Satellitenbild von der Meeresenge
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Rotes Meer

Huthis drohen allen Schiffen mit Ziel Israel

Nachdem die jemenitischen Huthi-Rebellen zuletzt ein Schiff im Besitz von Israelis vorübergehend gekapert hatten, weiten sie nun ihre Drohung aus: Alle Schiffe im Roten Meer auf dem Weg nach Israel seien ab sofort ein „legitimes Ziel“. Hinter den Huthi-Rebellen steht der Iran, der damit den Krieg zwischen Israel und der Hamas zu einem regionalen zu eskalieren droht.

Konkret kündigten die schiitischen Rebellen im Jemen an, künftig Schiffe jeglicher Nationalität, deren Zieldestination Israel ist, an der Durchfahrt im Roten Meer zu hindern. In einer Erklärung von heute Abend hieß es, nur Frachtern, die Hilfsgüter für Gaza lieferten, würde die Durchfahrt gewährt. Alle anderen würden zu „legitimen Zielen unserer Streitkräfte“.

Die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen greifen Israel seit Ausbruch des Gaza-Krieges immer wieder unter anderem mit Drohnen und Raketen an. Zuletzt hatten sie auch mehrfach Schiffe im Roten Meer attackiert und einen Tanker gekapert, bevor er von US-Truppen befreit wurde. Dabei handelte es sich um Schiffe, die teils oder ganz im Besitz von Israelis waren. Ab sofort wollen die Huthis alle Schiffe mit der Zieldestination Israel, egal im Besitz welchen Konzerns sie sich befinden, angreifen. Die Huthis bauten ihr Waffenarsenal in den vergangenen Jahren mit Unterstützung des Iran deutlich aus.

Einer der weltweit wichtigsten Schiffswege

An der jemenitischen Küste vorbei führt einer der wichtigsten Schifffahrtswege der Welt vom und zum Sueskanal in Ägypten. Dieser Kanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet damit die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg von Asien nach Europa. Etwa zehn Prozent des gesamten Welthandels laufen über das Rote Meer.

Eine französische Fregatte fing zuletzt am Samstag nach Armeeangaben im Roten Meer zwei aus dem Jemen abgefeuerte Drohnen ab. Die Drohnen seien am späten Samstagabend von der Küste aus in Richtung der „Languedoc“ geflogen, teilte der französische Generalstab mit. Sie seien als Bedrohung eingeschätzt und zerstört worden.

US-Flugzeugträger als Gegengewicht

Die USA haben zur Unterstützung Israels einen Flugzeugträger und andere Navy-Schiffe im Roten Meer stationiert. Die Navy schoss bereits mehrere von den Huthis auf Israel und andere Schiffe abgefeuerte Raketen und Drohnen ab.

Erst vor wenigen Tagen verhängte Washington wegen der Angriffe auf Handelsschiffe Sanktionen gegen die Huthi-Rebellen. Diese richteten sich gegen 13 Personen und Einrichtungen, denen die USA vorwerfen, die Huthis mit Geld aus dem Verkauf und Versand iranischer Waren zu versorgen, teilte das US-Außenministerium am Donnerstag mit.

Es handle sich um ein „komplexes Netz von Wechselstuben und Unternehmen“ in verschiedenen Ländern. Das US-Finanzministerium sprach von Dutzenden Millionen US-Dollar, die die Rebellen bekommen hätten.

„Unterstützung aus dem Iran“

„Die Huthis erhalten weiterhin Finanzmittel und Unterstützung aus dem Iran, und das Ergebnis ist nicht überraschend: grundlose Angriffe auf die zivile Infrastruktur und die Handelsschifffahrt, die die Sicherheit auf See stören und den internationalen Handel bedrohen“, teilte die US-Regierung mit. Als Folge der Sanktionen werden mögliche Vermögenswerte der Betroffenen in den USA gesperrt. US-Bürgern oder Menschen, die sich in den Vereinigten Staaten befinden, sind Geschäfte mit den sanktionierten Firmen und Personen untersagt.

„Billige“ Strategie des Iran

Die Huthi-Rebellen haben mit den Angriffen auf Israel selbst nichts zu gewinnen. Sehr wohl aber der Iran, der damit beinahe alle seine regionalen Alliierten gegen Israel, dessen Vernichtung Teheran offiziell anstrebt, in Stellung gebracht hat. Neben der Hamas – die den Angriff am 7. Oktober allerdings ohne Abstimmung mit Teheran ausgeführt haben dürfte – greift seitdem auch die Hisbollah-Miliz vom Libanon aus Israel an. Vom Süden versuchen die Huthi-Milizen, Israel unter Druck zu setzen. Der Iran selbst riskiert dabei vorerst gar nichts. Israel ist mit Hamas und Hisbollah zu sehr beschäftigt. Die USA wiederum haben kein Interesse an einer Ausweitung zu einem regionalen Konflikt.

Militärisch sind die Huthis derzeit – aufgrund ihrer Ausstattung und ohne direkte Grenze – keine größere Gefahr für Israel. Es musste allerdings Teile seiner Flug- und Raketenabwehrkapazitäten in den Süden zum Schutz der Küstenstadt Eilat verlegen.

Gefahr für internationale Schifffahrt

Ein Opfer ist der internationale Handel. Die nunmehrige Drohung könnte internationale Frachtkonzerne vermehrt dazu bringen, andere Routen als jene durch das Rote Meer und den Sueskanal zu nehmen. Das würde wirtschaftlich wiederum Ägypten besonders stark treffen, das ohnehin bereits mit einer schweren Wirtschaftskrise zu kämpfen hat. Die Gebühren aus der Schifffahrt durch den Kanal sind neben dem Tourismus die wichtigsten Devisenbringer für das Land.