Verhandlunsteam der GPA hält ein Transparent mit Forderungen hoch
APA/Max Slovencik
Streit über Handels-KV

Nächste Proteste für Montag angekündigt

Nach dem abermaligen Scheitern der KV-Verhandlungen im Handel kommt es gleich Montagfrüh zu neuen Arbeitnehmerprotesten, zum Teil auch im öffentlichen Raum. So werden jeweils in der Früh Streiks im Shopping Nord in Graz und im Gewerbepark Ansfelden in Oberösterreich durchgeführt. Das kündigte die Gewerkschaft GPA am Sonntag an.

Der Protest der Gewerkschaft soll – zumindest in Graz – nicht nur auf die Geschäfte beschränkt bleiben. So sind für die Früh auch Aktionen auf der Wiener Straße und der Weinzöttlstraße geplant. Schon in den Wochen zuvor wurden die schwierig verlaufenden Handels-KV-Gespräche von Betriebsversammlungen, öffentlichen Kundgebungen und Warnstreiks im Weihnachtsgeschäft begleitet. Laut Gewerkschaft soll der Protest jetzt aber noch einmal verschärft werden.

Erst einmal dahin war der Weihnachtsfrieden in der sehr diversen Branche dann in der Nacht auf Samstag. Da wurde auch die sechste Verhandlungsrunde zum neuen Handelsangestellten-Kollektivvertrag ergebnislos beendet. Gewerkschaft und Wirtschaftskammer fanden bei einem fast zehnstündigen Verhandlungsmarathon keinen Abschluss. Einen neuen Gesprächstermin gibt es bisher noch nicht.

Noch kein Termin für weitere Gespräche

Es sei an den „wirtschaftlichen Rahmenbedingungen“ gescheitert, hatte WKÖ-Handelsobmann Rainer Trefelik nach dem Verhandlungsabbruch gesagt. „Wir haben verschiedenste Varianten durchgerechnet“, so Trefelik. Ein Gehaltsplus von 8,2 Prozent wäre „vorstellbar gewesen“, mehr sei „nicht leistbar“ für die Betriebe. Die rollierende Inflation von Oktober 2022 bis September 2023 lag bei 9,2 Prozent.

Die gewerkschaftliche Chefverhandlerin Helga Fichtinger kritisierte „die Hinhaltetaktik“ der Arbeitgeber. „Das ist nicht fair.“ Die Gewerkschaft hatte nach eigenen Angaben einen sozial gestaffelten Gehaltsabschluss zwischen 8,58 und 9,38 Prozent vorgeschlagen. Das wäre im Schnitt ein Gehaltsplus von 8,96 Prozent.

Auch eine Öffnungsklausel für Betriebe in wirtschaftlichen Schwierigkeiten lag offenbar auf dem Tisch. Laut Gewerkschaft haben die Arbeitgeber nur ein Plus von acht Prozent plus zehn Euro angeboten. Gewerkschafterin Fichtinger drängt nun auf Gespräche auf „höherer Ebene“, etwa zwischen ÖGB-Chef Wolfgang Katzian und Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer.

Freiwillige Erhöhung empfohlen

Aufgrund der gescheiterten Verhandlungen empfiehlt die WKÖ-Bundessparte Handel ihren Mitgliedsbetrieben nun eine freiwillige Erhöhung der kollektivvertraglichen Mindestgehälter um acht Prozent. Das unterstützt der Handelsverband. Eine Empfehlung biete aber „keine Rechtssicherheit“, kritisierte Fichtinger.

Beim Handels-KV geht es um die Gehälter von 430.000 Angestellten und 15.000 Lehrlingen. Es ist der größte Branchenkollektivvertrag in Österreich. Knapp zwei Drittel der 430.000 Angestellten sind Frauen, im Einzelhandel liegt der Frauenanteil noch etwas höher. Knapp 60 Prozent der Frauen im Handel arbeiten Teilzeit, bei Männern liegt die Teilzeitquote bei nur rund 13 Prozent.

Keine Einigung auch beim KV für Handelsarbeiter

Neben den rund 430.000 Angestellten sind im Handel auch 150.000 Arbeiterinnen und Arbeiter beschäftigt. Bei ihnen wurde die zweite Runde am Donnerstag ebenfalls ohne Ergebnis beendet. Laut der Gewerkschaft vida legte die Arbeitgeberseite ein Angebot von acht Prozent vor. „Das war zu wenig und hat nicht einmal die den Verhandlungen zugrunde liegende rollierende Inflation in Höhe von 9,2 Prozent abgedeckt“, so die Gewerkschaft.

Nun sollen die Gewerkschaftsmitglieder mittels einer Umfrage zur weiteren Vorgehensweise in den Verhandlungen sowie über die Vorbereitung von Kampfmaßnahmen befragt werden. Normalerweise orientiert sich der Handelsarbeiter-KV-Abschluss am Handelsangestellten-Gehaltsabschluss.