Verbrannte Fahrzeuge und Bäume in Algerien.
Reuters/Ramzi Boudina
Mittelmeer-Raum

Bereits Dutzende Tote bei Waldbränden

Bei den Waldbränden im Mittelmeer-Raum sind schon mehr als 40 Menschen ums Leben gekommen – die meisten davon in Algerien. Tausende sind auf der Flucht. Auf den griechischen Urlauberinseln Rhodos, Korfu und Euböa und auch in Süditalien kämpfen Feuerwehrleute weiter gegen die seit Tagen anhaltenden Großbrände. Auch aus Kroatien, Portugal und Frankreich werden Waldbrände gemeldet.

In Nordafrika kämpfte Algerien gegen verheerende Feuer entlang der Mittelmeer-Küste, mindestens 34 Menschen kamen schon ums Leben. Auch in Tunesien mussten wegen großer Brände Dörfer evakuiert werden. In Südeuropa ist vor allem Griechenland schwer getroffen. Nach Angaben der Umweltorganisation WWF sind in Griechenland mittlerweile 35.000 Hektar abgebrannt. Das griechische Zivilschutzministerium sprach von mehr als 500 großen Bränden, die in den vergangenen zwölf Tagen im Land wüteten.

Am Mittwoch konnten die Brände in allen Landesteilen Griechenlands unter Kontrolle gebracht worden. Das meldeten übereinstimmend die Reporter griechischer Medien. Wegen der Hitze von bis zu 47 Grad bleibe die Brandgefahr jedoch extrem hoch, warnten der Zivilschutz und das Wetteramt. „Die Gefahr ist noch nicht vorbei“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr.

Infografik zur Brandgefahr in und um Europa, Prognose für 27.7.
Copernicus, ECMWF/FWI

Der griechischen Feuerwehr und den Helfern gelang es in der Nacht auf Mittwoch, das beliebte Feriendorf Gennadi im Südosten von Rhodos zu retten. Wie örtliche Medien am Mittwoch weiter berichteten, wurden mit dem ersten Tageslicht erneut Löschflugzeuge und -helikopter eingesetzt, um die Flammen zu bekämpfen.

Außenministerium: Keine Österreicher betroffen

Österreicher hielten sich am Mittwoch in keiner der betroffenen Regionen auf, erklärte das Außenministerium am Nachmittag auf APA-Anfrage. Der Krisenstab sei nun jedoch auch auf Italien, Kroatien, Portugal und die Türkei ausgeweitet worden, hieß es. Das Ministerium verwies am Mittwoch auch erneut auf die Reiseregistrierung und rief Urlauber auf, diesen Service zu nutzen.

„Beispielsweise sind aktuell nur 46 österreichische Urlauberinnen und Urlauber in Kroatien beim Außenministerium reiseregistriert“, sagte eine Sprecherin mit Verweis auf Zahlen aus Kroatien. „Der kroatische Tourismusverband schätzt hingegen, dass sich derzeit rund 68.000 Touristen aus Österreich im Land aufhalten.“ In ganz Italien seien nur knapp 270 österreichische Reisende registriert, hieß es weiter.

Piloten bei Absturz von Löschflugzeug gestorben

Auch auf der Insel Euböa im Nordosten Athens war die Lage Mittwochfrüh besser als in den vergangenen drei Tagen, berichtete der griechische Rundfunk ERT. Dort stürzte am Dienstag ein Löschflugzeug ab. Zwei griechische Piloten kamen ums Leben, wie die Regierung mitteilte. Auf Korfu im Nordwesten gab es nach letzten Informationen auch keine große Feuerfront mehr, berichtete der Regionalsender ERA-Korfu. Auch dort waren Löschflugzeuge im Einsatz, um die kleineren Brände zu löschen, hieß es.

Löschflugzeug in Griechenland abgestürzt

Ein Löschflugzeug ist während des Kampfes um die Beseitigung der Brände auf der griechischen Insel Euböa abgestürzt. Wie der Feuerwehrsprecher Giannis Artopios sagte, stürzte das Canadair-Flugzeug der griechischen Feuerwehr in der Nähe des Dorfes Platanisto ab. An Bord waren mindestens zwei Menschen.

Vier Tote bei Bränden in Italien

Unter der extremen Hitze und Bränden leidet auch Süditalien. Auf Sizilien seien bereits vier ältere Menschen durch die Brände ums Leben gekommen, berichteten italienische Medien am Dienstagabend. Ein 70-jähriges Ehepaar wurde tot in einem brennenden Haus in der Nähe von Palermo aufgefunden, eine 88-jährige Frau starb ebenfalls in der Nähe der Stadt, und ein viertes Brandopfer – ein 98-jähriger Mann – wurde in Kalabrien gefunden.

