Rene Benko 2019 in Abu Dhabi
APA/Helmut Fohringer
Berichte

Arabischer Staatsfonds klagt Benko

Der Staatsfonds von Abu Dhabi, Mubadala, verlangt offenbar mehr als eine Milliarde Euro für Investitionen vom Signa-Firmennetzwerk und dessen Gründer Rene Benko zurück. Das berichteten „profil“ und „Süddeutsche Zeitung“ („SZ“) am Mittwoch unter Verweis auf Unterlagen des Sanierungsverwalters der Signa Holding. Laut Bericht brachte die Investmentgesellschaft entsprechende Schiedsklagen gegen die Gesellschaft ein. Signa war für die APA kurzfristig nicht erreichbar.

Aktiv wurde Mubadala offenbar unmittelbar nach der Insolvenz der Signa Holding: So hätten drei mit dem Unternehmen verflochtene Gesellschaften Anfang Dezember eine Klage über 713 Millionen Euro eingebracht, von der auch die „Krone“ (Onlineausgabe) berichtet.

In dem Bericht, der „profil“ und „SZ“ vorliegt, werde zudem ein zweites Schiedsverfahren angeführt. Die Am 1 Real Estate Investment Management SCSP mit Sitz in Luxemburg, die ebenfalls Mubadala zugerechnet wird, fordere von Signa weitere 296 Millionen Euro. Damit würden die Geldgeber um den Staatsfonds Mubadala gesamt rund eine Milliarde Euro von Signa und von Benko persönlich verlangen.

Für Benko „ungemütliche Summe“

Das sei selbst für Benko eine „ungemütliche Summe“, die die Sanierung der Signa Holding enorm erschweren könnte, schreibt die „SZ“. Im Bericht des Sanierungsverwalters Christof Stapf würden die drei Gesellschaften des Staatsfonds Mubadala einstweiligen Rechtsschutz gegen „mehrere Signa-Gesellschaften“ sowie „Herrn Rene Benko ad personam“ begehren. Als Grund wird eine „Verletzung von Bedingungen aus Finanzierungsvereinbarungen“ angegeben.

Aus den Unterlagen gehe hervor, dass die Sanierer der Signa Holding um Insolvenzverwalter Stapf eine Prozesssperre nach österreichischem Recht beantragt haben. Das dürfte aber nur Ansprüche an die insolvente Signa Holding betreffen und nicht persönliche Haftungen oder Forderungen gegenüber anderen, solventen Gesellschaften, so das „profil“.

In beiden Eilschiedsverfahren kommt das internationale Handelsrecht zur Anwendung. Sollte Mubadala vor dem internationalen Schiedsgericht Erfolg haben und Vermögenswerte von Signa und Benko zugesprochen bekommen, könnte das weitere Klagen von internationalen Geldgebern von Signa nach sich ziehen, die in der Folge nicht vor nationalen Gerichten in Österreich oder Deutschland ausgefochten werden, schreibt das „profil“.

Arabischer Staatsfonds klagt Benko

Der Staatsfonds von Abu Dhabi, Mubadala, verlangt offenbar mehr als eine Milliarde Euro für Investitionen vom Signa-Firmennetzwerk und dessen Gründer Rene Benko zurück. Der Staatsfonds hat entsprechende Schiedsklagen eingebracht.

Bauträgerfirma beantragte Sanierungsverfahren

Am Mittwoch wurde außerdem bekannt, dass eine weitere Firma der Signa-Gruppe vor der Insolvenz steht. Die Bauträgertochter BAI Bauträger Austria Immobilien GmbH der nicht insolventen Signa Development beantragte am Handelsgericht Wien die Eröffnung eines Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung, wie der Alpenländische Kreditorenverband und der Kreditschutzverband KSV1870 am Mittwochabend mitteilten.

Schulden bei 273 Gläubigern

Am Dienstag war die mit Spannung erwartete erste Gläubigerversammlung der strauchelnden Signa in Wien über die Bühne gegangen. Das verschachtelte Reich von Benko schuldet 273 Gläubigern Geld, die Gesamtverbindlichkeiten belaufen sich auf rund fünf Milliarden Euro. Eines dürfte schon fix sein: Vorerst kann die Signa die Sanierung in Eigenverwaltung fortführen.

Die Signa Holding steht zudem vor dem Verkauf von prestigeträchtigen Objekten und Investitionen. Wie Stapf am Dienstag nach der Gläubigerversammlung mitteilte, liefen Gespräche über den Ausstieg aus Beteiligungen wie dem Chrysler Building in New York. Trennen will man sich auch von den Medienbeteiligungen und dem firmeneigenen Privatjet.

Größte Pleite in Österreichs Wirtschaftsgeschichte

Die Insolvenz der Signa Holding ist nach Gesamtverbindlichkeiten von rund fünf Milliarden Euro die bisher größte Pleite in Österreichs Wirtschaftsgeschichte. Bisher wurden Forderungen in Höhe von 1,13 Milliarden Euro angemeldet. In Deutschland haben zudem kleinere Signa-Töchter Insolvenzanträge gestellt. Insider gehen davon aus, dass noch weitere Firmen folgen werden.

Steigende Zinsen und Baukosten sowie sinkende Immobilienbewertungen und Rückgänge im Handelsgeschäft lösten die Insolvenz aus. Besonders der Zinsanstieg traf die Gruppe hart, denn die Immobilien wurden großteils mit Krediten finanziert, viele davon mit variablen Zinsen. Benko habe „3,6 Milliarden Euro von 6,7 Milliarden Euro Kreditvolumen mit variablen Zinsen geführt. Das ähnelt Casino, Glücksspiel“, sagte der Hamburger Ökonom Nikolaj Schmolcke gegenüber der Münchner „Abendzeitung“.