Boeing 737 MAX
Imago/Xinhua
Schrauben locker

Mängel bei weiteren Boeings entdeckt

Mängel an Flugzeugen wie jenem, bei dem im Flug ein Rumpfteil herausgebrochen ist, könnten kein Einzelfall sein. US-Airlines haben offenbar bei anderen Maschinen des Typs Boeing 737 Max 9 lose Schrauben und Teile entdeckt. Alle diese Flugzeuge müssen bis auf Weiteres auf dem Boden bleiben und gründlich untersucht werden.

Dem Hersteller Boeing droht Ärger mit seiner 737 Max 9, wenn sich Hinweise verdichten sollten, dass es weitere Maschinen des Typs mit Problemen geben sollte. Auch bei anderen Flugzeugen des Typs fand die US-Fluggesellschaft United Airlines eigenen Angaben zufolge lose Schrauben an jenem Rumpfteil, der vor wenigen Tagen während des Fluges herausgebrochen war.

Eine United-Sprecherin machte am Montag (Ortszeit) keine Angaben dazu, bei wie vielen Flugzeugen das Problem seit den ersten Inspektionen festgestellt wurde. Laut Website The Air Current wurden lose Schrauben bei mindestens fünf United-Maschinen entdeckt. Auch der Konkurrent, die Fluggesellschaft Alaska Airlines, meldete lose Teile an Boeings 737 Max 9.

Mitarbeiter des NTSB überprüft das beschädigte Flugzeug
APA/AFP/Getty Images
Experten untersuchen die Schäden am Flugzeugrumpf

Maschinen bleiben auf dem Boden

Die US-Luftfahrtaufsicht (FAA) hatte am Wochenende angeordnet, Flugzeuge des Typs auf dem Boden zu lassen und zu inspizieren. Der betroffene Bauteil verschließt bei der Modellvariante eine nicht benötigte Türöffnung. Bei einem Flug von Alaska Airlines am Freitag brach das Element plötzlich kurz nach dem Start im Steigflug heraus und riss ein Loch in die Fahrgastkabine.

Die 171 Passagiere auf dem Alaska-Flug am Freitag kamen weitgehend mit dem Schrecken davon. Experten zufolge ist das auch glücklichen Umständen zu verdanken: Niemand saß unmittelbar bei dem herausgebrochenen Teil, und alle Passagiere waren im Steigflug noch angeschnallt.

Flugzeugkonzern Boeing unter Druck

Das Beinahe-Unglück einer Boeing hat Folgen für das Unternehmen. Vor vier Tagen brach bei einem Flug mit dem Typ Boeing 737 Max in knapp 5.000 Meter Höhe ein großes Stück aus der Kabinenwand aus. Nach diesem Vorfall steht das Unternehmen stark unter Druck

Inspektion nach Checkliste

United und Alaska begannen noch nicht mit den von der FAA vorgeschriebenen offiziellen Inspektionen, weil dafür die nötigen Unterlagen formalisiert werden müssen. Zuvor hatte die FAA erklärt, sie habe den Betreibern eine Checkliste zur Verfügung gestellt, an die sie sich bei Inspektionen halten sollten.

Die Airlines fingen aber bereits damit an, Sitzreihen zu entfernen und die Innenverkleidung abzunehmen, um an die Stelle am Flugzeugrumpf zu kommen. Eine Tür an der betroffenen Stelle statt der Abdeckung ist bei Konfigurationen der 737 Max 9 mit mehr Sitzplätzen vorgesehen. Die kleinere Variante 737 Max 8 hat die Türöffnung nicht.

Hunderte Flüge gestrichen

Das Flugverbot für die 737 Max 9 hat erhebliche Auswirkungen auf den Betrieb. United hat 79 Flugzeuge des Typs, Alaska laut Medienberichten 65 – und weltweit sind es gut 170 Maschinen. Beide Airlines gaben an, bis Montag insgesamt mehr als 400 Flüge gestrichen zu haben, und rechneten mit erheblichen Annullierungen auch am Dienstag.

Boeing teilte in einer Erklärung mit: „Die Sicherheit hat für uns oberste Priorität, und wir bedauern zutiefst die Auswirkungen dieses Ereignisses auf unsere Kunden und ihre Passagiere.“ In der Europäischen Union sind laut der hiesigen Behörde EASA keine Flugzeuge von Stilllegungen und Inspektionen betroffen.

Zwei Abstürze in der Vergangenheit

Vor der Wiederinbetriebnahme des Flugzeugtyps müssen alle Betreiber mögliche Nachbesserungen durchgeführt haben, die auf den Ergebnissen der Inspektionen basieren, hieß es in einer FAA-Erklärung. Die 737 Max hatte Boeing schon einmal in eine tiefe Krise gestürzt. Ende 2018 und Anfang 2019 stürzten zwei Flugzeuge bei nahezu identischen Vorfällen vor der Küste Indonesiens und außerhalb der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba ab.

Insgesamt kamen dabei 346 Menschen ums Leben. Beide Abstürze wurden durch ein fehlerhaftes Flugassistenzsystem verursacht, das die Flugzeuge letztlich trotz aller Bemühungen der Piloten zu katastrophalen Sturzflügen zwang. Mehr als eineinhalb Jahre lang mussten alle Maschinen des Typs auf dem Boden bleiben, bis alle Maschinen nachgerüstet waren.