Die Hügel um die sizilianische Hauptstadt Palermo brannten den dritten Tag in Folge. Mittlerweile weitete sich das Feuer auf eine Mülldeponie aus. Die Behörden versuchten, die Flammen mit Löschflugzeugen zu bekämpfen. Doch Dutzende Hektar Wald und Buschland fielen den Bränden bereits zum Opfer, auch eine Pumpanlage auf der Autobahn Palermo – Messina (A20) wurde beschädigt. Der Wüstenwind Schirokko erschwerte die Arbeit der Feuerwehren zusätzlich, berichteten lokale Medien.

Flammen an Hängen des Ätna

Über weiten Teilen Palermos lagen am Mittwoch dichte Rauchschwaden. Die Flammen tobten in der Nacht auch im Raum von Catania und an den Hängen des Vulkans Ätna. Einsatzkräfte aus ganz Italien unterstützten die Feuerwehren in Sizilien bei der Brandbekämpfung.

Auch die süditalienische Adria-Region Apulien ist betroffen. Der Bürgermeister der Stadt Vieste, Giuseppe Nobiletti, vermutete, dass Brandstifter am Werk seien. „Diese Kriminellen müssen gestoppt werden“, sagte der Stadtchef. Mehrere Hektar Buschland fielen den Flammen bereits zum Opfer. 2.000 Touristen aus drei Hotelanlagen wurden bereits in Sicherheit gebracht. Die Gäste konnten am Mittwoch jedoch zurückkehren. Die italienische Regierung will bei einer Ministerratssitzung am Mittwochnachmittag den Ausnahmezustand verhängen.

Personen beobachten einen brennenden Hang.
AP/Alberto Lo Bianco
Das Feuer auf Sizilien ist schwer einzudämmen

Brand nahe Flughafen von Nizza

Auch Frankreich war betroffen. Nahe dem Flughafen von Nizza kämpften Feuerwehrleute und Löschflugzeuge am Dienstag gegen einen Flächenbrand. In der Region um die syrische Hafenstadt Latakia brachen Waldbrände aus, die mit Hilfe von Armeehubschraubern gelöscht werden sollten.

Auf der französischen Mittelmeer-Insel Korsika wurden in der Nacht auf Mittwoch mehr als 200 Hektar Land zerstört. Innenminister Gerald Darmanin schrieb auf Twitter, dass wegen des Feuers auch das Kloster von Corbara im Norden der Insel geräumt worden sei. Starker Wind fache die Flammen an. Französischen Medienberichten zufolge hatte es zunächst zwei Brände unweit voneinander gegeben, die sich später zu einem Feuer entwickelt hätten. Der Präsident des korsischen Exekutivrats, Gilles Simeoni, schrieb auf Twitter, die beiden Feuer seien durch Brandstiftung entstanden.

Großer Einsatz im Umland Dubrovniks

Mittlerweile erreichten die Waldbrände auch Kroatien: Etwa 130 Feuerwehrleute kämpften am Mittwoch gegen einen Waldbrand in der Nähe der bei Touristen beliebten Küstenstadt Dubrovnik. Dabei seien auch Löschflugzeuge im Einsatz, teilte die Feuerwehr mit.

Bisher habe es noch keine Evakuierungen gegeben. Das am Montag ausgebrochene Feuer sei bis auf etwa zwölf Kilometer an die historische Innenstadt Dubrovniks herangekommen. Nach Medienberichten löste das Feuer Explosionen von Landminen aus, die sich seit dem Jugoslawien-Krieg im Boden befanden.

Einsatzkräfte bei Brand in Portugal leicht verletzt

Bei einem Waldbrand nahe dem Ferienort Sintra in Portugal wurden am Mittwoch acht Einsatzkräfte leicht verletzt. Das Feuer sei am Vorabend ausgebrochen, teilte der Katastrophenschutz mit. Mehrere Anrainer und 800 Tiere wurden vorsorglich in Sicherheit gebracht und die Autobahn für einige Stunden gesperrt. In der Nacht gelang es Feuerwehrleuten, den Brand weitgehend unter Kontrolle zu bringen.

Warnung vor anhaltender Brandgefahr

Der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, Janez Lenarcic, warnte am Dienstagabend auf Twitter: „In den nächsten zwei Tagen wird die Feuergefahr im Mittelmeer-Raum voraussichtlich extrem hoch bleiben.“

Die extreme Hitze, unter der Südeuropa sowie Teile Nordamerikas und Chinas derzeit leiden, sei ohne den menschengemachten Klimawandel „praktisch unmöglich“, hieß es am Dienstag in einer Analyse des Forschungsnetzwerks World Weather Attribution (WWA). Wegen des Klimawandels seien die Hitzewellen heißer und länger geworden und träten zudem öfter auf.