Israelische Soldaten steigen aus einem Panzer
APA/AFP/Gil Cohen-Magen
Katar

Gaza-Waffenruhe wird verlängert

Wenige Stunden vor Ablauf der zunächst auf vier Tage angelegten Feuerpause im Gaza-Krieg haben Israel und die islamistische Hamas sich nach Darstellung Katars auf eine Verlängerung geeinigt. Die seit Freitag geltende Feuerpause werde um zwei Tage verlängert, teilte Madschid al-Ansari, Sprecher des katarischen Außenministeriums, am Montag mit. Israels Armee zufolge wurde am Abend zudem eine weitere Gruppe von Geiseln dem Roten Kreuz übergeben.

Elf Geiseln seien am Montag in die Obhut der Mitarbeitenden des Roten Kreuzes übergeben worden, teilte die israelische Armee mit. Die Hamas bestätigte, sich mit Katar und Ägypten auf eine zweitägige Verlängerung geeinigt zu haben. „Mit den Brüdern in Katar und Ägypten wurde eine Vereinbarung getroffen, die vorübergehende humanitäre Waffenruhe um zwei weitere Tage zu verlängern, unter den gleichen Bedingungen wie bei der vorherigen Waffenruhe“, sagte ein Hamas-Vertreter in einem Telefonat mit der Nachrichtenagentur Reuters.

Das Weiße Haus bestätigte die Einigung zur Verlängerung der Feuerpause. Der israelische Militärsprecher Daniel Hagari sagte dazu laut Times of Israel: „Nichts ist endgültig, bis es tatsächlich passiert.“

Guterres besorgt

Die verlängerte Feuerpause im Gaza-Krieg wird UNO-Generalsekretär Antonio Guterres zufolge nicht ausreichen, um die benötigte Hilfe in den Gazastreifen zu bringen. Es sei „dramatisch“, was die Bevölkerung dort benötige. Guterres sprach von der Hoffnung, dass weitere Grenzübergänge geöffnet werden könnten.

Zuvor verlautete es aus dem Büro von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, dass Israel eine Liste mit den Namen von Geiseln erhalten habe. Israel und die Hamas sollen laut Medienberichten unzufrieden damit sein. „Verhandlungen über die Liste derjenigen, die freigelassen werden sollen (…), gehen weiter“, teilte das Büro von Netanjahu am Montag mit.

Tim Cupal (ORF) über Feuerpause

Welche Chance die Feuerpause für beide Seiten bietet, weiß Tim Cupal.

Berichte über „Probleme“ mit Liste

Ein Vertreter der Hamas im libanesischen Beirut teilte mit, dass Anmerkungen an die katarischen und ägyptischen Vermittler weitergeleitet worden seien. Laut einem von der Nachrichtenagentur Reuters namentlich nicht genannten Beamten sind noch „geringfügige Probleme“ mit der Liste zu lösen. Die katarischen Vermittler arbeiteten daran, die Bedenken beider Seiten auszuräumen und Verzögerungen zu vermeiden, hieß es.

Nach ägyptischen Angaben sollen am Montag voraussichtlich elf im Gazastreifen festgehaltene israelische Geiseln freikommen. Der Ägyptische Staatsinformationsdienst (SIS) teilte am Nachmittag mit, es werde darüber verhandelt, im Gegenzug 33 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen zu entlassen.

Offenbar einige Inhaftierte als Streitpunkt

Der Zeitung „Haaretz“ zufolge berichten palästinensische Quellen, dass einer der Streitpunkte zwischen Israel und der Hamas über die Liste sechs Inhaftierte betrifft, die vor dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober festgenommen wurden. Den Quellen zufolge seien sie nicht auf jener Liste gestanden, die Israel der Gegenseite am Sonntag vorlegte – so ist es unklar, ob eine Freilassung am Montag erfolgen könne.

Ein israelischer Regierungssprecher wollte sich zu den Medienberichten nicht äußern. Ein Vertreter der Hamas im libanesischen Beirut teilte mit, dass Anmerkungen an die katarischen und ägyptischen Vermittler weitergeleitet worden seien.

Freigelassene Palästinenser in einem Fahrzeug des Roten Kreuz
APA/AFP/Fadel Senna
Aus der Haft freigelassene Palästinenser in einem Fahrzeug des Roten Kreuzes

Medien: Elf Geiseln auf Liste

Bei den freizulassenden Hamas-Geiseln soll es sich laut israelischen Medienberichten um elf Personen handeln. Der Sprecher der israelischen Regierung, Eilon Levi, sagte am Montag, es würden noch 184 Geiseln im Gazastreifen festgehalten. Davon seien 14 Ausländer sowie 80 israelische Doppelstaatsbürger.

Es wäre die vierte Gruppe an Geiseln, die seit Beginn der Feuerpause am Freitag im Gegenzug für die Freilassung von Palästinenserinnen und Palästinensern aus israelischen Gefängnissen freikommen würden. Bisher kamen 58 Geiseln frei. Im Gegenzug für die freigelassenen Geiseln wurden bisher 117 inhaftierte Palästinenser aus dem Gefängnis entlassen.

Freigelassene Geisel in Lebensgefahr

Unterdessen schwebt israelischen Medienberichten zufolge eine der am Sonntag freigelassenen Geiseln in Lebensgefahr. Die 84-jährige Frau sei in einem lebensbedrohlichen Zustand in eine israelische Klinik gebracht worden, hieß es unter Berufung auf das Krankenhaus in Beer Scheva. Zugleich wurden Details zum Schicksal eines vierjährigen von der Hamas freigelassenen Mädchens mit US-israelischer Doppelstaatsbürgerschaft bekannt.

