Menschen demonstrieren vor der französischen Botschaft in Niamey (Niger)
Reuters
Niger

Frankreich startet Evakuierungsaktion

Nach dem Militärputsch in Niger will Frankreich seine Staatsbürgerinnen und Staatsbürger aus dem westafrikanischen Land bringen. Die Evakuierungsaktion begann nach Angaben des Außenministeriums Dienstagnachmittag. Die Nachbarländer Burkina Faso und Mali, in denen ebenfalls Militärregierungen an der Macht sind, warnten indes vor Einmischung von außen.

Aus dem französischen Außenministerium hieß es, etwa 500 bis 600 französische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger seien in Niger. Die französischen Behörden arbeiteten auch daran, Bürgerinnen und Bürger aus anderen europäischen Ländern in Sicherheit zu bringen.

In der nigrischen Hauptstadt Niamey hatten Anhänger der Militärs französische Flaggen verbrannt und die französische Botschaft angegriffen. Angesichts der Situation in Niamey, „der Gewalt gegen unsere Botschaft vorgestern und der Tatsache, dass der Luftraum gesperrt ist und unsere Bürger nicht auf eigene Faust ausreisen können“, bereite Frankreich eine Mission für seine eigenen und Bürgerinnen und Bürger aus anderen europäischen Ländern vor, erklärte das Ministerium.

Niger: Frankreich startet Evakuierungsaktion

Nach dem Militärputsch in Niger will Frankreich seine Staatsbürgerinnen und Staatsbürger aus dem westafrikanischen Land bringen. Die Evakuierungsaktion begann nach Angaben des Außenministeriums Dienstagnachmittag. Die Nachbarländer Burkina Faso und Mali, in denen ebenfalls Militärregierungen an der Macht sind, warnten unterdessen vor Einmischung von außen.

Rom will Botschaft offenhalten

Auch Italien bot seinen Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern an, sie per Sonderflug aus der Hauptstadt Niamey auszufliegen. Italiens Botschaft bleibe jedoch geöffnet und einsatzbereit, „um zu den Bemühungen um eine Vermittlung beizutragen“, schrieb Außenminister Antonio Tajani am Dienstag in Twitter. Ihm zufolge befinden sich knapp 100 Italienerinnen und Italiener in Niger.

Das Auswärtige Amt gab am Dienstag eine Reisewarnung heraus und riet allen Deutschen in Niger zur Ausreise. Frankreich habe angeboten, auch Deutsche außer Landes zu bringen, hieß es. Spanien bereitet sich darauf vor, mehr als 70 Personen auszufliegen.

„Handvoll“ Österreicherinnen und Österreicher

Laut dem österreichischen Außenministerium sind „eine knappe Handvoll“ Österreicherinnen und Österreicher in dem westafrikanischen Land registriert. Die österreichische Botschaft in Algier und das Bürgerservice des Außenministeriums seien bereits mit den Registrierten in Kontakt, teilte das Außenministerium am Dienstag auf APA-Anfrage mit.

Luis Vassy, der Kabinettsdirektor des französischen Außenministers, hält in Paris eine Rede während eines Treffens über die aktuelle Lage in Niger nach dem Putsch.
APA/AFP/Stefano Rellandini
Das französische Außenministerium arbeitet mit Hochdruck an der Evakuierungsmission

Außerdem stünden die österreichischen Behörden seit dem Putsch in engem Austausch mit europäischen und internationalen Partnern, um alle Ausreisewilligen bei einer sicheren Ausreise zu unterstützen.

Das Außenministerium in Wien veröffentlichte in den vergangenen Tagen eine Reisewarnung für das ganze Land und forderte Österreicher und Österreicherinnen auf, Niger zu verlassen. „Die Sicherheitssituation für Ausländer ist zurzeit äußerst kritisch“, hieß es am Montag in der Homepage.

Burkina Faso und Mali warnen vor Einmischung

Die Regierungen in Mali und Burkina Faso warnten indes davor, dass ein militärisches Eingreifen im Nachbarland Niger zur Wiedereinsetzung des festgesetzten Präsidenten Mohamed Bazoum von ihnen als „Kriegserklärung“ aufgefasst würde. „Jegliche militärische Intervention im Niger käme einer Kriegserklärung gegen Burkina Faso und Mali gleich“, teilten die aus Staatsstreichen hervorgegangenen Regierungen mit.

Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS), in der Burkina Faso und Mali Mitglieder sind, hatte den nigrischen Putschisten am Sonntag ein Ultimatum gestellt. Sollte der festgesetzte Präsident Bazoum nicht binnen einer Woche freigelassen und wieder eingesetzt werden, werde ECOWAS Maßnahmen ergreifen, die den Einsatz von Gewalt beinhalten könnten, hieß es. Zudem will ECOWAS Handels- und Finanztransaktionen zwischen Mitgliedsstaaten und Niger aussetzen und die Luft- und Landesgrenzen schließen.

Auch Westen drohte

ECOWAS stellte sich damit auf die Seite des Westens und setzte die Putschisten unter Druck. Am Mittwoch hatten Offiziere von General Abdourahmane Tchianis Eliteeinheit den demokratisch gewählten Bazoum für entmachtet erklärt. Tchiani ernannte sich am Freitag selbst zum neuen Machthaber.

Daneben liefen auch diplomatische Bemühungen um eine friedliche Lösung des Konflikts. Der Präsident des östlichen Nachbarlandes Tschad, Mahamat Idriss Deby, versuchte seit dem Wochenende, in Niger einen Ausgleich zu vermitteln. Bilder zeigten ihn bei gesonderten Treffen mit dem abgesetzten Präsidenten Bazoum und General Tchiani.

Niger hat an die 25 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern, von denen laut Weltbank etwa zehn Millionen in extremer Armut leben. Das Land mit einer Fläche von rund 1,27 Millionen Quadratkilometern – rund 15-mal so groß wie Österreich und größtenteils von Wüsten, etwa der Tenere, und Savannenlandschaften geprägt – zählt laut Index (HDI) der UNO zu den am schwächsten entwickelten Ländern der Welt.

Partnerschaft mit EU steht infrage

Für die EU steht mit dem Putsch unterdessen die „Partnerschaft“ mit Niger auf dem Spiel. Sie kooperiert mit Niger seit 2015, vor allem dahingehend, die Migrationsroute aus der Wüstenstadt Agadez in Richtung Libyen (und weiter nach Europa) zu blockieren. Bazoum, seit 2021 im Amt, war ein wichtiger Verbündeter. Niger stellte Schlepperei unter Strafe.

Niamey war auch in einer weiteren Hinsicht eine Art wichtiger Vorposten: im Kampf gegen den Islamischen Staat in der Sahelzone (ISGS), einen Ableger der Terrormiliz IS. Hauptsächlich im südlichen Nachbarland Nigeria agiert die Terrorgruppe Boko Haram.

Brüssel: Versorgung mit Uran gesichert

Die EU-Kommission erklärte indes, Europas Versorgung mit Uran sei trotz des Staatsstreichs sicher. Derzeit bestehe kein Risiko, es gebe ausreichend Vorräte an natürlichem Uran. „Mittel- und langfristig gibt es genügend Vorkommen auf dem Weltmarkt, um den Bedarf der EU zu decken“, sagte ein Kommissionssprecher.

Niger ist ein wichtiger Uranlieferant für die EU-Staaten. Dem Sprecher zufolge geht es dabei um Uran in seiner natürlichen Form, das dann für die Verwendung als Brennstoff aufbereitet werden muss. Frankreich etwa bezieht Uran aus dem westafrikanischem Land für seine Atomkraftwerke.