Katar: Fortschritte bei Verhandlungen zu Geiselfreilassung

Bei den Verhandlungen über eine Freilassung der von der Hamas verschleppten Geiseln gibt es nach Einschätzung des Ministerpräsidenten von Katar Fortschritte. Er hoffe, dass es sehr bald zu einem Durchbruch kommen werde, sagte Scheich Mohammed Bin Abdulrahman Al Thani heute auf einer Pressekonferenz mit dem türkischen Außenminister Hakan Fidan in Doha.

„Die Zahl der im Gazastreifen getöteten Kinder übersteigt die Zahl der in der Ukraine getöteten Kinder, aber wir haben nicht die gleiche Reaktion gesehen“, kritisierte Al Thani, der zugleich als Außenminister fungiert.

Katar gegen „Politik der Kollektivstrafe“

Der einzige Weg zu einer friedlichen Lösung sei, die Kommunikationskanäle offen zu halten. Katar werde daher weiter mit der Türkei und regionalen Partnern zusammenarbeiten, um die Krise zu entschärfen. Er fügte mit Blick auf Israels Angriffe auf den Gazastreifen hinzu: „Katar verurteilt die Politik der Kollektivstrafe.“

Mediatoren aus Katar bemühen sich derzeit, weitere Geiseln – vor allem Frauen und Kinder – freizubekommen. Das sagten drei Diplomaten und ein Kenner der Nahost-Region der Nachrichtenagentur Reuters.

Den Diplomaten zufolge geht es bei den Verhandlungen nicht darum, festgehaltene israelische Soldaten freizulassen. Sie könnten zu einem späteren Zeitpunkt der Hamas nutzen, Zugeständnisse Israels zu erzielen. Zahlreiche Regierungen haben die Hamas aufgefordert, umgehend alle Geiseln freizulassen.

Erdogan: Hamas ist Befreiungsorganisation

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bezeichnet die Hamas indessen als eine Befreiungsorganisation. In einer Rede vor Abgeordneten seiner AK-Partei sagte Erdogan: „Die Hamas ist keine terroristische Organisation. Die Hamas ist eine Befreiungsgruppe, die kämpft, um ihr Land zu schützen.“ Der türkische Präsident forderte eine umgehende Feuerpause.

Die israelischen Angriffe auf den Gazastreifen müssten sofort beendet werden, ebenso die Angriffe auf israelisches Gebiet. Israel habe die guten Absichten der Türkei ausgenutzt, fügte Erdogan hinzu. Er werde daher nicht wie geplant nach Israel reisen. „Wir haben kein Problem mit dem israelischen Staat. Aber wir haben Probleme mit Israels Politik gegenüber den Palästinensern.“

Israel wies die „harschen Worte des türkischen Präsidenten über die terroristische Organisation Hamas entschieden zurück“, so der Sprecher des israelischen Außenministeriums, Lior Haiat. „Selbst der Versuch des türkischen Präsidenten, die Terrororganisation zu verteidigen, und seine aufrührerischen Worte werden nichts an den Schrecken ändern, die die ganze Welt gesehen hat.“

Geiseln und Bodenoffensive: Israels schwierige Entscheidung

Mehr als zwei Wochen sind seit dem Terrorangriff der Hamas auf israelische Dörfer und Städte vergangen. Israels erklärtes Ziel ist es, die Terrororganisation so sehr zu treffen, dass sie militärisch und administrativ nicht mehr handlungsfähig ist.

Dazu gilt eine Bodenoffensive in Gaza als Voraussetzung, die aus gutem Grund bisher auf sich warten lässt: Hunderte entführte Israelis befinden sich dort in der Gewalt der Hamas. Zugleich steigt der Druck auf den politisch schwer angeschlagenen Regierungschef Benjamin Netanjahu.

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