Meta CEO Mark Zuckerberg
Reuters/Nathan Howard
Meta, TikTok und X

Bei US-Anhörung gehen Wogen hoch

Sexuelle Ausbeutung, unrealistische Schönheitsstandards, Essstörungen und Suchtverhalten: In sozialen Netzwerken lauern Gefahren. Besonders Kinder und Jugendliche müssen sich mit diesen und anderen Problemen auseinandersetzen. Am Mittwoch kam es in den USA zu einer hitzigen Auseinandersetzung zwischen Senatoren und den Techunternehmen.

Die Vorstandsvorsitzenden von Technologiekonzernen wie Meta, TikTok, X (Twitter), Discord und Snap wurden von den US-Senatoren zu den Gefahren für Kinder und Teenager in ihren Onlinediensten befragt. „Herr Zuckerberg, Sie und die anderen Unternehmen (…) haben Blut an ihren Händen“, sagte der republikanische Senator Lindsey Graham in Richtung von Meta-Chef Mark Zuckerberg.

Den Konzernchefs wird vorgeworfen, nicht genug gegen die Gefahren zu tun, die Kindern bei der Nutzung von Onlineplattformen drohen, wie etwa durch Sexualstraftäter und im Zusammenhang mit Suiziden. Opfer, denen durch die Nutzung der Dienste Leid widerfahren ist, und ihre Familien waren bei der Befragung im US-Senat anwesend. Während der stundenlangen Befragung hielten Eltern, die Kinder durch Selbstmord verloren haben, schweigend Bilder ihrer toten Kinder hoch.

Zuckerberg entschuldigt sich bei Hinterbliebenen

In einer hitzigen Frage- und Antwortrunde mit Meta-CEO Zuckerberg fragte der republikanische Senator von Missouri, Josh Hawley, ob er die Opfer und ihre Familien für das, was sie durchgemacht haben, persönlich entschädigt habe. „Ich glaube nicht“, antwortete Zuckerberg. „Es sind Familien von Opfern hier“, sagte Hawley. „Möchten Sie sich bei ihnen entschuldigen?“

Zuhörer während einer Anhörung im US-Senat
Reuters/Evelyn Hockstein
Zuckerberg drehte sich zu den Eltern um und entschuldigte sich

Als die Eltern aufstanden und die Bilder ihrer Kinder hochhielten, drehte sich Zuckerberg zu ihnen um und entschuldigte sich für das, was sie durchgemacht haben. Der Meta-Chef blieb aber über die gesamte Befragung bei seiner Aussage und wiederholte, dass es die Aufgabe von Meta sei, „branchenführende Tools zu entwickeln“ und Eltern zu unterstützen.

„Wir arbeiten hart daran, Eltern und Teenagern Unterstützung und Kontrollmechanismen zu bieten, um mögliche Schäden zu verringern“, sagte Zuckerberg. Die Sicherheit junger Leute sei seit „Beginn des Internets“ eine Herausforderung gewesen, fügte er hinzu. Kriminelle würden ihre Strategien ständig weiterentwickeln. „Ihr Produkt bringt Menschen um“, sagte Hawley zu Zuckerberg, dessen Unternehmen Facebook und Instagram gehören.

TikTok und X verweisen auf Altersgrenzen

Senator Dick Durbin, der Vorsitzende der Demokraten im Justizausschuss, zitierte Statistiken, wonach die finanzielle sexuelle Erpressung, bei der ein Täter einen Minderjährigen mit Tricks dazu bringt, Fotos und Videos zu verschicken, im vergangenen Jahr sprunghaft gestiegen sei. „Dieses beunruhigende Wachstum der sexuellen Ausbeutung von Kindern wird von einer Sache angetrieben: Veränderungen in der Technologie.“

Anhörung im US-Senat
Reuters/Evelyn Hockstein
Der Justizausschuss im US-Senat übte scharfe Kritik an den Techkonzernen

Der TikTok-Chef Shou Zi Chew kündigte an, mehr als zwei Milliarden Dollar (rund 1,8 Mrd. Euro) in „Vertrauen und Sicherheit“ zu investieren. Gleichzeitig betonte er, dass TikTok auf die Durchsetzung seiner Richtlinie achtet, die Kindern unter 13 Jahren die Nutzung der App untersagt. Die Chefin von X, Linda Yaccarino, sagte, dass ihre Plattform sich grundsätzlich nicht an Kinder richte.

Snapchat war vor der Anhörung im US-Senat aus der Reihe getanzt und begann, einen Gesetzesentwurf auf Bundesebene zu unterstützen, der eine gesetzliche Haftung für Apps und soziale Netzwerke vorsieht, die Minderjährigen schädliche Inhalte empfehlen. Snap-CEO Evan Spiegel bekräftigte die Unterstützung des Unternehmens und forderte die Branche auf, den Gesetzesentwurf zu unterstützen.

Seltene Einigkeit bei Demokraten und Republikanern

Kritiker werfen den Techkonzernen seit Jahren vor, beim Schutz von Kindern und Jugendlichen versagt zu haben. Republikanische und demokratische Senatoren waren sich während der Anhörung einig, dass sowohl die Unternehmen als auch die Politik mehr gegen die Ausbeutung von Minderjährigen tun müssten.

US-Senator Lindsey Graham
Reuters/Nathan Howard
Senator Graham richtete Zuckerberg aus, dass sein Unternehmen Kinder töte

Mehr als 40 US-Bundesstaaten haben Meta bereits wegen des aus ihrer Sicht unzureichenden Schutzes insbesondere von Kindern durch den Konzern verklagt. Auch die EU-Kommission hat eine Untersuchung zu den Kinderschutzmaßnahmen von Meta und anderen Digitalkonzernen eröffnet.

Zuletzt wurden unternehmensinterne Meta-Dokumente im Rahmen einer Klage des Generalstaatsanwalts von New Mexico publik. Darin schätzt Meta, dass rund 100.000 Kinder, die seine Dienste Facebook und Instagram nutzen, täglich online sexuell belästigt werden.