Krawalle in Frankreich weiten sich aus

Im Großraum Paris und mehreren weiteren französischen Städten ist es nach dem Tod eines Jugendlichen bei einer Polizeikontrolle erneut zu Zusammenstößen zwischen einem massiven Polizei-Aufgebot und Demonstranten gekommen.

Wie Innenminister Gérald Darmanin in der Nacht mitteilte, gab es mehr als 100 Festnahmen. Beamten seien mit Vorfällen in Marseille, Lyon, Pau, Toulouse und Lille konfrontiert worden, teilte die Polizei mit. „Die Antwort des Staates muss äußerst entschlossen sein“, sagte Darmanin in der nördlichen Stadt Mons-en-Baroeul, wo mehrere städtische Gebäude in Brand gesetzt worden waren. In Marseille wurden Geschäfte geplündert und 14 Menschen festgenommen. Die Polizei feuerte Tränengas ab, als es zu Zusammenstößen mit Jugendlichen kam, berichtet die Zeitung „La Provence“.

Es ist die dritte Krawall-Nacht in Folge. Landesweit sind 40.000 Polizisten im Einsatz, rund viermal so viele wie noch am Mittwochabend. In Nanterre bei Paris, wo der 17-Jährige am Dienstag ums Leben gekommen war, wurde am Abend eine Bankfiliale in Brand gesetzt, wobei die Flammen auf ein darübergelegenes Wohngebäude übergriffen. Die Feuerwehr löschte den Brand, ohne dass Menschen zu Schaden kamen.

Polizist nach tödlichen Schüssen in U-Haft

Zwei Tage nach dem tödlichen Schuss eines Polizisten auf einen Jugendlichen bei einer Verkehrskontrolle bei Paris ist gegen den Beamten ein förmliches Ermittlungsverfahren wegen Totschlags eingeleitet worden. Er kam gestern in Untersuchungshaft, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Der Einsatz der Waffe bei der Kontrolle sei nicht gerechtfertigt gewesen.

Ausschreitungen nach Trauermarsch

Bereits im Anschluss an einen Trauermarsch in Nanterre für den dort erschossenen Jugendlichen mit rund 6.000 Teilnehmern kam es am Abend zu Auseinandersetzungen zwischen Protestierenden und der Polizei. Wie die Zeitung „Le Parisien“ und der Sender BFMTV berichteten, wurden Beamte mit Molotow-Cocktails beworfen. Die Polizei überwachte die Lage mit Hubschraubern und zog Spezialkräfte in Nanterre zusammen. Der Straßenbahn- und Busverkehr im Großraum Paris wurde aus Sicherheitsgründen ab 21.00 Uhr eingestellt. Einige Orte verhängten nächtliche Ausgangssperren für Jugendliche. Verbote des Verkaufs und Mitführens von Feuerwerk wurden verhängt.

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