Britische König Charles
Reuters/Peter Nicholls
Vor Krönung

Charles auf dem Prüfstand

Laut einer Umfrage des Boulevardblatts „Daily Mail“ ist eine klare Mehrheit der Britinnen und Briten für die Beibehaltung der Monarchie. Doch im Vorfeld der Krönung am Samstag, zu der Prominenz aus der ganzen Welt anreist, gab es auch Kritik und Rufe nach einem Aus der Monarchie und weniger staatlichen Zuwendungen. Alles werde an König Charles III. selbst hängen, betonte dessen Schwester, Prinzessin Anne.

Am Dienstag brachte die bereits im Krönungsfieber befindliche „Daily Mail“ eine Umfrage, wonach eine deutliche Mehrheit der mehr als 11.400 Befragten im Fall eines Referendums für den Erhalt der Monarchie stimmen würde. Nur ein Viertel sprach sich der Umfrage zufolge für eine Abschaffung aus. Zwei Drittel stimmten der Aussage zu, dass die königliche Familie „dieser Tage und in diesem Zeitalter als ein seltsames System erscheinen mag, aber es funktioniert“.

In der Umfrage, die vom früheren Vizechef der Torys und nunmehrigen Publizisten und Meinungsforscher Lord Michael Ashcroft durchgeführt wurde, betonten aber fast drei Viertel, die königliche Familie müsse sich „modernisieren, um eine Überlebenschance zu haben“.

Umstrittene öffentliche Finanzierung

Einer der sensibelsten Punkte – schon zu Zeiten von Queen Elizabeth II. – war und ist die Finanzierung des Königshauses, konkret die beträchtlichen Zuschüsse aus dem Staatshaushalt für die Royals, die mit riesigem Landbesitz, vielen Immobilien und anderen Geschäften ein großes Vermögen und regelmäßiges Einkommen haben. Das ist umso heikler, weil viele Menschen in Großbritannien mit der Inflation und den rasant steigenden Lebenskosten kämpfen. Erst vor wenigen Tagen hatte der Chefökonom der Bank of England, Huw Pill, ganz offen gesagt, die Bevölkerung müsse akzeptieren, dass sie ärmer sei als früher.

67 Prozent der Befragten – darunter auch 58 Prozent jener, die sich zur Monarchie bekannten – fordern, dass die öffentlichen Ausgaben für die Monarchie „spürbar gesenkt“ werden. Der Kreis jener Familienmitglieder, die öffentliche Auftritte absolvieren und dafür vom Staat bezahlt werden, solle verkleinert werden. Das hatte Charles in der Vergangenheit auch als eines seiner Ziele genannt.

Einer Umfrage des TV-Senders Sky News von Mitte April zufolge war eine Mehrheit dagegen, dass die Krönungsfeiern vom Staat bezahlt werden. Die antimonarchistische Gruppe Republic sprach von einer „teuren Pantomime“.

Große Unterschiede nach Region, Alter und Ethnie

In Schottland und Irland ist die Zustimmung freilich deutlich niedriger als in England. Und die Zustimmung für eine republikanische statt monarchistische Staatsform ist bei den Jungen relativ hoch: 34 Prozent der 18- bis 24-Jährigen wollen eine Republik, nur 28 Prozent sind eindeutig für die Monarchie.

Und insbesondere entlang ethnischer Linien ist die Haltung zur Monarchie sehr gespalten. 52 Prozent der Asiaten und 65 Prozent von Schwarzafrikanern und Menschen aus der Karibik finden, diese sei „für eine bestimmte Art von Leuten“, nicht „für alle“. Hier rächt sich, dass das Königshaus seine eigene koloniale Vergangenheit, insbesondere die Verwicklungen in den Sklavenhandel, bisher nicht aufgearbeitet hat. Forderungen nach Entschuldigungen und Entschädigungen werden bisher zurückgewiesen. Charles kündigte aber vor wenigen Wochen an, die königlichen Archive für eine Studie zu genau diesem Thema zu öffnen.

Einige andere Umfragen hatten zuletzt eine sinkende Zustimmung zur Monarchie in der britischen Gesellschaft ergeben.

Krönung von König Charles wird vorbereitet

Am Samstag wird König Charles in Großbritannien gekrönt. Die Vorbereitungen laufen schon jetzt auf Hochtouren, und einige Royal-Fans haben bereits vor dem Buckingham-Palast ihre Zelte aufgeschlagen.

Anne verteidigt Monarchie

Kurz vor der Krönung ihres Bruders hat Prinzessin Anne die Bedeutung der britischen Monarchie für die Gesellschaft verteidigt. „Ich möchte betonen, dass die Monarchie – zusammen mit der Verfassung – ein Maß an langfristiger Stabilität schafft, die auf andere Art und Weise nur schwer zu erreichen ist“, sagte die 72-Jährige in einem aktuellen Interview mit dem kanadischen Sender CBC. Dennoch sei es richtig, zum aktuellen Zeitpunkt diese Debatten zu führen.

Keinen Zweifel ließ Anne, dass es in dieser Debatte vor allem auf Charles selbst ankommen werde, wie sich die Zustimmung für die Monarchie entwickeln wird. „Wir (die restliche Familie, Anm.) müssen uns in vielerlei Hinsicht nicht damit befassen – nicht zuletzt, weil der Monarch hier der Schlüssel zu allem ist und die Verfassung, auf der die Monarchie beruht“, so Anne. Die königliche Familie sehe ihre Rolle darin, Charles in seiner Rolle als Regent zu unterstützen.

„Man weiß, was man bekommt“

Prinzessin Anne geht davon aus, dass ihr Bruder sich in seiner neuen Rolle als König selbst treu bleiben wird. „Man weiß, was man bekommt, denn er hat eine ganze Weile lang geübt, und ich glaube nicht, dass er sich verändern wird“, sagte die Prinzessin trocken-humorvoll. Charles war immerhin jahrzehntelang – so lange wie niemand zuvor – Thronfolger, bevor er nach Elizabeths Tod im Vorjahr schließlich zum König ausgerufen wurde.

Erste Fans campieren an Paraderoute

Vor der samstägigen Krönung haben erste Royal-Fans bereits ihr Lager entlang der Prozessionsroute aufgeschlagen. „Ich warte darauf, mit meinen eigenen Augen zu sehen, wie sie beide Kronen tragen, das wird für mich der wichtigste Moment der Krönung sein“, sagte einer der Campenden, John Loughrey, am Dienstag dem TV-Sender Sky News.

Von Klopapier bis Fanartikel alles dabei

Die hartgesottenen Fans haben sich mit Zelten, Toilettenpapier, Snacks, Kissen und vielen royalen Fanartikeln ausgestattet, um bis zum Wochenende auszuhalten. Loughrey und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter kennen sich bereits von vergangenen Events.