Iran-Angriffe: Experte ortet auch Warnung an Israel

Iran-Experte Walter Posch sieht in den Angriffen des Iran auf mehrere Staaten in Nahost – darunter Syrien – auch eine Botschaft an Israel. Vor allem im iranischen Angriff auf das syrische Idlib Anfang der Woche ortete er im Gespräch mit ORF.at eine „strategische Warnung“.

Der Iran gab zuletzt an, Versammlungsorte von Kommandanten der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) getroffen zu haben, und sprach von Vergeltung unter anderem für den Terroranschlag im Iran Anfang Jänner mit mehr als 80 Toten. Der IS reklamierte diesen für sich.

Bei dem Raketenangriff auf den IS, den der Experte für glaubwürdig hält, gehe es Teheran darum zu beweisen, dass „sie 1.200 Kilometer punktgenau schießen können“. „Das ist auch die Entfernung nach Tel Aviv“, sagte Posch. Konkret werde Israel mit dem Angriff vor einer Ausweitung des Konflikts gewarnt, so Posch. Seit der Islamischen Revolution von 1979 ist Israel der erklärte Erzfeind des Iran.

„Typisch iranische Art“

Heikel ist die Situation auch nach den iranischen Angriffen auf Pakistan und den Irak: Pakistan reagierte etwa seinerseits mit Angriffen auf „Terroristenverstecke“ im iranischen Sistan-Balutschistan. „Es ist eine Phase, die jetzt – auch wenn geschossen wird – im Idealfall noch in Diplomatie und in Verhandlungen münden kann, die aber auch die Vorbereitung zu einer Klärung der Fronten, der Narrative und zu einem größeren Konflikt werden kann“, sagte Posch gestern zu ORF.at. „Es bleibt eigentlich immer noch die typisch iranische Art. Es sind Warnungen, es sind Provokationen“, so der Experte.

Zuletzt warnte der iranische Außenminister Hossein Amir-Abdollahian auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos gestern davor, dass sich die Spannungen im gesamten Nahen Osten verschärfen könnten. „Ein Ende des Genozids in Gaza wird dazu führen, dass Angriffe und Spannungen in der Region beendet werden“, sagte er.

Teheran hat seit den 1990er Jahren seine Beziehungen ausgebaut, um mit der Unterstützung schiitischer Milizen eine „Achse des Widerstands“ gegen Israel zu schaffen. Dem Verbund gehören die Hamas, die Hisbollah im Libanon und die Huthi-Rebellen im Jemen an.

Eine weitere Eskalation in der Region hält Iran-Experte Posch für möglich. „Ich glaube, dass es den Iranern nicht gelingen wird, dieses Spiel (der Provokationen, Anm.) auf ewig weiterzutreiben.“ Aktuell sei zu erkennen, dass das „Selbstvertrauen“ des Regimes im Iran „viel größer ist, als es noch vor zwei Jahren war“, und dass auch die „Raketentechnik offensichtlich besser fortgeschritten“ sei.

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