Die Mannschaft der HAKUTO-R Mission 1 nach dem Kontaktabbruch
youtube/ispace
Landung missglückt?

Bangen um Mondsonde „Weißer Hase“

Es hätte ein großer Tag für die private Raumfahrt werden sollen: Am Dienstag hätte die japanische Mondsonde „Hakuto-R“ („Weißer Hase“) des Unternehmens ispace auf der Mondoberfläche landen sollen. Ob das geglückt ist, ist vollkommen unklar, denn nach dem geplanten Landetermin konnte keine Verbindung zum Mondlandemodul hergestellt werden.

Tausende Menschen verfolgten am Dienstagabend den Livestream auf YouTube, um die Landung der Sonde mitzuverfolgen. Um 18.40 Uhr (MESZ) sollte „Hakuto-R“ nach Plan auf der Oberfläche aufsetzen, doch die Erfolgsmeldung verzögerte sich mehrmals. Schließlich meldete sich das Team des Unternehmens ispace, um bekanntzugeben, dass die Kommunikation abgerissen sei.

„Wir müssen davon ausgehen, dass die Landung auf der Mondoberfläche nicht komplettiert werden konnte“, hieß es weiter. Sollte es nicht doch noch zu Kontakt mit der Sonde kommen, würde das wohl einen weiteren Rückschlag für die aktuellen Ambitionen rund um den Mond bedeuten – erst vor wenigen Tagen explodierte ja eine Rakete von Elon Musks SpaceX. Außerdem würde das auch bedeuten, dass es weiterhin nur staatlichen Programmen gelungen sei, erfolgreich auf dem Mond zu landen.

Die Mannschaft der HAKUTO-R Mission 1 nach dem Kontaktabbruch
youtube/ispace
Banges Warten auf eine gute Nachricht: Im Livestream zur geplanten Landung war die Stimmung sichtlich angespannt

Schon im Dezember brach die 340 Kilogramm schwere Sonde auf. Eine Rakete des privaten US-Raumfahrtunternehmens SpaceX von Musk hatte sie von Cape Canaveral aus ins All gebracht. Den Mond umkreiste die Sonde seit vergangenem Monat.

Mehrere Fahrzeuge an Bord

Der 2,3 Meter hohe und bei ausgefahrenen Landebeinen 2,6 Meter breite Lander „Hakuto-R“ hat mehrere Mondfahrzeuge an Bord, darunter auch den nur acht Zentimeter großen Mondrover SORA-Q, den die Japanische Weltraumagentur (JAXA) mit dem Spielzeughersteller Takara Tomy gebaut hat.

Der Hakuto-R Mission 1 Mondlander in der SpaceX’s Falcon 9 Transportrakete
APA/AFP/ispace
Die Mondsonde „Hakuto-R“ (unten) wurde mit einer Falcon-9-Rakete Richtung Mond transportiert

Die Sonde sollte auch einen Rover der Vereinigten Arabischen Emirate auf den Mond bringen. Wenn der Rover mit dem Namen „Raschid“ tatsächlich dort angekommen sein sollte, wäre es die erste Mondmission der arabischen Welt. 2021 war es den Emiraten als Newcomer in der Raumfahrt gelungen, eine Sonde den Mars umkreisen zu lassen.

Ispace-Chef lobte bisherigen Erfolg

„Was wir bis jetzt geschafft haben, ist schon ein großer Erfolg“, sagte ispace-Chef Takeshi Hakamada im Vorfeld. Das von ihm gegründete Unternehmen nutze die aus dem aktuellen Flug gewonnenen Erkenntnisse bereits zur Vorbereitung künftiger Missionen. Hakamada sprach von der Mondlandung als „historischem Tag“, der „eine neue Ära der kommerziellen Mondmissionen“ einläuten werde. Bisher hat ispace gerade einmal 200 Mitarbeiter.

Verbindung zu Mondsonde verloren

Die japanische Mondsonde „Hakuto-R“ („Weißer Hase“) des privaten Unternehmens ispace hätte um 18.40 Uhr auf der Mondoberfläche landen sollen. Ob diese Mission erfolgreich war, ist unklar. Nach dem geplanten Landetermin konnte keine Verbindung zum Mondlandemodul hergestellt werden. Das ispace-Team arbeite daran, herauszufinden, was schiefgegangen sein könnte, und den aktuellen Status der Sonde zu eruieren.

In den vergangenen Jahren hat das internationale Interesse an Mondmissionen wieder zugenommen. Japan und die USA hatten vergangenes Jahr angekündigt, sie würden zusammenarbeiten, um bis zum Ende des Jahrzehnts einen japanischen Astronauten auf den Mond zu bringen.

Leben auf dem Mond bis 2040 anvisiert

Ispace will die „Sphäre menschlichen Lebens auf den Weltraum“ ausdehnen. Das Unternehmen geht davon aus, dass im Jahr 2040 bereits etwa 1.000 Menschen auf dem Mond leben und jährlich etwa 10.000 Menschen dorthin reisen könnten. Eine zweite Mondmission von ispace ist bereits geplant. Voraussichtlich kommendes Jahr will es einen Rover, diesmal aus eigener Produktion, auf den Mond bringen.

Start der SpaceX Rakete mit dem Mondlander
IMAGO/Craig Bailey
Schon im Dezember hob die SpaceX-Rakete mit dem „Weißen Hasen“ Richtung Mond ab

Auch Konkurrenz plant Weg auf den Mond

Zwei amerikanische Konkurrenten, die Firmen Astrobotic und Intuitive Machines, planen in Kürze ebenfalls Mondmissionen. Astrobotic will seien „Peregrine Lander“ möglicherweise im Mai auf den Weg schicken. Auch dieser Start ist aber schon mehrfach verschoben worden. Der Lander soll unter anderem im Auftrag der US-Raumfahrtbehörde (NASA) Materialien für Experimente zum Mond bringen.

Im April 2019 war die israelische Non-Profit-Organisation SpaceIL mit einem ähnlichen Versuch gescheitert. Ihre Sonde zerschellte auf der Oberfläche des Mondes. Bisher ist es nur den USA, Russland und China gelungen, Roboter auf den rund 400.000 Kilometer entfernten Erdtrabanten zu bringen.

SpaceX-Rakete explodierte nach Start

Privatunternehmen im All spielen seit Längerem eine wesentliche Rolle bei der internationalen Raumfahrt. Erst vergangene Woche wollte Musks SpaceX einen Schritt Richtung Mond, also insbesondere bemannte Missionen auf den Erdtrabanten, machen. Doch das „Starship“, das für derartige Zwecke künftig eingesetzt werden soll, explodierte wenige Minuten nach dem Start. Dennoch wertete man die Mission als Erfolg: „Wir haben eine Menge gelernt für den nächsten Teststart in einigen Monaten“, schrieb Musk auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.

Auch NASA-Chef Bill Nelson gratulierte. „Jede große Errungenschaft der Geschichte hat ein gewisses kalkuliertes Risiko gebraucht, denn mit großem Risiko kommen große Belohnungen. Wir freuen uns auf all das, was SpaceX lernt, zum nächsten Startversuch – und darüber hinaus.“