Suche nach Toten und Verletzten nach einem schweren Angriff der russischen Armee in Charkiw (Ukraine)
AP/Ukrainian Presidential Press Office
Ukraine

Dutzende Tote nach Angriff auf Geschäft

Fast 50 Menschen sind nach Angaben der Ukraine bei einem russischen Angriff auf ein Geschäft in der ostukrainischen Region Charkiw am Donnerstag getötet worden. Das ist einer der folgenschwersten Angriffe auf Zivilisten seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete den Angriff auf ein „gewöhnliches Lebensmittelgeschäft“ als „brutales russisches Verbrechen“.

Der russische Terror müsse gestoppt werden, sagte Selenskyj im spanischen Granada, wo er am Gipfel der Europäischen Politischen Gemeinschaft teilnahm. Wer Russland bei der Umgehung von Sanktionen helfe, sei mitschuldig an dem Verbrechen. Der Angriff erfolgte laut dem ukrainischen Innenminister Ihor Klymenko durch eine Iskander-Rakete in der Nähe der Front in dem Dorf Hrosa 30 Kilometer von der Stadt Kupjansk entfernt.

Nach Angaben von Selenskyj starben bei dem Angriff 48 Menschen, es gab zahlreiche Verletzte. Der Gouverneur der Region, Oleh Sinehubow, meldete 49 Tote, der Innenminister sprach später von mindestens 51 Toten. Unter ihnen sei ein sechsjähriger Bub. Neben dem Geschäft sei auch ein Cafe getroffen worden. Es habe dort keine militärischen Ziele gegeben, hieß es in der Erklärung des ukrainischen Innenministeriums. In dem Dorf lebten noch rund 300 Menschen.

Ukraine: Tote nach Angriff auf Supermarkt

Bei einem Angriff auf ein Dorf nahe der Stadt Kupjansk in der Region Charkiw im Nordosten der Ukraine sind Dutzende Menschen getötet worden. Eine russische Rakete traf ein Lebensmittelgeschäft.

Selenskyj bezeichnete die russische Armee als „das absolut Böse“ und warf Moskau einen „absichtlichen Raketenangriff“ vor: „Das russische Militärpersonal kann nicht im Unklaren darüber gewesen sein, wo es zuschlug. Das war keine blinde Attacke.“

Viele Zivilisten am Ort des Angriffs

Die ukrainische Staatsanwaltschaft veröffentlichte Fotos und ein Video, die Trümmerberge und reglos auf dem Boden liegende Menschen zeigen. Der Angriff erfolgte um 13.15 Uhr Ortszeit (12.15 Uhr MESZ). Zu diesem Zeitpunkt hielten sich nach Angaben Synehubows viele Zivilisten und Zivilistinnen an dem Ort auf. Lokalen Quellen zufolge sei das Cafe besonders voll gewesen, da dort ein Gedenkessen für einen kürzlich verstorbenen Dorfbewohner stattgefunden habe.

Die nun von dem Angriff betroffene Region um Kupjansk hatte die Ukraine bereits im Herbst vergangenen Jahres aus russischer Besatzung befreit. Damals wurde auch der Fluss Oskil überquert, die ukrainischen Truppen drangen teilweise bis in das benachbarte Gebiet Luhansk vor. Kupiansk war nach der Invasion ein wichtiges Nachschubzentrum für die russischen Streitkräfte. Inzwischen errangen die russischen Truppen in dem Gebiet aber wieder die Oberhand, die Kämpfe im Osten der Region Charkiw intensivierten sich.

UNO, EU und USA verurteilen Angriff

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres verurteilte den Angriff auf das „Schärfste“: „Angriffe auf Zivilisten und zivile Infrastruktur sind nach dem humanitären Völkerrecht verboten und müssen sofort eingestellt werden.“ Die UNO-Koordinatorin für humanitäre Hilfe in der Ukraine zeigte sich über die Berichte aus Hrosa entsetzt. Bei der absichtlichen Durchführung eines Angriffs auf Zivilisten oder zivile Objekte handle es sich um ein Kriegsverbrechen.

Russlands entsetzlicher Terror habe „einen weiteren düsteren Meilenstein erreicht“, hieß es von dem EU-Außenbeauftragten Josep Borrell. Das Weiße Haus sprach von einem „entsetzlichen“ Angriff.

Putin: Westen „Bezug zur Realität verloren“

Der russische Präsident Wladimir Putin führte indes in seiner jährlichen Rede vor dem Waldai-Diskussionsklub in Sotschi einen Rundumschlag gegen den Westen und die Ukraine aus. Dem Westen warf Putin vor, „den Bezug zur Realität verloren“ zu haben. Zudem wiederholte Putin seine bisherige Position, dass Russland den Krieg in der Ukraine nicht begonnen habe, sondern eine „spezielle Militäroperation“ eingeleitet habe, um ihn zu beenden. Die russische Invasion in die Ukraine begann im Februar 2022.