Frau auf Strand in Thailand
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Imageprobleme

Thailand buhlt um chinesische Touristen

Die Reiselust nach der Pandemie und vor allem die Öffnung von Chinas Grenzen für Reisen ins Ausland haben Thailand auf ein Comeback des Tourismus hoffen lassen. Von den Rekordzahlen aus dem Jahr 2019, als von den fast 40 Millionen Touristen und Touristinnen mehr als ein Viertel allein aus China kam, ist man aber weit entfernt. Thailand versucht nun, die chinesischen Touristen zurückzuerobern, kämpft dabei aber mit Imageproblemen.

Die thailändische Tourismusbehörde TAT erhofft sich einen Zuwachs auf bis zu vier Millionen Touristen aus China – ursprünglich hatte sich die Regierung mindestens fünf Millionen erhofft. Es gibt jedenfalls noch Luft nach oben – bis Oktober reisten heuer 2,65 Millionen chinesische Touristen nach Thailand. Deshalb versucht die Regierung nun gegenzusteuern. Der Tourismus ist eine wichtige Stütze der thailändischen Wirtschaft. Vor der Pandemie lag dessen Anteil am BIP bei rund zwölf Prozent.

Die Hoffnung auf eine Rückkehr chinesischer Touristen in einem Ausmaß wie vor der Pandemie wurde nicht erfüllt – auch aufgrund der schwächelnden Wirtschaft Chinas. Die internationalen Flugkapazitäten in China haben nach wie vor nicht die von vor der Pandemie erreicht, die Flüge ins Ausland sind daher im Vergleich zu 2019 auch deutlich teurer. Heuer stand China zum ersten Mal seit zehn Jahren nicht auf der Liste der Topherkunftsländer bei Touristen, hieß es vor einigen Wochen vom thailändischen Tourismus- und Sportministerium.

Visaerleichterungen für Touristen aus China

Der Verband thailändischer Reisebüros sah die Hürden vor allem bei Visaproblemen und Sicherheitsbedenken. Die Regierung reagierte mit der Aufhebung der Visapflicht seit Ende September für einen Zeitraum von fünf Monaten für chinesische und kasachische Touristen. Neben der neuen Visapolitik, die möglicherweise ausgeweitet wird, sollen auch Kooperationen mit großen chinesischen Firmen helfen, hofft die thailändische Tourismusbehörde.

Chinesische Touristen auf einer Insel nahe Phuket
AP/ColorChinaPhoto/Feng Zi
Chinesische Touristen, vor der Pandemie die größte Gruppe, kehren nur langsam nach Thailand zurück

Der Leiter der Behörde, Thapanee Kiatphaibool, war im Oktober eigens zum „Seidenstraße“-Gipfel (Belt and Road Forum) nach Peking gereist, um dort für Kooperation auch im Tourismus zu werben – und für die Freundschaft zwischen den Nachbarstaaten, wie die chinesische Tageszeitung „Global Times“ berichtete.

„Der Wettbewerb in der Region um chinesische Touristen wird immer härter, und man muss es so einfach wie möglich machen“, sagte Gary Bowerman von einer auf Tourismus spezialisierten Forschungs- und Marketingfirma für den asiatischen Raum gegenüber CNN. Die chinesische Reiseindustrie befinde sich in einer „Übergangszeit“. Seit der Pandemie haben sich laut Bowerman die Reisetrends geändert, viele sind an anderen Erfahrungen interessiert – häufig auch mit kleinerem Budget.

Sicherheitsbedenken nicht ausgeräumt

Mit den Visaerleichterungen der thailändischen Regierung stieg das Interesse der Chinesen jedenfalls wieder. Nicht ausgeräumt wurden allerdings Sicherheitsbedenken. Bei einer Schießerei am 3. Oktober in einem Einkaufszentrum in der Hauptstadt Bangkok mit drei Toten und Verletzten starb auch eine chinesische Mutter.

Polizeieinsatz nach Schießerei im Siam Paragon Einkaufszentrum in Bangkok
APA/AFP/Lillian Suwanrumpha
Eine Schießerei in einem Einkaufszentrum in Bangkok Anfang Oktober führte zu Zehntausenden Stornierungen durch Touristen

Hoteliers und Tourismusunternehmer forderten nach der Schießerei die Regierung zu strengeren Waffenkontrollen auf. Laut einem Bericht der „Bangkok Post“ stornierten gleich nach dem Vorfall 60.000 chinesische Touristen ihre Thailand-Reise, die Zahl der Ankünfte aus China in thailändischen Flughäfen sank um mehr als neun Prozent.

Film trägt zu Imageverlust bei

Zuvor gab es Gerüchte über die Erpressung von Touristen und Berichte über Menschen, die in Kambodscha und entlang der Grenze Thailands zu Myanmar und Laos zu Onlinebetrug gezwungen werden, so die BBC. Weiter genährt wurden diese Spekulationen durch den in China erfolgreichen Film „No More Bets“.

In dem Thriller werden Menschen in einem nicht genannten südostasiatischen Land in eine „Betrugsfabrik“ gelockt, wo sie unter sklavenähnlichen Bedingungen arbeiten müssen. Dort werden Menschen von kriminellen Organisationen gezwungen, weltweit Internetnutzer über soziale Netzwerke und Online-Dating-Apps zum betrügerischen Kauf von Kryptowährung und zum Abheben von Bargeld zu verleiten.

Beteuerungen der thailändischen Reisebürovereinigung, dass es sich dabei um unwahre Gerüchte handle und die illegalen Operationen nicht in Thailand stattfänden, konnten den Imageverlust nicht ausgleichen. Der Hashtag, warum Menschen nicht nach Thailand fahren wollen, etwa hatte mehr als 420 Millionen Views auf der chinesischen Plattform Weibo. Eine chinesische Influencerin, die über interessante Ziele aus Thailand berichtete, beobachte seit einiger Zeit vermehrt negative Kommentare zu Thailand unter ihren Postings, berichtete die BBC.

Maya Bay auf Ko Phi Phi
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Die aus „The Beach“ bekannte Maya Bay wird wegen der vielen Besucher zur Regeneration des Ökosystems immer wieder gesperrt

Sorge vor Konsequenzen der „Null Dollar“-Reisen

Die Tourismusbranche sieht die Aufhebung der Visapflicht für chinesische Touristen mit gemischten Gefühlen. Man erhofft sich einen Aufwind bei den Buchungen, bei manchen werden aber Erinnerungen an die zahlreichen Low-Budget-Pauschalreisen wach, die auch vor der Pandemie weit verbreitet waren. Ein Hotelier fürchtete im Interview mit der auf Südostasien spezialisierten Nachrichtenplattform Benar News eine Zunahme illegaler Geschäftspraktiken rund um billige Pauschalreisen.

Er bezog sich damit auf nicht zugelassene Reiseveranstalter, die Touristen dazu drängten, in einem Netz von überteuerten Geschäften, Hotels und Restaurants, die von chinesischen Eigentümern betrieben werden, zu konsumieren. Bereits vor einigen Jahren ging die thailändische Militärregierung gezielt gegen die als „Null Dollar“-Reisen bekannten Pauschalreisen vor. Das schade dem Image des Landes, so die Argumentation.