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Reuters/Amr Alfiky
COP28 in Dubai startet

Vage Hoffnungen, schwierige Ausgangslage

Am Donnerstag beginnt in Dubai die UNO-Klimakonferenz (COP28). Dort soll unter anderem der Stand der Bemühungen, die Erderwärmung zu begrenzen, überprüft werden. Aktuellen Berichten zufolge ist die Welt weit davon entfernt, die 2015 in Paris vereinbarten Klimaschutzziele zu erreichen. Viele umstrittene Themen stehen auf der Agenda, trotzdem hofft man auf Fortschritte, was die internationale Zusammenarbeit im Kampf gegen die Klimakrise angeht.

Zu der Konferenz wird nach Angaben der Vereinigten Arabischen Emirate eine Rekordzahl von rund 70.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern erwartet – darunter Delegationsmitglieder, Aktivisten, Lobbyisten, Unternehmensvertreter und Journalisten.

Aus Österreich wäre Bundespräsident Alexander Van der Bellen zum Auftakt nach Dubai gereist, wo er neben seiner offiziellen Rede auch zu einem Gespräch mit UNO-Generalsekretär Antonio Guterres zusammentreffen sollte. Krankheitsbedingt musste Van der Bellen seine Teilnahme kurzfristig absagen, hieß es von der Präsidentschaftskanzlei am Donnerstag.

Klimakonferenz in Dubai

Am Donnerstag startet die COP28 in Dubai. Durchgesickerte Dokumente zeigen, dass die Klimakonferenz für lukrative Öl- und Gasdeals genutzt werden soll.

Guterres forderte am Mittwoch eine Verpflichtung zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen. „Natürlich bin ich sehr für einen Text, der den Ausstieg beinhaltet“, sagte Guterres der Nachrichtenagentur AFP vor dem Abflug nach Dubai. Er warnte vor einer „totalen Katastrophe“, wenn die Menschheit ihren derzeitigen Kurs beibehalte.

Österreichische Prioritäten in Dubai

Vonseiten der Regierung werden Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) und Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) vertreten sein. Brunner wird bereits ab Freitag für den österreichischen Ansatz des „Green Budgeting“ werben, also die Sammlung von Daten über die ökologische Wirkung von Maßnahmen, um künftige Budgetentscheidungen darauf abstimmen zu können.

Weltklimakonferenz

Bei der Conference of the Parties (COP) kommen die EU und die 197 beteiligten Staaten zusammen, die 1992 in Rio de Janeiro die UNO-Rahmenkonvention zum Klimawandel unterzeichnet haben. Die COP findet jährlich in einer anderen Stadt statt, die zweiwöchigen Verhandlungen dienen der Formulierung eines Beschlusstextes.

Gewessler reist mit ihrem Team von 7. bis 14. Dezember nach Dubai – der Rückflug ist erst zwei Tage nach dem offiziell angesetzten Ende geplant, weil es in den vergangenen Jahren stets zu großen Verzögerungen beim Finalisieren des Abschlusstextes gekommen ist. „Ich bin realistisch – ambitionierte Einigungen werden heuer nicht einfach“, sagte Gewessler vor ihrer Abreise.

Beim schnelleren Ausbau von erneuerbaren Energien und dem Ziel von mehr Energieeffizienz sei Gewessler deutlich zuversichtlicher. Doch das reiche nicht aus. Ihr Motto laute: „Rein in das Zeitalter der grünen Energie – aber auch raus aus dem Zeitalter von Öl, Gas und Kohle.“

Dafür wolle sie sich einsetzen. Insgesamt umfasst die österreichische Delegation über 40 Personen. Neben Expertinnen und Experten der Ministerien sind auch Wissenschaftler, Mitglieder von Interessensvertretern, NGOs und Jugenddelegierte in Dubai. Die Delegation wird heuer erstmals von Cornelia Jäger geleitet: Jäger folgte auf Helmut Hojesky, der nach 27 COPs in Pension ging.

Kritik an Gastgeberland Dubai

Dass mit Sultan Ahmed al-Dschaber der Chef des emiratischen Ölkonzerns ADNOC die COP-Präsidentschaft übernommen hat, erregte viel Kritik. Andere sehen darin eine Chance, mit allen Beteiligten über eine Energiewende zu sprechen. Der künftige Umgang mit fossilen Energieträgern wird in jedem Fall auch in Dubai wieder viel Diskussionsstoff liefern.

Die emiratische COP-Präsidentschaft hat dazu konkrete Vorstellungen. Bereits bis 2030 sollen demnach weltweit der Ausbau der erneuerbaren Energien verdreifacht und die Energieeffizienz sowie die Produktion von grünem Wasserstoff verdoppelt werden.

Heikle Debatten über finanzielle Unterstützung

Wie immer wird es auch in Dubai heftiges Gezerre um das Geld geben. Angesichts der zunehmenden klimabedingten Dürren, Stürme und Überschwemmungen fordern stärker betroffene Länder mehr Geld für die Anpassung an den Klimawandel und seine Bekämpfung.

Damit der im vergangenen Jahr beschlossene neue Fonds für bereits auftretende Klimaschäden nicht nur auf dem Papier existiert, sind auch hier hohe Finanzzusagen notwendig. Außerdem müssen Struktur und Verwaltung des Fonds noch konkret ausgestaltet werden.

COP-Präsident Dschaber beschwor die Konferenzteilnehmer am Wochenende in einem AFP-Interview, die Verhandlungen in Dubai seien „die folgenreichste COP seit Paris“ und müssten ein „Wendepunkt“ im konkreten Kampf gegen die Klimakrise sein.

Handlungsdruck ist hoch

Der Handlungsdruck ist jedenfalls hoch. Das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, wird immer unrealistischer, warnte zuletzt die UNO. Die britische Sonntagszeitung „The Observer“ sieht in der COP28 „praktisch die letzte Chance für die Menschheit zu einer Kursänderung und für die Delegierten, sich darauf zu verständigen, wie unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen beendet werden soll“.

Dschaber will nach eigener Aussage dazu beitragen, das 1,5-Grad-Ziel „in Reichweite zu halten“. Er werde „mit allen zusammenarbeiten, einen Plan … entwickeln, der erreichbar, umsetzbar, realistisch und pragmatisch ist und der echte Ergebnisse liefert“. Ob seine Präsidentschaft zu ähnlich bedeutsamen Zusagen wie 2015 bei der Verabschiedung des Pariser Klimaabkommens führt, wird sich ab dem 12. Dezember weisen.