Bauarbeiter auf einer Baustelle
ORF/Viviane Koth
WIFO und IHS

Jobs in Bauwirtschaft halten

Trotz der erwarteten „milden Rezession“ heuer und dem leichten Aufschwung im kommenden Jahr sprechen sich die Wirtschaftsforschungsinstitute WIFO und IHS gegen ein umfassendes Konjunkturpaket aus. Sehr wohl unterstützt werden solle aber die Bauwirtschaft – das Argument: Bei Wiederanspringen der Konjunktur würden sonst die Arbeitskräfte für die zur Bekämpfung des Klimawandels nötige Dämmung und Sanierung von Gebäuden fehlen.

Nach der Präsentation der Herbstprognose von WIFO und IHS betonten deren Chefs Gabriel Felbermayr und Holger Bonin: „Die Wirtschaftslage gibt der Politik definitiv keinen Anlass für ein allgemeines Konjunkturprogramm.“ Auch ÖVP-Wirtschaftsminister Martin Kocher folgte dieser Einschätzung und sprach sich im Ö1-Morgenjournal gegen ein „riesiges Konjunkturpaket“ aus. Denn dieses könne zu einer „Verstetigung der Inflation führen“. Wenn es Maßnahmen gebe, so müssten diese sehr zielgerichtet sein.

Hierbei rückte die Baubranche in den Fokus von WIFO und IHS: Da heuer und 2024 ein Einbruch erwartet wird – insbesondere beim Haus- und Wohnungsbau –, sprachen sich Felbermayr und Bonin für staatliche Unterstützung in dem Bereich aus. Sollte es kein Programm der öffentlichen Hand für den Bausektor geben, werde ein Teil der Beschäftigten abgebaut. Sie würden dann in andere Sektoren abwandern und im Aufschwung sowie für die „Ökologisierung der Wohnimmobilien“ nicht mehr zur Verfügung stehen, warnte Felbermayr.

Auch für Bonin ist es „sinnvoll, Kapazitäten im durch die gestiegenen Zinsen angeschlagenen Bausektor mit Anreizen und Rechtssicherheit für die energetische Gebäudesanierung sowie mehr sozialen Wohnbau zu erhalten“.

Kocher: „Sehr rasche Diskussion“ nötig

Kocher sagte dazu im Ö1-Morgenjournal, hier sei eine „sehr rasche Diskussion“ erforderlich. Er gehe jedoch davon aus, dass auch im Budget, das derzeit erstellt werde, Maßnahmen vorgesehen seien. Der prognostizierte leichte Anstieg der Arbeitslosigkeit sei „sehr schwach im Vergleich zur Konjunktur“. Man werde in der aktiven Arbeitsmarktpolitik „alles tun“, um das zu unterstützen, so Kocher.

Warnung vor steigenden Zinsen auch für Staat

Für den heuer schrumpfenden und 2024 stagnierenden Industriesektor sehen die heimischen Topökonomen keinen Bedarf für ein Konjunkturprogramm. Die Regierung solle sich lieber auf „strukturelle Reformen konzentrieren“, so der IHS-Chef. Felbermayr warnte davor, „noch ein paar Milliarden Schulden zu machen“. Der öffentliche Schuldendienst werde durch den starken Anstieg der Zinsen teurer.

WIFO und IHS korrigierten zuvor ihre Konjunkturprognose für Österreich gegenüber der Juni-Schätzung deutlich nach unten und rechnen nun für heuer mit einer Rezession. Für 2023 wird ein Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,8 bzw. 0,4 Prozent erwartet, bei der Sommerprognose war noch ein Wirtschaftswachstum von 0,3 bzw. 0,5 Prozent prognostiziert worden. Außerdem hoben WIFO und IHS die Inflationsprognose für 2023 leicht auf 7,7 bzw. 7,8 Prozent an.

WIFO-Direktor Felbermayr zur Konjunktur

WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr ist zu Gast in der „ZIB 2“ und spricht über die Konjunkturprognose von dem Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) und dem Institut für Höhere Studien (IHS). Er zeigt unter anderem mögliche Gründe auf, wieso die Bauwirtschaft besonders stark von der Rezession betroffen ist und erklärt, wie die Inflation durch die höheren Zinsen eingebremst werden kann.

„Konjunkturell ist das Jahr 2023 zum Vergessen“, sagte WIFO-Direktor Felbermayr. „Die gute Nachricht ist, dass die Rezession in ihren letzten Zügen liegt.“ Felbermayr forderte vor allem mehr Tempo beim Abbau der Treibhausgasemissionen. Da liege die Regierung bereits weit hinter den selbst gesteckten Zielen zurück.

IHS-Chef Bonin sieht trotz der trüben Aussichten für heuer „keinen Anlass, in einen Krisenmodus zu verfallen“, sei doch das Schlimmste bereits überstanden.