesichts weiterer staatlicher Beteiligungen werde die Bank laut Medienberichten faktisch vom saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman kontrolliert.

SNB-Verluste verschrecken Investoren

Geht es nach dem Schweizer Finanzportal Cash, hat der innerhalb weniger Monate eingefahrene Verlust bei der SNB wohl Auswirkungen auf künftige Investitionen. Staatsfonds und andere Investoren aus der Golfregion werden bei Transaktionen mit ausländischen Banken „wahrscheinlich vorsichtiger sein“, so Cash.

Den Angaben zufolge überprüfe etwa der Staatsfonds des Emirats Katar und damit ein langjähriger Geldgeber der Credit Suisse „aktuell seine Bankbeteiligungen und evaluiert sein Gesamtportfolio“, wie Cash mit Verweis auf einen hochrangigen Mitarbeiter des Fonds, der nicht namentlich genannt werden wollte, berichtete. Die Rede sei aber nicht von „unmittelbaren Ausstiegsplänen“, vielmehr betrachte man die laufenden Turbulenzen „eher als Chance, bessere Bedingungen auszuhandeln und Investitionen zu strukturieren“.

Konsequenzen auch für CS-Management?

In der Schweiz prüft die Finanzaufsicht FINMA nach eigenen Angaben indes auch mögliche Konsequenzen für das Credit-Suisse-Management. „Wir sind keine Strafbehörde, aber wir loten die entsprechenden Möglichkeiten aus“, sagte FINMA-Präsidentin Marlene Amstad der „NZZ am Sonntag“.

Die größte Bank des Landes, die UBS, hatte die angeschlagene Nummer zwei, die Credit Suisse, am Sonntag nach tagelangen Verhandlungen für drei Milliarden Franken gekauft. Amstad wies Äußerungen von Credit-Suisse-Chef Axel Lehmann zurück, denen zufolge Stimmungsmache in Onlinenetzwerken für den Niedergang seiner Bank mitverantwortlich sei.

Amstad übte stattdessen Kritik an der Unternehmenskultur. „Oft war nicht klar, wer für was verantwortlich war“, sagte die FINMA-Präsidentin. Als Ursache für das Scheitern der Credit Suisse nannte sie „diverse Skandale und Fehler des Managements in den letzten Jahren“.