ukrainischer Panzer beschießt russische Positionen
AP/Iryna Rybakova
Kiew zu Offensive

Schwere Kämpfe nach ersten kleinen Erfolgen

Laut der ukrainischen Militärführung gibt es derzeit schwere Gefechte an mehreren Frontabschnitten. Am Sonntag hatte Kiew bekanntgegeben, man habe erste kleine Erfolge in der Gegenoffensive errungen.

25 Kämpfe hätten seit Sonntag allein um die Stadt Bachmut und weiter südlich bei Awdijivka und Marjinka stattgefunden. Alle diese Orte befinden sich in der Region Donezk. Auch nahe Bilohoriwka in der Region Luhansk gebe es Kämpfe, so der ukrainische Generalstab.

Am Sonntag hatte die Ukraine betont, man habe drei Dörfer, Blahodatne, Neskutschne und Makariwka befreit. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden. Allerdings meldeten auch kremlnahe russische Militärblogger, dass Blahodatne aufgegeben worden sei, weil die Armee dort eine Einkesselung befürchtet habe. Zudem bestätigten sie die Einnahme von Neskutschne. Auch aus dem Dorf Lobkowe im Gebiet Saporischschja sollen sich die russischen Besatzer zurückgezogen haben.

Kiew: Russland zieht Einheiten aus Cherson ab

Die russischen Truppen hätten inzwischen Einheiten aus dem Gebiet Cherson abgezogen, um so Kontingente an anderen Teilen der Front etwa im Gebiet Saporischschja und in Bachmut zu verstärken, sagte die ukrainische Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar. Sie bekräftigte ihre Überzeugung, dass Russland den Kachowka-Staudamm absichtlich zerstört habe, um das Gebiet Cherson zu überfluten und so ungangbar für die ukrainischen Offensivkräfte zu machen. Ziel Moskaus sei es gewesen, auf diese Weise eigene Kräfte für andere Einsätze freizumachen.

Die Flut nach dem Dammbruch zerstörte allerdings auch russische Verteidigungsstellungen. Ziel der ukrainischen Seite soll es laut russischen Militärbloggern gewesen sein, nach Sinken des Hochwassers leichter in den nicht von ihr kontrollierten größeren Teil des Gebiets Cherson vorzustoßen.

Die ukrainischen Streitkräfte führen seit Tagen unter anderem in den Regionen Donezk und Saporischschja Gegenangriffe durch. Zuvor hatten Experten des US-Thinktanks Institute for the Study of War (ISW) mitgeteilt, dass die Ukraine in ihrer Gegenoffensive kleinere Geländegewinne verzeichne.

Ukraine meldet erste Erfolge

Die ukrainische Armee hat erste Erfolge in ihrer Gegenoffensive gemeldet. Im Südosten des Landes konnte sie einige Dörfer zurückerobern.

Wohl drei Leopard-Panzer aus Finnland zerstört

Laut der finnischen Tageszeitung „Helsingin Sanomat“ wurden drei von Finnland gelieferte Leopard-2R-Panzer von russischen Truppen zerstört. Die Zeitung stützt diese Behauptung auf ein von russischen Militärbloggern auf Telegram verbreitetes Foto. Darauf sind unter anderem drei zerstörte Panzer zu sehen, die durch eine spezielle Vorrichtung zur Minenräumung als genau solche Panzer identifizierbar sind.

Laut der Zeitung dürften die verbreiteten Bilder tatsächlich aus der Region Saporischschja stammen und echt sein. Russland hatte in den vergangenen Tagen behauptet, unter anderem mehrere Leopard-Panzer aus deutscher Produktion zerstört zu haben.

Selenskyj: Russland schießt auf Flüchtende

Die ukrainische Staatsführung warf derweil Russland tödliche Schüsse auf Rettungsboote mit fliehenden Zivilisten im überfluteten Cherson vor. „Sogar Tiere haben mehr Moral als Sie, russischer Staat“, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner in Kiew verbreiteten Videobotschaft Sonntagabend. „Russische Terroristen beschießen weiter Evakuierungswege, Evakuierungspunkte, Boote, die die Menschen wegbringen.“

Ein solches Boot mit 21 Menschen war laut ukrainischen Behörden am Sonntag von Russen beschossen worden, während sich die Zivilisten aus dem russisch besetzten Teil Chersons in Sicherheit bringen wollten. Drei Menschen seien getötet und zehn verletzt worden. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig bestätigen.

Vertreter des IStGH an Ort und Stelle

Erst habe Russland den Kachowka-Staudamm gesprengt, dann die Menschen in dem Überschwemmungsgebiet ihrem Schicksal überlassen, und nun werde auch noch auf sie geschossen, so Selenskyj. Er sagte, Vertreter des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) in Den Haag hätten sich in Cherson selbst ein Bild von der Lage gemacht und mit der Untersuchung der Katastrophe begonnen. Das rechte Ufer des Dnipro ist unter ukrainischer Kontrolle.

Selenskyj erweitert Sanktionsliste

Selenskyj erweiterte nach eigenen Angaben zudem die Sanktionsliste auf 178 Personen. Es gehe um Verantwortliche, die Freiheiten zerstört hätten und eine Schlüsselrolle spielten bei Repressionen in den besetzten Gebieten der Ukraine und in Russland selbst. Jeder „Komplize der russischen Diktatur“ werde zur Verantwortung gezogen, sagte er.

Moskau will Befehlsgewalt über Privatarmeen

Russlands Verteidigungsministerium will unterdessen alle russischen Freiwilligenverbände per Anordnung unter seine Befehlsgewalt bringen. Bis zum 1. Juli müssten alle diese Einheiten einen Vertrag mit der Behörde unterzeichnen, teilte der stellvertretende Verteidigungsminister Nikolai Pankow in Moskau mit.

Es gebe inzwischen mehr als 40 Freiwilligenverbände, deren rechtlicher Status so abgesichert werden solle. Der Chef der russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, teilte am Sonntag mit, er weigere sich, solch einen Vertrag zu unterschreiben.