Der Raketenbeschuss habe sich den ukrainischen Angaben zufolge während eines Treffens der russischen Marineführung ereignet. Dutzende „Besatzer“ seien getötet und verletzt worden, hieß es weiter. Der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow, sagte später in einem Interview, es seien mindestens neun Russen getötet und 16 weitere verletzt worden, darunter auch hochrangige Militärs. Die russische Seite nannte zunächst einen Toten, korrigierte diese Angaben aber später und sprach nur noch von einem Vermissten.
Die ukrainische Armee reklamierte den als „erfolgreich“ bezeichneten Angriff schon am Freitag für sich. „Am 22. September, gegen 12.00 Uhr, haben die ukrainischen Verteidigungskräfte einen erfolgreichen Angriff auf das Hauptquartier der Schwarzmeer-Flotte Russlands im vorübergehend besetzten Sewastopol ausgeführt“, hieß es in einer Aussendung des Pressestabs der ukrainischen Armee.
„Achtung! Raketengefahr!“
Der von Moskau ernannte Gouverneur Sewastopols, Michail Raswoschajew, bestätigte den Beschuss des Flottenhauptquartiers auf seinem Telegram-Kanal. Raswoschajew machte bisher keine Angaben zu den Schäden, warnte aber noch am Freitag vor weiteren Angriffen. In sozialen Netzwerken kursierten Fotos und Videos, die dicke Rauchschwaden über dem Gebäude zeigten. Der Beschuss soll vorläufigen Angaben zufolge mit den vom Westen gelieferten Marschflugkörpern des Typs Storm Shadow erfolgt sein.
Auch am Tag nach dem folgenschweren Angriff gab es auf der von Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim erneut Berichte über Explosionen. „Vorläufigen Informationen zufolge war in Sewastopol die Luftverteidigung im Einsatz“, so Raswoschajew, der am Samstagvormittag auf Telegram mit „Achtung! Raketengefahr!“ zudem vor weiteren Angriffen warnte und die Bevölkerung dazu aufrief, die Fenster zu schließen und sich nicht in ihrer Nähe aufzuhalten, Autos und öffentliche Verkehrsmittel zu verlassen und sich an einen sicheren Ort zu bringen. Wenig später erklärte er, die „Gefahr ist vorbei“.

„Außerhalb der Stadt“ seien Teile einer Rakete niedergegangen, hatte der Gouverneur zuvor vermeldet. In sozialen Netzwerken wurden erneut Fotos von einer Rauchwolke am Himmel geteilt und wurde darauf hingewiesen, dass es in dem betroffenen Bereich ein russisches Munitionslager geben soll.
Raketeneinschlag offenbar auf Videos festgehalten
Auch am Vortag hatte die russische Seite zunächst nur von herabfallenden Raketentrümmern gesprochen – letztendlich jedoch stellte sich die ukrainische Attacke als weitaus erfolgreicher heraus. Wie nach dem Angriff veröffentlichte Bilder nahelegen, wurde das wichtige und symbolträchtige russische Flottengebäude schwer beschädigt. Auf im Netz veröffentlichten Videoaufnahmen sei offenbar auch der Zeitpunkt des Raketeneinschlags zu sehen. Unabhängig bestätigt sind die Angaben nicht.
Die 2014 durch Russland annektierte Halbinsel Krim war immer wieder Ziel von Angriffen, die sich zuletzt verstärkten. Die russische Schwarzmeer-Flotte ist im Hafen von Sewastopol stationiert. Dort befindet sich eines der russischen Kommandozentren für Moskaus Krieg gegen die Ukraine. Von dort werden die russischen Besatzungstruppen im Süden der Ukraine versorgt und Raketenangriffe ausgeführt.