Vor Staatsbegräbnis: Kritik an Trauertag für Berlusconi

Das heutige Staatsbegräbnis zu Ehren von Italiens am Montag verstorbenem Ex-Premierminister Silvio Berlusconi wird zu einem Großevent. Tausende Personen – darunter Politikerinnen, Industrielle und Weggefährten – werden sich im Mailänder Dom versammeln, um Abschied zu nehmen. Auch die italienische Regierung ist stark vertreten. Doch der Trauertag, der italienweit für Berlusconi ausgerufen wurde, stößt auch auf viel Kritik.

32 Regierungsvertreter und – vertreterinnen beteiligten sich an der Trauerzeremonie. Erwartet wird, dass neben Präsident Sergio Mattarella auch Premierministerin Giorgia Meloni am Staatsbegräbnis teilnehmen wird. Im Mailänder Dom werden 2.000 Personen Platz haben. Viele werden sich auch auf dem Domplatz versammeln, um dem viermaligen Ministerpräsidenten und Medienzar die letzte Ehre zu erweisen.

Österreich mit Botschafter bei Begräbnis vertreten

Aus Sicherheitsgründen teilte die Regierung die Namen der ausländischen Politiker nicht mit, die in Mailand anwesend sein werden. Österreich wird mit seinem Botschafter Jan Kickert vertreten sein. Der Mittwoch wird ein Trauertag in Italien sein, alle Fahnen werden auf halbmast gesetzt. Der Senat hielt am Montag eine Schweigeminute zu Ehren Berlusconis ab. Die Arbeit im Parlament wird die ganze Woche lang ausgesetzt.

Die Entscheidung der Regierung, ein Staatsbegräbnis zu veranstalten und eine Staatstrauer für Berlusconi auszurufen, wird von verschiedenen Personen aus der Opposition angefochten. Sie kritisierten, eine „Heiligsprechung“ Berlusconis durch seine Medien.

„Nicht angebracht“

Klare Worte sprach der sozialdemokratische Senator Andrea Crisanti, der die Entscheidung des Trauertags als „unangemessen“ bezeichnete. „Ich begreife den Schmerz, den das Ableben von Berlusconi nicht nur bei seinen Angehörigen auslöst, denen mein aufrichtiges Beileid gilt, sondern auch bei seiner politischen Gemeinschaft (…). Ich muss jedoch meine entschiedene Ablehnung gegenüber einem Staatsbegräbnis zum Ausdruck bringen, das ich für unangemessen halte, sowie gegenüber einem nationalen Trauertag für den ehemaligen Ministerpräsidenten“, kommentierte Crisanti.

Kritisch ist auch die ehemalige Gesundheitsministerin Rosy Bindi. „Ein Trauertag für eine umstrittene Person wie Berlusconi ist meiner Meinung nach nicht angebracht“, sagte die Sozialdemokratin. Sie war öfter mit Berlusconi in Konflikt geraten, der offen ihr Äußeres kritisiert hatte. Dafür habe er sich bei ihr nie entschuldigt, bemängelte die 72-jährige Bindi.

Paolo Romano, sozialdemokratischer Regionalrat in der Lombardei, schrieb an Meloni, um gegen den Trauertag zu protestieren. „Berlusconi wurde wegen Steuerbetrugs verurteilt, er hat wirtschaftliche Vereinbarungen mit der Mafia getroffen, er hat uns Italiener in Europa und der Welt mit seinen Privatangelegenheiten lächerlich gemacht. Er verdient einen Trauertag nicht.“

Lange Laufbahn, viel Aufsehen

Berlusconi war am Montag im Alter von 86 Jahren in einem Mailänder Krankenhaus gestorben. Der Gründer der rechtskonservativen Partei Forza Italia hatte das öffentliche Leben in Italien über Jahrzehnte in verschiedenen Rollen geprägt – nicht nur als Regierungs- und Parteichef, sondern auch als Medienmogul und langjähriger Eigentümer des Fußballvereins AC Mailand. Zwischen 1994 und 2011 war Berlusconi dreimal Ministerpräsident. In seiner langen Laufbahn machte er allerdings auch durch eine Reihe von Skandalen Schlagzeilen.

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