Israelische Soldaten auf einem Panzer
Reuters/Alexander Ermochenko
Erste Frist läuft aus

Tauziehen um Verlängerung von Feuerpause

Am Montag läuft die erste Frist der seit Freitag in Kraft getretenen Feuerpause im Gaza-Krieg aus. Die unter Federführung der USA, Katar und Ägypten zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas ausverhandelte Vereinbarung sieht auch eine mögliche Verlängerung vor – nun wird sich weisen, inwieweit diese Option schlagend wird.

Die Feuerpause hatte Freitagfrüh begonnen und war nach einer ersten Vereinbarung für vier Tage angesetzt, alle Parteien ließen jedoch eine Verlängerung bis zu zehn Tagen offen. Bis Sonntagabend mehrten sich zwar Hinweise auf eine anstehende Verlängerung, Entscheidung gibt es allerdings noch keine.

US-Präsident Joe Biden versicherte im Rahmen einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz in Nantucket im US-Bundesstaat Massachusetts etwa, dass er sich „persönlich“ und gemeinsam mit Israels Premier Benjamin Netanjahu um eine vollständige Umsetzung der Vereinbarung und auch für eine Verlängerung einsetzen werde.

US Präsident Joe Biden
APA/AFP/Brendan Smialowski
Joe Biden: Erklärtes Ziel der US-Regierung ist die Verlängerung der Feuerpause

„Das ist unser Ziel“

Dafür werde er auch weiterhin mit Katar, Ägypten und Israel zusammenarbeiten, um alles dafür zu tun, alle Geiseln freizubekommen. Das zwischen Israel und der Hamas geschlossene Abkommen sei „so strukturiert, dass es verlängert werden kann, um auf diesen Ergebnissen aufzubauen“, so der US-Präsident, der CNN-Angaben zufolge hier anfügte: „Das ist unser Ziel: diese Pause über den morgigen Tag hinaus fortzusetzen.“

„Der Beweis dafür, dass es funktioniert und es sich lohnt weiterzumachen, ist jedes Lächeln, jede Träne der Dankbarkeit, die wir in den Gesichtern der Familien sehen, die endlich wieder zusammenkommen“, so Biden, der bestätigte, dass sich unter den am Sonntag freigekommenen Geiseln auch ein vierjähriges Mädchen mit US-Doppelstaatsbürgerschaft befunden habe.

Ägyptische Unterhändler orten „positive Signale“

Die radikalislamische Hamas und weitere bewaffnete Gruppen im Gazastreifen sind AFP-Angaben zufolge zu einer Verlängerung der Feuerpause mit Israel um „zwei bis vier Tage“ bereit. Das sei den Vermittlern aus Katar und Ägypten übermittelt worden, hieß es am Sonntagabend weiter. Dadurch könnte „die Freilassung von zusätzlichen 20 bis 40 israelischen Gefangenen sichergestellt“ werden.

Bereits am Samstag war in diesem Zusammenhang vonseiten der ägyptischen Unterhändler von „positiven Signalen“ die Rede, wonach die zunächst für vier Tage vereinbarte Feuerpause zumindest um zwei Tage verlängert werden könnte. Eine Verlängerung der Feuerpause auf bis zu zehn Tage sei möglich, wie das in dem Konflikt vermittelnde Golfemirat Katar dazu erinnerte.

Bericht: „Israel hält an Bedingungen fest“

Nach Angaben Israels müsste die Hamas für jeden zusätzlichen Tag zehn weitere Geiseln freilassen. Israel halte auch weiterhin an dieser Bedingung fest, wie es einem CNN-Bericht zufolge mit Verweis auf eine Sitzung des Kriegskabinetts heißt. Bei dieser sei am Sonntag auch die Möglichkeit einer Verlängerung der befristeten Waffenruhe mit der Hamas erörtert worden.

In der seit drei Tagen laufenden Waffenruhe hatte die Hamas als Teil des dahinterstehenden Abkommens bisher um die 40 israelische Geiseln freigelassen. Im Gegenzug wurden 117 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen. Am Montag wird die Freilassung zehn weiterer Geiseln erwartet.

„Werden bis zum Ende weitermachen“

Am Sonntagabend signalisierte nach einem Gespräch mit Biden auch Netanjahu grundsätzliche Bereitschaft zu einer Verlängerung der Feuerpause. Auch Netanjahu verwies an die von Israel gestellte Forderung, die Kampfpause im Gegenzug für die Freilassung zehn weiterer Geiseln pro Tag zu verlängern. „Das wäre zu begrüßen“, so Netanjahu, der zuvor in diesem Zusammenhang bei einem Besuch der im Gazastreifen stationierten Truppen festhielt: „Wir unternehmen jede Anstrengung, um unsere Geiseln zurückzubringen, und am Ende werden wir sie alle zurückbringen.“

Israels Premierminister Benjamin Netanyahu besucht Soldaten
Reuters/Avi Ohayon/Gpo
Benjamin Netanjahu besuchte am Sonntag die im Gazastreifen stationierten Truppen

Gleichzeitig stellte Netanjahu außer Frage, dass die Kämpfe nach der Feuerpause wieder aufgenommen würden. Nach dem Ende des Abkommens werde Israel seine Kriegsziele „mit voller Kraft verwirklichen“. Israel werde „bis zum Ende“, „bis zum Sieg“ weitermachen. Es gehe darum, „die Hamas zu beseitigen, alle unsere Geiseln zurückzubringen und sicherzustellen, dass der Gazastreifen nicht wieder zu einer Bedrohung für den Staat Israel wird“.

Bisher größte Hilfslieferung nach Nordgaza

Bestandteil des Abkommens sind auch Hilfslieferungen für den Gazastreifen. Diese wurden im Zuge der Feuerpause deutlich ausgeweitet, wobei am Sonntag erneut etliche Lkw-Lieferungen den Rafah-Grenzübergang von Ägypten in den Gazastreifen passiert haben dürften. Ein aus rund 100 Lastwagen bestehender Hilfskonvoi habe Lebensmittel, Wasser, Hilfsgüter, Erste-Hilfe-Material und Medikamente in den nördlichen Gazastreifen gebracht, wie der Palästinensische Rote Halbmond in einer Erklärung mitteilte.

Die Einreise von Ägypten in den Gazastreifen erscheint, wie ein CNN-Bericht nahelegt, dennoch anhaltend hürdenreich. Nach Angaben des US-Senders seien am Sonntag etwa etliche Lastwagen, die an sich bereits am Vortag den Grenzübergang passiert haben, weiter durch einen von Israel eingerichteten Kontrollpunkt geschleust worden. Geht es nach dem Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästinaflüchtlinge, sei auch die zuletzt deutlich verstärkte Hilfe weiterhin nur ein „Tropfen auf den heißen Stein“.