Threads-Logo auf einem Smartphone
APA/AFP/Stefani Reynolds
Vorerst nicht in EU

Metas Twitter-Klon Threads gestartet

Der Kurznachrichtendienst Twitter hat einen neuen und potenziell mächtigen Konkurrenten bekommen. Der Facebook-Konzern Meta startete in der Nacht auf Donnerstag seine App Threads mit ähnlicher Funktionsweise in mehr als 100 Ländern. EU-Staaten sind nicht darunter, und es blieb offen, wie schnell sich das ändern könnte.

Threads ist an Metas populäre Foto- und Video-App Instagram angebunden und gilt als aussichtsreichste Konkurrenz für Twitter. Der Grund ist ein Startvorteil: Meta kann für seine Twitter-Kopie von Anfang an auf bereits bestehende Verbindungen unter mehr als einer Milliarde Nutzern und Nutzerinnen zurückgreifen.

Bei anderen Twitter-Konkurrenten wie Bluesky, das vom ehemaligen Twitter-CEO Jack Dorsey gegründet wurde, und T2 müssen solche Verknüpfungen erst entstehen. In der EU könnte aber die Zusammenlegung von Daten aus verschiedenen Diensten ein Problem sein. Instagram-Chef Adam Mosseri verwies darauf, dass es kompliziert sei, „einige Gesetze einzuhalten, die im kommenden Jahr greifen werden“.

Man habe in Europa keine App auf den Markt bringen wollen, die nicht zukunftssicher sei, sagte er dem Technologieblog The Verge. Mosseri dürfte den „Digital Markets Act“ meinen, der striktere Regeln für Onlineplattformen festlegt. Unter anderem wird die Zusammenführung von Daten aus verschiedenen Diensten schwieriger. Bis zur Threads-Einführung in der EU können Nutzer und Nutzerinnen aus der Region Beiträge zwar in einer Webversion sehen, sie aber weder teilen noch liken.

Über Instagram zu Threads

Instagram-Nutzer und -Nutzerinnen müssen für Threads ihr Profil bei der Foto-App übernehmen. Der Dienst behält sich vor, eine breite Palette von personenbezogenen Daten zu verwenden. Textbeiträge auf Threads können bis zu 500 Zeichen lang sein und Links, Fotos sowie bis zu fünf Minuten lange Videos enthalten. Twitter war 2006 an den Start gegangen, wobei die ursprüngliche Textgrenze wie bei SMS bei 140 Zeichen lag und später auf 280 Zeichen verdoppelt wurde.

Neben den Accounts, denen sie folgen, sollen Nutzer und Nutzerinnen von Threads auch „empfohlene Inhalte“ von anderen Profilen in ihren Feed gespielt bekommen, wie es in einem Blogeintrag von Meta hieß. Die Beiträge werde dabei nicht in chronologischer Reihenfolge angezeigt, sondern von der Software geordnet.

Screenshot von Mark Zuckerbergs Threads-Account
Screenshot https://www.threads.net/@zuck
Ohne Anmeldung kann Threads im Browser nur passiv genutzt werden

Laut Meta-Chef Mark Zuckerberg meldeten sich in den ersten Stunden nach dem Start fünf Millionen Menschen für Threads an, nach sieben Stunden waren es laut Zuckerberg zehn Millionen. Damit die App erfolgreich werde, sei es wichtig, dass sie auch freundlich sei, hatte Zuckerberg im Vorfeld gesagt. Doch auch andere Konkurrenten, darunter Bluesky und Mastodon, verzeichneten zuletzt starke Zuwächse. Auf Twitter hatte sich der Ton zusätzlich zum Chaos zuletzt deutlich verschärft.

Twitter kämpft mit Einbrüchen

Twitter kämpft seit der Übernahme durch den Milliardär Elon Musk im Oktober 2022 mit zahlreichen Problemen, mitunter auch mit Chaos. Unter anderem brachen die Werbeeinnahmen ein, mit denen sich der Kurznachrichtendienst finanziert. Musk ließ als neuer Eigentümer bei Twitter keinen Stein auf dem anderen. Massenentlassungen, fehlende Inhaltsmoderation, das Zulassen von rechtsextremen Konten und eine neu geregelte Vergabe von Verifikationshaken mit bezahlten Abos prägten die vergangenen Monate.

Vor wenigen Tagen führte Musk Beschränkungen dafür ein, wie viele Tweets Nutzer täglich sehen dürfen. Nach seinen Angaben soll damit verhindert werden, dass Twitter-Daten unter anderem zum Training von Software mit künstlicher Intelligenz abgesaugt werden. Zahlende Kunden und Kundinnen von Twitter können nur noch bis zu 10.000 Tweets täglich sehen, Nutzer ohne Abo bis zu 1.000.

Zunächst lag die Grenze bei 6.000 und 600 Tweets, nach Protesten hob Musk diese an. Musk kaufte Twitter für rund 44 Milliarden Dollar – und räumte später ein, dass die Bewertung in Gesprächen mit Investoren inzwischen deutlich niedriger sei.

Meta-Chef Zuckerberg zeigte sich am Donnerstag hoffnungsvoll, dass Threads mit der Zeit mehr als eine Milliarde Nutzer und Nutzerinnen und damit deutlich mehr als Twitter haben werde. Von Twitter gab es seit der Übernahme durch Musk keine Nutzerzahlen mehr, früher kam der Kurznachrichtendienst auf mehr als 300 Millionen Nutzer und Nutzerinnen. Meta hat anders als Twitter in der Ära Musk keine Geldsorgen und kann sich bei Threads einen langen Atem leisten.

Auch auf persönlicher Ebene Rivalen

Mit der Rivalität zwischen Twitter und Threads sind die Weichen für ein geschäftliches Duell zwischen Musk und Zuckerberg gestellt, die zunehmend als Rivalen auftreten. Im Juni verabredeten sich die beiden Milliardäre sogar zu einem Schaukampf. Nach anfänglichen Zweifeln berichtete die „New York Times“ am Wochenende, ein solcher Kampf werde tatsächlich vorbereitet – allerdings sei weiterhin offen, ob er auch wirklich stattfinden werde.

Meta startet Konkurrenz zu Twitter

Vage Ankündigungen hat es schon im Frühling gegeben, nun ist der Start vollzogen: Meta, Mutterkonzern von Facebook und Instagram, startete eine ähnlich wie Twitter gestaltete App mit dem Namen Threads – just zu dem Zeitpunkt, da Twitter-Eigentümer Elon Musk sein Unternehmen wieder in die Bredouille brachte.

Der Facebook-Konzern hat wiederholt Dienste und Funktionen von Rivalen kopiert, blickt dabei aber auf eine gemischte Bilanz. Mit dem bei der Foto-App Snapchat erfundenen „Stories“-Format, in dem Nutzer und Nutzerinnen ihren Freunden Bilder und Videos für einen Tag zeigen können, funktionierte das.

Auch die „Reels“ genannten Kurzvideos, mit denen Instagram und Facebook die populäre App TikTok kopieren, legen zu. Dagegen gelang es dem Konzern trotz mehrerer Versuche nie, einen Konkurrenten zu Snapchats selbstlöschenden Videos zu etablieren. Laut Medienberichten soll Zuckerberg vor mehr als einem Jahrzehnt auch versucht haben, Twitter zu kaufen. Er sei aber von den Gründern abgewiesen worden.