Blick auf Krim-Brücke
Reuters
Zwei Tote

Krim-Brücke nach „Notfall“ geschlossen

Die Kertsch-Brücke auf die von Russland annektierte ukrainische Halbinsel Krim ist in der Nacht auf Montag wegen eines „Notfalls“ geschlossen worden, haben russische Behörden mitgeteilt. Es seien zwei Menschen getötet und ein Kind verletzt worden. Zeugen berichteten von Explosionen, die vor der Sperre zu hören gewesen seien. Russland beschuldigte den ukrainischen Geheimdienst, dieser schrieb, die Brücke habe sich erneut „schlafen gelegt“.

Der von Russland eingesetzte Gouverneur Sergej Axjonow schrieb auf Telegram zunächst von einer „Notfallsituation“. Ein Mann und eine Frau seien in ihrem Auto gestorben, sagte dann der Gouverneur des Gebiets Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, in einer Videobotschaft. Die Tochter des Paares sei verletzt und ins Krankenhaus gebracht worden. Die Opfer stammten den Angaben zufolge aus dem russischen Gebiet Belgorod.

Während in sozialen Netzwerken von Explosionen auf der Brücke die Rede war, machten die russischen Behörden zunächst keine Angaben dazu, was genau dort in der Nacht passiert war. Der Verkehr auf der Brücke wurde eingestellt. Axjonow sprach von einem Vorfall am 145. Pfeiler der Brücke. Laut einem russischen Agenturbericht wurde der Zugsverkehr wieder aufgenommen. Wegen der Ferienzeit ist auf der Halbinsel derzeit Hochbetrieb.

Autos warten vor Brücke
IMAGO/TASS
Die Brücke war in den frühen Morgenstunden gesperrt

Russland sieht „Terrorakt“

Russland sprach am Vormittag dann von einem „Terrorakt“ und machte ukrainische Geheimdienste dafür verantwortlich. Die Brücke sei von Überwasserdrohnen attackiert worden, teilte das russische Anti-Terror-Komitee mit. Auch ukrainische Medien meldeten, dass der Angriff von der Ukraine ausgegangen sei. Der ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU und die Marine hätten in der Nacht auf Montag die Attacke mit unbemannten Wasserfahrzeugen durchgeführt.

Der Geheimdienst selber teilte mit: „Erneut hat sich die Brücke ‚schlafen‘ gelegt. Und eins … zwei!“ Das ukrainische Militär vermutete zuvor noch eine Provokation Russlands. Das Vorgehen und das folgende lautstarke Bekanntmachen seien typisch, sagte die Sprecherin des Kommandos Süd, Natalia Humenjuk, im Sender Rada.

Der russische Telegram-Kanal „Graue Zone“, der mit der Söldnergruppe Wagner in Verbindung gebracht wird, berichtete von zwei Angriffen auf die Brücke gegen 3.00 Uhr (Ortszeit). Die auf dem Kanal veröffentlichten Aufnahmen zeigen mindestens einen beschädigten Brückenteil. Die seit 2014 von Russland annektierte Krim ist immer wieder Ziel von Angriffen mit Drohnen. Die Ukraine hat angekündigt, ihr Gebiet im Zuge einer Gegenoffensive zurückzuerobern. Erst am Sonntag meldete Russland die Abwehr von neun ukrainischen Drohnenangriffen auf die Krim.

Wichtiger Versorgungsweg für russisches Militär

Die Strafverfolgungsbehörden und alle zuständigen Dienststellen seien im Einsatz, so Axjonow weiter. Es würden Maßnahmen ergriffen, um die Situation zu beruhigen. Axjonow forderte die Bewohner und Bewohnerinnen auf, Ruhe zu bewahren. Bewohner und Bewohnerinnen der Region und Touristinnen und Touristen sollten aus Sicherheitsgründen einen alternativen Landweg durch die von Russland besetzten Regionen in der Südukraine wählen.

Die 19 Kilometer lange Kertsch-Brücke ist ein wichtiger Versorgungs- und Nachschubweg auch für die russischen Truppen auf der Krim. Im Oktober 2022 war die Brücke bei einer Explosion schwer beschädigt worden, war aber danach repariert worden. Ende Mai räumte der ukrainische Geheimdienst erstmals eine Beteiligung an der Explosion ein.

Explosionen auf Krim-Brücke?

Der Nachrichtenagentur RBC Ukraine zufolge gab es auf der Brücke, die die Halbinsel Krim mit der russischen Region Krasnodar verbindet, mehrere Explosionen. Der von Russland eingesetzte Gouverneur sprach von einer „Notfallsituation“, aufgrund derer der Verkehr eingestellt worden sei.

Die Brücke gilt als Vorzeigeprojekt: Russlands Präsdient Wladimir Putin hatte teilweise selbst für die Finanzierung gesorgt und die Brücke 2018 persönlich eingeweiht, der Bauunternehmer war sein Jugendfreund Arkadi Rotenberg. Die mutmaßlichen Explosionen ereigneten sich nur Stunden nach Putins 70. Geburtstag am 7. Oktober.