Karel Schwarzenberg
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1937–2023

Karel Schwarzenberg ist tot

Der frühere tschechische Außenminister und Präsidentschaftskandidat Karel Schwarzenberg ist tot. Er starb im Alter von 85 Jahren nach langer Krankheit in einem Wiener Spital, wie das Nachrichtenportal Echo24 und der öffentlich-rechtliche tschechische Rundfunk am Sonntag unter Berufung auf seine Familie berichteten.

Schwarzenberg starb laut Echo24 bereits am Samstag im Kreise seiner Familie. Der Politiker wurde einige Tage zuvor, laut Tageszeitung „Blesk“ wegen Herz- und Nierenproblemen, nach Wien geflogen.

„Karel Schwarzenberg ist gestorben. Es war klar, dass es sich nähert. Trotzdem ist das ein Schlag. Er war einer der wichtigsten und liebevollsten Menschen in meinem Leben. Möge er in Frieden ruhen. Die Tschechische Republik sollte ihm für immer dankbar für alles sein, was er für sie selbstlos getan hat“, teilte der frühere Finanzminister Miroslav Kalousek, der einst mit Schwarzenberg die konservative Partei TOP 09 mitbegründet hatte, auf Twitter (X) mit.

Karel Schwarzenberg auf der Karlsbrücke in Prag, 1989
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Schwarzenberg 1989 auf der Prager Karlsbrücke

Zentrale Figur in tschechischer Politik

Schwarzenberg, der in Tschechien oft einfach nur „der Fürst“ genannt wurde, entstammte einer böhmisch-fränkischen Adelsfamilie, deren Oberhaupt er seit 1979 war. Nach der Wende von 1989 war Schwarzenberg kurze Zeit Leiter des Präsidialamts unter Vaclav Havel.

Von 2007 bis 2009 und noch einmal von 2010 bis 2013 stand der TOP-09-Gründer an der Spitze des tschechischen Außenministeriums. Die Präsidentschaftskandidatur im Jahr 2013 endete mit einer Niederlage in der Stichwahl gegen Milos Zeman, der ihm seine kritische Haltung zur Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg vorhielt.

Vor rund zwei Wochen erhielt Schwarzenberg die höchste staatliche Auszeichnung Tschechiens, den Orden des Weißen Löwen. Er konnte ihn aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr persönlich entgegennehmen.

Karel Schwarzenberg mit Journalisten
APA/AFP/Michal Cizek
Schwarzenberg bei einem Medientermin bei der Parlamentswahl 2021

„Zahlen hohen Preis für Sebastian“

Schwarzenberg war ein überzeugter Europäer und setzte sich immer dafür ein, dass Tschechien dem „harten Kern“ der EU angehört. Noch im österreichischen Exil wurde er 1984 zum Präsidenten des Internationalen Helsinki-Komitees für Menschenrechte ernannt.

Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine zog Schwarzenberg Parallelen zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und Adolf Hitler. „Die Argumentation ist dieselbe wie weiland die ‚unseres Führers‘ gegenüber Österreich: ‚Das ist keine selbstständige Nation, das ist ein Teil unserer Nation, sie haben kein Recht, eine selbstständige Politik zu machen‘“, so Schwarzenberg in einem APA-Interview.

Kein Blatt vor den Mund nahm sich Schwarzenberg stets auch in Bezug auf die österreichische Politik. In einem Interview anlässlich seines Geburtstags mit der „Kleinen Zeitung“ kritisierte er die Vetodrohung gegen die Schengen-Aufnahme von Rumänien und Bulgarien. Kritik übte Schwarzberg etwa auch an der ÖVP und dem früheren Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). „Wir zahlen den hohen Preis für Sebastian“, sagte er, der sich selbst einen „alten Schwarzen“ nennt.

Karel Schwarzenberg ist tot

Der frühere tschechische Außenminister und Ehrenvorsitzende der rechtsliberalen Partei TOP 09, Karel Schwarzenberg, ist im Alter von 85 Jahren gestorben. Schwarzenberg war in den vergangenen Jahrzehnten fixer Bestandteil der europäischen Politik.

„Mein Vater, der Fürst“

Schwarzenberg war am 10. Dezember 1937 in Prag zur Welt gekommen. Nach der Enteignung und der kommunistischen Machtübernahme 1948 ging seine Familie nach Österreich. Nach 1989 erhielt Schwarzenberg unter anderem das Schloss Orlik in Südböhmen zurück. Schwarzenberg, der in Österreich und Deutschland Jura und Forstwissenschaft studierte, aber nach eigenen Worten „nie etwas davon“ abgeschlossen habe, verwaltete lange auch die Betriebe im Eigentum seiner Familie – darunter das Schwarzenberg-Palais mit angeschlossenem Hotel in Wien.

Schwarzenberg war in seinem Leben vieles – Familienoberhaupt und Fürst der Schwarzenbergs, tschechischer Außenminister, Präsidentschaftskandidat 2013 und Vater. Das legt auch ein Dokumentarfilm seiner Tochter Lila Schwarzenberg nahe, der im Vorjahr kurz vor Schwarzenbergs 85. Geburtstags ins Kino kam – mehr dazu in Weltpolitik als Beziehungssache.

„Europäische und heimische Politik geprägt“

Bundespräsident Alexander Van der Bellen schrieb auf Twitter (X), dass Europa mit Schwarzenbergs Tod „ärmer“ geworden sei. „Sein Leben und Wirken war von Verantwortung und Klarsicht geprägt. Liberal, konservativ, weltoffen und patriotisch, so widersprüchlich diese Begriffe wirken, in Karel Schwarzenberg fanden sie zueinander.“ Van der Bellen erinnerte daran, dass er Schwarzenberg erst vor wenigen Wochen getroffen und ein „bereicherndes“ Gespräch geführt habe.

„Mit seinem Ableben verlieren wir einen überzeugten Europäer und Politiker, der sich für Menschenrechte, Freiheit und die Werte der Europäischen Union starkgemacht hat“, so Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) auf Twitter: „Er hat die europäische, die tschechische, aber auch die heimische Politik geprägt. In diesen schweren Stunden gilt unser Mitgefühl seiner Familie und seinen Freunden.“

„Mit Karel Schwarzenberg ist ein großer Europäer, dessen Engagement und Einsatz maßgeblich zur europäischen Einigung beigetragen hat, verstorben. Er verstand es, die Hoffnung auf Freiheit und Frieden für viele begreifbar und damit erstrebenswert zu machen“, heißt es von Vizekanzler Werner Kogler (Grüne).

„Zentraleuropäer, der Geschichte auch lebte“

Auch Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) drückte Schwarzenbergs Familie sein Mitgefühl aus. „Karel Schwarzenberg war ein standhafter und unbeirrbarer Verfechter von Demokratie, Menschenrechten und des europäischen Gedankens. Er war ein Zentraleuropäer im besten Sinne, der europäische Geschichte nicht nur durch und durch kannte, sondern sie auch lebte“, schrieb Schallenberg auf Twitter.

Mit großer Trauer reagierte NEOS-Parteivorsitzende Beate Meinl-Reisinger in einer Aussendung: „Mit Karel Schwarzenberg verlässt uns ein aufrechter Demokrat, ein visionärer Denker und großer Europäer.“