Gaza-Waffenruhe wird verlängert

Wenige Stunden vor Ablauf der zunächst auf vier Tage angelegten Feuerpause im Gaza-Krieg haben Israel und die islamistische Hamas sich nach Darstellung Katars auf eine Verlängerung geeinigt. Die seit Freitag geltende Feuerpause werde um zwei Tage verlängert, teilte Madschid al-Ansari, Sprecher des katarischen Außenministeriums, am Montag mit. Israel kontaktierte indes Angehörige jener Geiseln, die im Laufe des Abends freigelassen werden sollen.

Mädchen lag unter Leiche des Vaters

Das Mädchen musste vor seiner Verschleppung in den Gazastreifen die Ermordung ihrer beiden Eltern mit ansehen. Am 7. Oktober war die damals Dreijährige mit ihren beiden zehn und sechs Jahre alten Geschwistern zu Hause an der Grenze zum Gazastreifen, als die Terroristen der Hamas einfielen und vor den drei Kindern die Mutter erschossen.

Als sich ihr Vater schützend über seine Tochter legte, sei auch er erschossen worden, berichteten US-Medien. Ihre Geschwister überlebten, weil sie sich in einem Kasten versteckten, wo sie 14 Stunden lang ausgeharrt hätten, bevor sie gerettet wurden, hieß es.

Ihre kleine Schwester, die zunächst für tot gehalten worden sei, sei unter der Leiche ihres Vaters hervorgekrochen und zum Haus eines Nachbarn gerannt, zitierte die „Washington Post“ eine Verwandte des Mädchens. Die Terroristen griffen sich dort das Mädchen zusammen mit der fünfköpfigen Nachbarsfamilie und verschleppten sie. Am Freitag wurde das Mädchen in Gefangenschaft vier Jahre alt.

Erste Berichte der heimgekehrten Geiseln

Unterdessen gibt es in israelischen Medien Berichte über die Bedingungen, unter denen die Verschleppten leben mussten. Nach Angaben einiger Angehörigen seien ihre Verwandten während ihrer Gefangenschaft im Gazastreifen nicht misshandelt worden. Die Bedingungen der Geiselhaft wurden als hart beschrieben. Die Menschen hätten sich selbst Essen zubereitet, hieß es in Medien – an einigen Tagen habe es gar nichts zu essen gegeben.

Beim Zugang zu Toiletten soll es Probleme gegeben haben. Es habe außerdem keine Liegen oder Betten gegeben, geschlafen worden sei auf Bänken oder zusammengeschobenen Sesseln. Die Menschen seien während ihrer fast siebenwöchigen Geiselhaft nicht immer in unterirdischen Räumen festgehalten worden – und hätten immer wieder den Aufenthaltsort wechseln müssen. Die Wachen hätten einigen der Geiseln erlaubt, manchmal israelisches Radio zu hören. Andere Geiseln waren dagegen von der Außenwelt abgeschnitten und ahnungslos.

Der Chef der islamistischen Hamas im Gazastreifen, Dschihia al-Sinwar, soll israelische Geiseln nach ihrer Entführung in den Küstenstreifen besucht haben. Das israelische Fernsehen berichtete das am Montag unter Berufung auf eine freigelassene Geisel. „Ihr seid hier am sichersten, euch wird nichts geschehen“, habe er gesagt. Der Bericht lässt sich nicht unabhängig überprüfen.

Haftbedingungen „demütigend“

Wie in den vorangegangenen Tagen des Austauschs zwischen Geiseln und Gefangenen gingen auch am Sonntagabend im Westjordanland – wohin die Gefangenen zunächst zurückgebracht werden – viele Menschen auf die Straße, um die Busse mit den freigelassenen Gefangenen zu begrüßen.

Die Haftbedingungen seien „demütigend“ gewesen, wie Sarah al-Suwaisa, eine der freigelassenen 39 palästinensischen Gefangenen, gegenüber der BBC angab. Pfefferspray sei gegen Gefangene eingesetzt worden, auch seien sie in „dunkle Räume“ gesperrt worden, sagte sie, ohne weitere Angaben zu machen. Die Häftlinge hätten unter Kälte gelitten.

USA: Wohl nicht alle Geiseln in Gaza in Händen der Hamas

Unterdessen geht die US-Regierung davon aus, dass nicht alle der in den Gazastreifen verschleppten Geiseln von der Hamas festgehalten werden. „Wir glauben, dass nicht alle Geiseln in den Händen der Hamas sind“, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, Montagfrüh (Ortszeit) im US-Fernsehen. Es sei davon auszugehen, dass es andere Gruppen gebe, die einige der Geiseln festhalten.

Mit Blick auf eine mögliche Verlängerung der Feuerpause, um mehr Geiseln gegen palästinensische Häftlinge aus Israel freizubekommen, sagte Kirby, dass die Hamas-Terroristen dafür auch diese Geiseln finden und holen müssten. Kirby nannte keine Zahl von Geiseln, die möglicherweise in der Hand anderer Gruppen sind. Der Sender CNN berichtete unter Berufung auf nicht namentlich genannte diplomatische Quellen von schätzungsweise 40 Geiseln.