Butter
ORF.at/Zita Klimek
Transparenz mit Lücken

Erster AMA-Bericht zu Lebensmittelpreisen

Die Agrarmarkt Austria (AMA) hat erstmals den von der Regierung initiierten Bericht zur Preistransparenz im Lebensmittelhandel veröffentlicht. Der Bericht ist Teil des „Maßnahmenpakets gegen die Teuerung“ der türkis-grünen Bundesregierung von Mitte Mai und soll die Wertschöpfungskette bei Lebensmitteln besser darstellen. Bei der Auswahl der Lebensmittel und der Datenlage scheint es noch Spielraum zu geben.

Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) stellte den zehnseitigen Bericht am Mittwoch im Ministerrat vor. Anhand von 22 Produkten ermögliche man es Konsumentinnen und Konsumenten zu sehen, „zu welchen Einkaufspreisen der Lebensmittelhandel einkauft und ob sinkende Einkaufspreise auch tatsächlich bei ihnen ankommen“, so Totschnig in einer Aussendung.

Die an die AMA gemeldeten Einkaufspreise lagen im Schnitt zuletzt für Butter (250 Gramm) bei 1,53 Euro, für Käse (100 Gramm) bei 0,65 Euro, für Hendlfilet (300 Gramm) beo 2,89 Euro, für Mehl (1.000 Gramm) bei 0,86 Euro und für Zucker (1.000 Gramm) bei 1,25 Euro. Aus dem Transparenzbericht geht hervor, dass die wöchentlichen Händlereinkaufspreise in der Kalenderwoche 25 für Butter gegenüber der Vorjahreswoche um 21 Prozent nachgaben, bei Hendlfilets wurde ein stabiles Preisniveau verzeichnet.

Lebensmittel in einem Kühlschrank
ORF.at/Dominique Hammer
Die konstant hohe Inflation macht sich beim Lebensmitteleinkauf stark bemerkbar

Einige Preise fehlen aus Datenschutzgründen

Im Bericht enthalten sind weiters sechs Apfelsorten, weiße und gelbe Pfirsiche, Nektarinen und zwei Sorten Orangen. Der Preis für die Sorte Golden Delicious stieg laut dem Bericht gegenüber der Vorwoche und der Vorjahreswoche, die Preise von Gala und Braeburn sanken. Preise für Elstar und Idared sind – aus Datenschutzgründen, wie es in dem Bericht heißt, weil offenbar zu wenige Stellen Preise eingemeldet haben – nicht enthalten, ebenso fehlen die Preise für Schweinsfaschiertes und die Orangen. Gelbe Pfirsiche und Nektarinen sind im Jahresvergleich deutlich teurer.

Der Bericht soll künftig monatlich veröffentlicht werden. Eine Evaluierung ist laut Totschnig für Herbst geplant. ÖVP-Wirtschaftsminister Martin Kocher hatte Mitte Mai auch einen Lebensmittelpreisrechner für Grundnahrungsmittel im Supermarkt und im Onlinehandel angekündigt. Wie genau eine Lebensmittelpreise-Transparenzdatenbank ausgestaltet sein sollte, ist aber unter Wettbewerbsexperten und -expertinnen umstritten.

BWB-Bericht für Oktober erwartet

Stark gestiegene Lebensmittelpreise haben auch die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) auf den Plan gerufen. Sie startete wegen der Preisentwicklungen in der Lebensmittelbranche vergangenen Herbst eine großangelegte Untersuchung. Ende Oktober will die Behörde die Ergebnisse veröffentlichen. Die Wettbewerbshüter untersuchen, ob in bestimmten Produktbereichen Wettbewerbsprobleme vorhanden sind, die zu höheren Preisen führen, und wer von den Preissteigerungen profitierte.

Die BWB kooperiert mittlerweile auch mit mehreren Preisvergleichsplattformen. Ziel sei es, einen genaueren Einblick in die Marktverhältnisse zu gewinnen, teilte die Behörde vor zwei Wochen in einer Aussendung mit. Zu diesem Zweck seien Fragen an sieben bekanntere Preisvergleichsplattformen ergangen. Man wolle ein besseres Verständnis für die Funktionsweise, die Erhebung der Daten und die faktischen und rechtlichen Rahmenbedingungen der Plattformen erlangen, schrieben die Wettbewerbshüter weiter.

Divergierende Ansichten bei Ursachen

Auf dem „Lebensmittelgipfel“ der Regierung mit Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), Sozialminister Johannes Rauch (Grüne), Landwirtschaftsminister Totschnig, Vertretern von Lebensmittelhandel und Industrie sowie Experten Anfang Mai blieben die Positionen der Beteiligten weit auseinander. Rauch etwa sagte, dass es generell sehr unterschiedliche Einschätzungen über Ursachen und Maßnahmen gebe. Jedenfalls sei nicht ausreichend nachvollziehbar, wie die Preisgestaltung aussehe.

Der Handel wies im Vorfeld des Treffens eine Verantwortung für die Preissteigerungen zurück. Folglich nannte sie der Geschäftsführer des Handelsverbandes, Rainer Will, in seinem Statement nach dem Termin im Sozialministerium ausschließlich kostengetrieben. Konkret sprach er die Energiepreise an. Man müsse Ursache und Wirkung unterscheiden, so Will. Der Handel habe sich aber verpflichtet, seine „Transparenzanstrengungen“ zu intensivieren.